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  • 25.01.2012 14:24

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Hintergrund: Das Reifen-Datensystem von Pirelli

Pirelli setzt in der Formel 1 ein Datensystem ein, um die Leistung der Reifen zu verfolgen und diese Informationen rasch weiterleiten zu können

(Motorsport-Total.com) - Wer glaubt, Pirelli stellt den Teams der Formel 1 pro Wochenende einfach nur eine bestimmte Anzahl an Rennreifen zur Verfügung, der irrt sich gewaltig. Das italienische Unternehmen mit Sitz in Mailand bietet den Rennställen der Königsklasse und der Serienleitung vielmehr einen Rundum-Service, der ein innovatives Datensystem, eine Auswertung in Echtzeit sowie eine Fachberatung mit einschließt.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Datensystem mit Tablet

Das Reifen-Datensystem von Pirelli weiß über alle Formel-1-Pneus genau Bescheid

Und das nicht nur an den 20 angestrebten Rennevents in dieser Saison, sondern auch schon bei den Testfahrten vor dem Beginn des neuen Rennjahres. Kurzum: Pirelli betreibt 2012 einen bis dato nicht da gewesenen Aufwand, um den Teams die Reifenarbeit zu vereinfachen und den Zuschauern das Rennerlebnis noch verständlicher zu machen. Kernstück dieser Bemühungen ist das Datensystem.

Datenübertragung in Echtzeit

Dieses von der Pirelli-hauseigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung entworfene Werkzeug besticht in erster Linie durch einen sehr großen Funktionsumfang. Einerseits können die Ingenieure des Formel-1-Lieferanten sofort auf die für sie relevanten Daten zurückgreifen, andererseits steht das Datensystem auch in direkter Verbindung zum Zentralserver der italienischen Reifenmanufaktur.

Auf diese Weise verbindet Pirelli das aktuelle Geschehen auf der Strecke mit den bereits vorhandenen Informationen, sodass die Ingenieure den Rennställen der Formel 1 eine fundierte Rückmeldung zur Reifenarbeit geben können. Anschaulich machen die Pirelli-Angestellten ihre Aussagen auf einem speziellen Tablet-Computer, auf dem die gesammelten Daten gebündelt zur Verfügung stehen.

Zudem lassen sich damit zielgenaue Informationen zur Geschichte jedes einzelnen Pneus abrufen. Pirelli dokumentiert den Lebenszyklus jedes Reifen von Produktion über Renneinsatz bis hin zum Recycling und gibt damit auch Auskunft über die Charakteristik der jeweiligen Mischung und über die Qualität des betreffenden Reifens - eine unschätzbar wertvolle Datenquelle für die Formel-1-Teams.


Fotos: Kimi Räikkönen testet in Valencia


Vom Pirelli-Datensystem auf den Fernseher

Zu diesem "elektronischen Reifenpass" kommen die weiteren Informationen zur Leistung der Pneus hinzu. Das Datensystem von Pirelli ist direkt an die Zeiterfassung des Formula One Managements (FOM) gekoppelt und kann genaue Daten über Verschleiß oder Temperaturen der Reifen ausgeben, die dank einer Schnittstelle zum jeweiligen Team auch mit dem Setup verknüpft werden können.

Weil all diese Funktionen in Echtzeit zur Verfügung stehen, kann die Pirelli-Zentrale in Mailand den Reifeningenieuren vor Ort an der Strecke übrigens perfekt unter die Arme greifen und diese mit Analysen und Prognosen zum Geschehen unterstützen. Auch die Fans profitieren von diesem Service, denn das FOM speist einige dieser Daten in die TV-Berichterstattung zur Formel 1 ein.

¿pbvin|512|3302|pirelli|0|1pb¿Auf diese Weise kommen zum Beispiel die Einblendungen zustande, anhand derer erkennbar ist, welcher Pilot im Augenblick mit welcher Reifenmischung unterwegs ist. Das Ende der Fahnenstange ist damit aber noch nicht erreicht: Ab 2012 soll das Reifen-Datensystem zudem Schlussberichte für die Teams auswerfen, außerdem ist ein weiterer Datenfluss an die Tablets per Bluetooth geplant.