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  • 07.12.2008 14:19

  • von Britta Weddige

2,7 Sekunden Vorsprung: Loeb triumphiert im Wales-Krimi

In der letzten Prüfung sicherte sich Sébastien Loeb noch den Rekordsieg vor Jari-Matti Latvala - P-WRC: Andreas Aigner ist neuer Weltmeister

(Motorsport-Total.com) - Sébastien Loeb hat in Wales einmal mehr Geschichte geschrieben. Der fünfmalige Weltmeister hat seinen elften Saisonsieg geholt und damit einen neuen Rekord aufgestellt. Insgesamt war es der 47. WRC-Sieg des Citroën-Stars. Und der Franzose hat eine weitere Lücke in seiner Biografie gefüllt - erstmals konnte er beim Klassiker in Wales gewinnen. Doch die Entscheidung fiel erst auf den allerletzten Kilometern, im letzten Split der letzten Prüfung.

Titel-Bild zur News: Sébastien Loeb

Sébastien Loeb konnte die Rallye auf den letzten Kilometern für sich entscheiden

Die WRC-Saison 2008 ist mit einem furiosen Finale zu Ende gegangen. Am heutigen letzten Tag lieferten sich Loeb und Ford-Youngster Jari-Matti Latvala über alle vier Wertungsprüfungen ein atemberaubendes Duell im Sekundenbereich. Latvala, der die Rallye seit Freitagnachmittag angeführt hatte, war mit einem Vorsprung von 7,3 Sekunden auf Loeb in den Sonntag gestartet.#w1#

Krimi auf den letzten Kilometern

Doch Loeb holte eine Bestzeit nach der anderen und hatte nach der Morgenschleife seinen Rückstand auf 1,4 Sekunden verkürzt. In der vorletzten Prüfung des Tages nahm er seinem Rivalen sogar 9,2 Sekunden ab und hätte damit mit mehr als sieben Sekunden Vorsprung die Führung übernommen. Doch Loeb hatte sich einen Frühstart geleistet und bekam eine Strafe von zehn Sekunden - damit startete er mit einem Rückstand von 2,2 Sekunden in die dramatische letzte Prüfung.

Nach dem ersten und dem zweiten Split war Loeb eine Sekunde schneller als Latvala. Nach dem dritten Split hatte er zwei Sekunden gut gemacht - nun entschieden die letzten Kilometer. Und da drehte der Franzose noch einmal richtig auf. In dieser Prüfung war Loeb 4,9 Sekunden schneller als Latvala. Damit hatte er die Rallye Wales mit einem denkbar knappen Vorsprung von 2,7 Sekunden gewonnen.

"Diese Rallye war wirklich heftig. Vor allem die ersten beiden Tage waren sehr tückisch und ohne Gravelcrew war ich überhaupt nicht glücklich. Doch heute haben wir einen tollen Fight gehabt", sagte Loeb strahlen im Ziel. "Es war sehr aufregend, mit Jari-Matti um den Sieg zu fighten. Ich war immer Zweiter und habe dann auch noch in der vorletzten Prüfung diesen scheiß Frühstart gemacht. In der letzten Prüfung habe ich alles gegeben."

"Es war sehr aufregend, mit Jari-Matti um den Sieg zu fighten." Sébastien Loeb

Citroën gewinnt Markentitel

Zudem holte Teamkollege Daniel Sordo den dritten Platz, damit hat sich Citroën nach dem Fahrertitel für Loeb auch den Titel in der Markenwertung gesichert. "Das war hier unser Ziel. Dani ist Dritter - es ist ein tolles Ergebnis für das Team", so Loeb.

Latvala gab sich als fairer Verlierer. "Ich bin so gut gefahren, wie es ging, es ging einfach nicht mehr besser, mehr konnte ich nicht mehr geben. Wenn ich jetzt die Rallye verloren habe, dann kann man einfach nur sagen: Der Bessere hat gewonnen", sagte der junge Finne. Und viele sind sich sicher: In Zukunft werden sich die beiden noch viele heiße Duelle liefern, in denen Latvala dann auch die Oberhand behalten kann.

"Der Bessere hat gewonnen." Jari-Matti Latvala

Rossi ist zufrieden

Auf Platz vier hinter Sordo beendete Subaru-Pilot Petter Solberg die Rallye Wales. Sein Teamkollegen Chris Atkinson war bereits am Freitag nach einem schweren Unfall ausgeschieden. Suzuki-Pilot Per-Gunnar Andersson wurde Fünfter, Francois Duval im Stobart-Ford Sechster. Toni Gardemeister sorgte als Siebter dafür, dass Suzuki wieder mit beiden Autos in den Punkten landete. Platz acht und damit der letzte Fahrerpunkt ging an Ford-Pilot Mikko Hirvonen. Seine Chancen auf den Sieg waren bereits am Freitag nach einem Überschlag zunichte gemacht.

"Ich habe keine groben Fehler gemacht und heute war ich richtig schnell." Valentino Rossi

Alle Augen waren bei der Rallye Wales auch auf den prominenten Gaststarter Valentino Rossi gerichtet. Der Motorrad-Weltmeister schlug sich gut und beendete seinen dritten WRC-Lauf auf Rang zwölf. Sein Ziel, es in die Top 10 zu schaffen, hat er zwar nicht erreicht, Rossi war aber dennoch zufrieden: "Wir sind es richtig angegangen, zu Beginn waren wir vorsichtig und dann habe ich mich immer besser daran gewöhnt", bilanzierte der Italiener. "Ich habe keine groben Fehler gemacht und heute war ich richtig schnell. Ich konnte mit den anderen mitfighten. Es hat wirklich Spaß gemacht."

Aigner: Mit Nervenstärke zum Weltmeistertitel

Spannend war es auch in der P-WRC: Zum einen lieferten sich die beiden Schweden Patrik Sandell und Patrik Flodin ebenfalls einen Sekundenkrimi um den Sieg - zum anderen musste Andreas Aigner seinen dritten Platz halten, um sich den Weltmeistertitel zu sichern. Nachdem sein Rivale Juho Hänninen wegen eines Motorschadens vorzeitig ausgeschieden war, musste Aigner den dritten Platz sicher nach Hause bringen. In der letzten Prüfung schied Sandell ebenfalls wegen eines Motorschadens noch aus, Flodin sicherte sich damit seinen ersten P-WRC-Sieg. Aigner blieb nervenstark und kam als Zweiter und neuer Weltmeister ins Ziel.

"Es ist ein Wahnsinn! Fantastisch, ich bin so happy", jubelte Aigner im Ziel. "Wir konnten uns das ganze Wochenende über in den Top 3 halten, und das bei schwierigsten Bedingungen. Wenn ich sehe, wie viele in der P-WRC ausgefallen bin, dann bin ich heilfroh, dass ich es überhaupt bis hierher geschafft habe. Danke an das Team und alle die mitgeholfen haben - es war ein super Jahr!"

"Es ist ein Wahnsinn! Fantastisch, ich bin so happy." Andreas Aigner

Die Rallye-Weltmeisterschaft verabschiedet sich damit in die Winterpause. Die Saison 2009 beginnt am 30. Januar mit der Rallye Irland. Insgesamt stehen im nächsten Jahr zwölf Läufe auf dem Programm.