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  • 20.07.2011 10:43

  • von Tim Schwenger

Die Sicherheit im Fokus der Formel 1

Andy Mellor, FIA-Mitarbeiter zur Untersuchung von Unfällen, spricht über die Nachbildung vergangener Unfälle und die Messinstrumente, die dafür nötig sind

(Motorsport-Total.com) - Seit dem Unfall von Ayrton Senna in Imola vor siebzehn Jahren ist kein Formel-1-Fahrer mehr tödlich verunglückt. Grund dafür sind unter anderem die stetig weiter verbesserte Sicherheit der Boliden sowie ständige Tests der Unfälle vergangener Jahre. Die Autos wurden mit immer besseren Sicherheitssystemen ausgestattet, die die Fahrer im Falle eines Unfalls besser zu schützen versuchen.

Titel-Bild zur News: Witali Petrow

Unfälle wie der von Petrow in Sepang zwingen die FIA zu Kompromissen

Obwohl in den vergangenen Jahren auch schwere Unfälle passiert sind, wurde kein Fahrer mehr ernsthaft in einem Formel-1-Auto verletzt. Robert Kubica schlug in Kanada im Jahr 2007 mit hoher Geschwindigkeit in einem stumpfen Winkel auf eine Betonmauer ein. Dennoch hat das Chassis gehalten und der Pole musste nur ein Rennen aus Vorsichtsmaßnahmen aussetzen.

Dieser Unfall ähnelte stark dem Unfall von Senna und wäre ein paar Jahre früher wohl nicht so glimpflich ausgegangen wie im Jahr 2007. Um die Fahrer auch in Zukunft immer besser vor schweren Verletzungen schützen zu können, setzt die FIA ein Modell eines Formel-1-Boliden ein, welches reale Unfälle nachstellt und zukünftige Lösungen der Sicherheit aufzeigen kann.

"Das ist wirklich stark für eine Einrichtung dieser Art", lobt Andy Mellor, ein beteiligter FIA-Mitarbeiter, die Vorzüge dieses Systems zur Rekonstruktion von Unfällen. "Wenn ein schwerer Unfall passiert, kann die FIA einen Dummy in das Modell-Chassis setzen, den Crash simulieren und feststellen, welche Kräfte auf den Dummy wirken. Wir können exakt sehen, wie der Cockpit-Rahmen, die Sicherheitsgurte, die HANS-Vorrichtung und alle anderen Systeme dazu beitragen, den Fahrer zu schützen."

¿pbvin|512|3831|sicherheit|0|1pb¿Der spektakuläre Unfall von Mark Webber, der im vergangenen Jahr in Valencia bei hohem Tempo auf Heikki Kovalainen auffuhr und sich danach überschlug, wurde nachgestellt, um die empfundenen Beschleunigungskräfte, die auf Webber gewirkt haben, zu simulieren. Gilles Villeneuve ist bei einem ähnlichen Unfall 1982 im belgischen Zolder tödlich verunglückt.

Es werden in dem Modell auch neue Technologien und Materialien getestet, die die Fahrer in Zukunft besser schützen können. Nach dem Abheben von Witali Petrow in Malaysia wurden Schaum-Polsterungen des Sitzes getestet, die die harten Schläge durch den Körper mildern können. Bei dieser Art von Unfall wäre die Polsterung des Sitzes sinnvoll, jedoch können bei anderen Unfällen Nachteile entstehen.

"Wir wissen, dass ein Dämpfer aus Schaumstoff bei einem vertikalen Aufprall gut funktionieren kann, aber wir sind besorgt, dass wenn ein Fahrer einen anderen Unfall hat, das Gurtsystem anders arbeitet, weil der Fahrer weiches Material unter seinem Becken hat", sagt Mellor. "Die Kompression des Materials könnte den entgegengesetzten Effekt hervorrufen, indem der Brustkorb größerer Beschleunigung ausgesetzt und die Wirbelsäule falsch belastet wird."