• 06.07.2012 15:41

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Weshalb fahren die Teams im Nassen nur wenig?

Wenn es regnet, stehen die Räder (fast) still: Force India erklärt, weshalb die Formel 1 bei nasser Strecke nur wenige Trainingsrunden absolviert

(Motorsport-Total.com) - Typisch britisches Wetter erwartete die Formel 1 in Silverstone, als die Boxenampeln das erste Freie Training eröffneten. Und die zahlreichen Fans auf den Tribünen und vor den TV-Bildschirmen sahen ... fast nichts, denn die Rennfahrer zierten sich in der 90-minütigen Einheit sehr damit, den Kurs unter die Räder zu nehmen. Aber warum eigentlich? Müsste man im Nassen nicht eigentlich viel trainieren?

Titel-Bild zur News: Paul di Resta

Paul di Resta auf einer seiner wenigen Runden im ersten Freien Training

Das wäre durchaus erforderlich, doch die Teams sehen sich angesichts der Reifensituation einem echten Dilemma ausgesetzt: Pro Fahrer steht den Rennställen in der Formel 1 an einem Wochenende nämlich nur eine begrenzte Anzahl von Pneus zur Verfügung. Die Regeln schreiben vor, dass ein Pilot je Grand Prix maximal vier Sätze Intermediates und drei Sätze Regenreifen verwenden darf.

Eine Ausnahmeregel greift, wenn das erste oder das zweite Freie Training - wie in Silverstone - auf nasser Strecke absolviert wird. Dann erhalten die Teams einen zusätzlichen Satz Intermediates, müssen vor dem dritten Freien Training am Samstag aber einen eben solchen wieder abgeben. Bei starkem Regen ist diese Maßnahme jedoch nur bedingt hilfreich: Dann sind Intermediates untauglich.

Und deshalb wird in der Boxengasse ganz einfach gespart, wie der stellvertretende Teamchef von Force India, Robert Fernley, gegenüber 'Motorsport-Total.com' erklärt. "Es gibt natürlich Gründe, wenn wir nicht fahren. Bei solchen Bedingungen lernst du nichts dazu. Es bringt also keinen Vorteil mit sich", meint der Brite. Der wahrscheinlich größte Hemmschuh ist allerdings die Reifensituation.

"Wir haben natürlich im Hinterkopf, dass es das gesamte Wochenende über nass sein kann. Dafür stehen uns aber insgesamt nur drei Sätze Regenreifen zur Verfügung. Das ist das Problem", sagt Fernley und merkt an: "Wir können es uns nicht leisten, im Hinblick auf ein mögliches nasses Qualifying oder ein nasses Rennen ein paar Regenreifen zu verlieren." Das Risiko wäre zu groß.

Deshalb schweigen in Silverstone die Motoren und die Autos bleiben in den Garagen. Wäre ein Plus an Regenreifen eine patente Lösung für dieses Problem? Fernley zeigt sich skeptisch: "Wir würden wohl ebenfalls nicht fahren, wenn wir mehr Reifen zur Verfügung hätten. Wir sind einfach vorsichtig, was die Wettervorhersage für das Wochenende anbelangt", erklärt er mit Blick an den Himmel.


Fotos: Force India, Großer Preis von Großbritannien


Der Technische Direktor des indisch-britischen Rennstalls, Andrew Green, verteidigt das Vorgehen seines Teams: "Wir müssen die Reifen für die Augenblicke aufsparen, in denen wir sie brauchen. Wir spulen zwar ein paar Extrarunden ab, doch das beschränken wir wohl auf ein absolutes Minimum." Zudem seien die Bedingungen im ersten Freien Training stellenweise ohnehin zu nass gewesen.