Im Fokus: Die Helme der Piloten

Der Helm gehört zu den wichtigsten Sicherheitseinrichtungen für einen Piloten - Ein Blick auf die technisch hochgestochene Kopfbedeckung

(Motorsport-Total.com) - Ein Formel-1-Bolide unterscheidet sich prinzipiell durch freistehenden Räder und das offene Cockpit von allen anderen Rennserien, abgesehen von den Nachwuchsformeln. Im Cockpitbereich entstehen viele Windwirbel, weshalb die Aerodynamikabteilungen reichlich Arbeit in diesen Bereich stecken. Aber auch die Helme sind Hightech-Produkte, in die viel Forschung investiert wird.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Eine kleine Windschutzscheibve schützt die Piloten vor dem Fahrtwind

Vor der eigentlichen Cockpitöffnung befindet sich eine kleine Windschutzscheibe, die in erster Linie den Piloten bei seiner Arbeit unterstützen soll. "Diese kleine Scheibe ist nicht gerade das glamouröseste Teil an einem Formel-1-Auto", sagt Renault-Aerodynamiker Nick Alcock. "Sie soll Turbulenzen um den Helm minimieren. Speziell soll verhindert werden, dass die Luft den Helm vom Kopf des Fahrers zieht."#w1#

"Hätten wir die Windschutzscheibe nicht, würden sich die Piloten darüber beschweren, dass sich der Helm sehr stark bewegt", so Alcock. Renault fährt in dieser Saison mit zwei neuen Fahrern. Da Robert Kubica mit einer Körpergröße von 184 Zentimetern und Vitaly Petrov mit 185 Zentimetern um einiges größer sind als beispielsweise Fernando Alonso, musste das Team darauf reagieren.

"Die Windschutzscheibe ist jeweils um 10 Millimeter erhöht worden", beschreibt der Aerodynamiker die Veränderung zum Vorjahr. "Wir testen das im Windkanal und es ist natürlich nicht gut sie zu erhöhen. Aber das ist eigentlich kein Problem, denn diese Zone ist kein bedeutender Entwicklungsbereich des Autos." Trotzdem ist die unscheinbare Windschutzscheibe ein weiteres Puzzleteil eines Formel-1-Boliden.

Seit dem schweren Unfall von Felipe Massa im vergangenen Jahr, als der Brasilianer von einer Feder am Helm getroffen wurde, ist die Konstruktion des Kopfschutzes wieder in den Mittelpunkt gerückt. An der Sicherheit und der Konstruktion wurde aber schon seit jeher gefeilt. Der Helm ist eine der wichtigsten Sicherheitseinrichtungen, aber auch Erkennungsmerkmal eines Fahrers.


Fotos: Renault, Großer Preis der Türkei


Beide Renault-Piloten vertrauen auf Material von Spezialist Bell. Die Helme werden komplett auf den Piloten angepasst. Dabei werden die Gesichtszüge und die Kopfform genau vermessen. Mit verschiedenen Schaumstoffen wird das Innere des Helms dann ausgepolstert, damit sie optimal sitzen.

So wie die Autos wird der Kopfschutz zahlreichen Crashtests unterzogen. "Im Vergleich mit Motorradhelmen sind Versuche um 30 bis 40 Prozent härter", erklärt ein Sprecher von Bell. "Der Helm wird auf en Gerüst montiert und in die Höhe gezogen. Dann fällt er auf verschiedenste Materialien. Die G-Kräfte, die dabei wirken, werden genau gemessen, da sie bestimmte Werte nicht überschreiten dürfen."

Neben der Bruchsicherheit muss ein Helm auch sehr leicht sein, da sich durch die hohen Fliehkräfte das Gewicht verstärkt. Ein schwerer Helm würde also eine zusätzliche Belastung für die Nackenmuskulatur der Piloten bedeuten. "Sie werden aus Karbonfiber hergestellt", sagt der Bell-Experte. "Wir versuchen in jedem Bereich etwas Gewicht zu gewinnen. Das inkludiert die Schale, die Polsterung, aber auch die Farbe. Derzeit hat Bell die leichtesten Helme in der Formel 1."

Vitaly Petrov

Renault-Pilot Vitaly Petrov präsentiert auf seinem Helm die Farben Russlands Zoom

Zwei Ingenieure sind bei jedem Rennen vor Ort und holen sich von den Fahrern Feedback. Das wird dann weitergeleitet an die Forscher in der Fabrik. Es gibt also ständig Weiterentwicklungen. Prinzipiell kann auch ein Normalbürger so einen Helm kaufen. Der Preis für dieses hochgestochene Produkt liegt derzeit ungefähr bei 2.500 Euro.

Das Helmdesign ist seit vielen Jahren das Haupterkennungsmerkmal der Fahrer, obwohl es sich in letzter Zeit eingebürgert hat, die Lackierung häufiger zu wechseln. Kubica meint dazu: "Mein Design ist prinzipiell gleich zu den vergangenen Jahren. Manchmal habe ich in der Vergangenheit ein bisschen mit den Farben gespielt. Ich finde mein aktuelles Muster passt sehr gut zum Schwarz-Gelben Auto."

Teamkollege Petrov führt 2010 sein Design zum ersten Mal in einem Formel 1 aus. "Ich habe für die Idee ungefähr zwei bis drei Monate gebraucht, also eigentlich sehr lange. Es handelt sich um die Landesfarben Russlands. Bei meinem Debüt in der Königsklasse habe ich mich dazu entschieden Fotos der größten russischen Städte auf die Rückseite zu geben." Petrov plant derzeit keinen Designwechsel während der laufenden Saison.