powered by Motorsport.com
  • 06.06.2013 13:41

  • von Dominik Sharaf

Mikkelsen: Wer später bremst, ist mehr Ogier

Die Zukunftshoffnung aus dem Volkswagen-Stall weiß, wo er sich verbessern muss und warum ihm englische Gebetbücher in die Straßengräben treiben

(Motorsport-Total.com) - Die Gegenwart bei Volkswagen in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) heißt Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala, die Zukunft könnte den Namen Andreas Mikkelsen tragen. Der Norweger pilotiert den dritten Polo R WRC der Wolfsburger und trägt damit nicht nur maßgeblich zu seiner persönlichen Entwicklung bei, sondern auch zu der eines potenziellen Titelautos. "Man kann sagen, dass ich der Crashtest-Dummy bin", erklärt Mikkelsen gegenüber 'world-of-rallye.com' schmunzelnd.

Titel-Bild zur News: Andreas Mikkelsen

Andreas Mikkelsen sollte öfter die Finger von der Handbremse lassen Zoom

Allerdings ein verdammt schneller: Bei seinen drei Einsätzen in der Beletage des Offroad-Geschäfts in der Saison 2013 holte er immer WM-Punkte, in Griechenland sprang sogar die vorläufige Karrierebestleistung Platz vier heraus. "Unser Tempo verbessert sich von Rallye zu Rallye - das ist das Hauptziel", meint Mikkelsen, der immer mehr auf die Tube drückt: "In Portugal waren wir auf einem Kilometer noch eine Sekunde langsamer als die Spitze, in Argentinien waren es nur 0,2 oder 0,3 Sekunden."

Dabei gilt es für den 23-Jährigen, das Limit langsam zu suchen und tunlichst kein Kleinholz zu produzieren, wenn er neue Teile für die Chefpiloten aus dem eigenen Stall testet: "In Portugal ging es nur darum, ins Ziel zu kommen, in Argentinien habe ich mich in begrenztem Maße ans Limit herangetastet." Mikkelsen ist sich sicher, von der verordneten Salami-Taktik selbst zu profitieren. "Es ist eine steile Lernkurve und es geht um die langfristige Perspektive, nicht um Dinosaurier-Schritte", sagt er.

IRC als perfekte Vorbereitung

Abschauen kann er sich etwas bei den vielleicht besten Piloten der Szene, wenn er mit Ogier und Latvala das Zelt im Servicepark teilt und von den Stars eine Taxifahrt spendiert bekommt: "Ich saß bei beiden auf dem Beifahrersitz und dachte, der Unterschied wäre größer", wundert sich Mikkelsen. "Die Daten des Teams sagen aus, dass es ein ganz anderer Fahrstil sei, aber auf der Etappe habe ich keinen großen Unterschied erkannt." Dafür weiß der ehemalige Ski-Rennläufer, der sogar Teil der Junioren-Nationalmannschaft war, ganz genau, worin er sich unterscheidet.

"Anders als ich bremsen sie spät in den Kurven und nutzen die Handbremse nicht so oft. Sie fahren aber nicht seltener quer." Dazu hat Mikkelsen mit einer sprachlichen Barriere zu kämpfen, schließlich hat er mit Mikko Markkula einen finnischen Co-Piloten an seiner Seite. "Ich hatte den kompletten Aufschrieb auf Norwegisch und habe ihn auf Englisch übersetzt. Okay, mein Beifahrer konnte es lesen, aber es ist für mich schon einfacher in Erinnerung zu behalten, wenn es auf Norwegisch ist", erklärt er.

Andreas Mikkelsen

In Griechenland präsentierte sich Mikkelsen so stark wie nie zuvor Zoom

Die Sache blieb nicht ohne Folgen: "So habe ich öfter Dinge vergessen, weil es zu viele Informationen waren, wir haben dann gekürzt", berichtet Mikkelsen, der sich nach zwei Titeln in der Intercontinental Rallye Challenge (IRC), heute Rallye-Europameisterschaft (ERC), gut auf das Oberhaus vorbereitet fühlt: "Wenn ich an Petter Solberg denke, der vor einigen in der IRC in Monte Carlo gefahren ist - er hat nicht eine einzige Etappe gewonnen. Für meine Entwicklung als Fahrer war die IRC sehr gut."