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  • 16.08.2012 09:15

  • von Dominik Sharaf

Neun ist eins zu wenig: Was "Mr. Maximum Attack" Loeb rät

Rallye-Legende Markku Alen spricht exklusiv über das Erfolgsgeheimnis des Weltmeisters, Kimi Räikkönens Rallye-Ambitionen und die Karriere seines Sohnes

(Motorsport-Total.com) - Als Markku Alen sich im Jahr 1978 zum zweiten Rallye-Weltmeister der Geschichte krönte, war die Meisterschaft noch eine ganz andere. Am Start waren Autos von Porsche, Renault, Ford, Chrysler, Fiat, Datsun, Vauxhall, Opel, Holden, Peugeot und vielen mehr - die Markenvielfalt umfasste 21 Fabrikate. Die Piloten waren nicht überall dabei, drei Läufe zu gewinnen schaffte nur Alen. Die Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) des 21. Jahrtausends hat mit dem bunten Wettbewerb von damals nicht mehr viel gemein.

Titel-Bild zur News:

Wäre er Sebastien Loeb, würde er zehn Titel wollen: Markku Alen

Der 61-Jährige hofft im exklusiven Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' auf den Neuling des Jahres 2013: "Es ist wirklich wichtig, dass Volkswagen einsteigt. Ich wünsche mir, dass auch Ford und Citroen bleiben." Mit Rekord-Champion Sebastien Loeb bangt der Sport um ein weiteres Zugpferd. Alen verneigt sich vor dem Franzosen: "Schauen Sie sich doch die Rallye Finnland an: Wir sind hier zu Hause, er kommt und gewinnt. Sebastien ist als Fahrer mehr als nur fantastisch", lobt er.

Erwartungen an Räikkönen waren überzogen

Und auch wenn es seinen finnischen Landsleuten Mikko Hirvonen und Jari-Matti Latvala kaum schmecken dürfte, glaubt Alen, dass Loebs Rallye-Tage am Saisonende noch nicht gezählt sind: "Ich habe das Gefühl, dass zehn für ihn eine Runde Sache wäre und er doch noch ein Jahr dranhängt", spielt er auf die Anzahl der WM-Titel an. "Neun bedeutet doch irgendwie, dass eins fehlt. Aber wie auch immer: Er ist so fabelhaft, weil er ein Profi durch und durch ist."

Dabei glaubt der 129-fache Rallye-Teilnehmer, das Geheimnis des Erfolges ausgemacht zu haben: "Sebastien ist Franzose, er fährt mit Citroen für eine französische Marke", stellt Alen fest und hält diese Tatsache für einen nicht zu unterschätzenden Faktor. "Wir als Finnen müssen nach Italien oder nach Großbritannien, um dort zu arbeiten. Wenn du zu Hause bist, geht alles einfacher, ein Bonus", so der Mann aus Helsinki, der in seiner Karriere Ford, Fiat, Lancia, Subaru und Toyota fuhr.

Dass Kimi Räikkönen bei seinem zweijährigen WRC-Abenteuer nicht auf das Podium fahren konnte, wundert ihn nicht. "Für einen Formel-1-Fahrer ist es in einem Rallye-Auto nicht leicht. Das wäre andersherum genau das Gleiche. Ein Unterschied wie Tag und Nacht", weiß Alen, lobt aber seinen schweigsamen Landsmann und meint, dass ihm das Fahren in die Wiege gelegt sei: "Kimi ist einfach ein Naturtalent. Es wurde im Rallye-Bereich einfach zu viel von ihm erwartet."

"Kimi ist ein Naturtalent, aber es wurde zu viel von ihm erwartet." Markku Alen

Hat Anton Alen noch eine Chance?

Große Ambitionen hatte Alens Sohn Anton, der von 2007 bis 2009 in der Intercontinental Rallye Challenge (IRC) antrat und einen Lauf in Russland gewann, seitdem aber nur noch einen Gaststart beim WRC-Event in Finnland 2010 unternahm. "Jetzt besucht er die Universität, aber sein Interesse gilt noch immer dem Rallye-Sport und er ist ein schneller Bursche", erklärt ein stolzer Vater, der den Filius gerne wieder hinter dem Steuer sehen würde und ihm dabei jede Unterstützung zusichert.

Alen, der am Wochenende einen Gaststart im Scirocco R-Cup auf dem Nürburgring absolvieren wird, kennt die Tücken: "Ich hoffe, dass wir etwas finden. Aber in dieser Zeit mit ihren wirtschaftlichen Umständen ist es wirklich nicht leicht." Alen erwähnt Gespräche, die vor kurzer Zeit stattgefunden haben und Anton doch noch einmal zurück in den Sport bringen könnten: "Es ist verdammt teuer. Das wichtigste ist, ein Siegerauto zu bekommen und das ist so schwierig. Es wäre ein Traum, nochmal etwas für ihn zu finden."

Anton Alen

Ein Alen im Fiat: Die Karriere von Sohn Anton geriet ins Stocken Zoom