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  • 10.03.2013 12:54

Formel-1-Technik: Der Sitz

Ein Blick hinter die Kulissen der Formel 1: Wie wird der Sitz der Piloten hergestellt und warum ist es so wichtig, dass er individuell angepasst wird?

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Autos erreichen nicht nur immense Verzögerungswerte beim Bremsen, sondern sie ermöglichen auch Querbeschleunigungen in Kurven von über vier g. Während eines Rennens wirken diese Kräfte über eine Zeitspanne von eineinhalb bis zwei Stunden wiederholt auf die Fahrer ein. Eine perfekte Sitzposition ist deshalb ein absolutes Muss. Kleinste Druckstellen führen zu Schmerzen oder Muskelkrämpfen. Darum benutzt jeder Pilot seinen eigenen Sitz, der präzise auf seine Körpermasse angepasst ist.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean, Sitz

Formel-1-Sitze sind Maßanfertigungen, deren Herstellung sehr aufwändig ist Zoom

Bei der Herstellung eines neuen Sitzes verwendet man eine Basis-Sitzschale aus Kohlefaser, die mit einem Plastiksack ausgekleidet wird. Dieser enthält entweder einen Zwei-Komponentenschaum oder Styropor-Kugeln, die vakuumisiert werden. Der Fahrer setzt sich hinein und wartet, bis sich diese Masse langsam seinem Körper anpasst. Gleichzeitig werden immer wieder kleine Änderungen vorgenommen.

Darüber hinaus werden auch die Position des Lenkrads sowie die Pedalerie eingestellt. Wenn alles perfekt sitzt, lässt man den Sitzschaum bzw. die Styropor-Kugeln aushärten. Eine solche Sitzprobe dauert für den Piloten zwischen einem halben und einem ganzen Tag. Der so entstandene Sitz stellt eine Übergangsversion dar, die für erste Testfahrten verwendet wird und als Prototyp für den dauerhaften Sitz dient.

Zu dessen Herstellung wird die Innenfläche des provisorischen Sitzes elektronisch abgetastet. Daraus stellen die Ingenieure eine mathematische Fläche her, auf deren Basis die Form in einen sogenannten Tooling-Block gefräst wird. Auf diesem entsteht dann durch das Auflegen einzelner Kohlefaser-Matten der definitive Sitz, der anschließend im Autoklaven gebacken wird.

Als letzten Arbeitsvorgang erhält der Sitz sein Finish. Dazu gehört unter anderem das Fräsen der Öffnungen für die Sicherheits- sowie die Bergungsgurte und das Aufbringen einer etwa ein Millimeter dicken Polsterung. Das Gewicht eines fertigen Sitzes beträgt rund drei Kilogramm.

Lesen Sie bis zum Saisonauftakt alles über die Technik in der Formel 1. Bereits erschienen sind:
Das Monocoque
Das Lenkrad