• 24.08.2007 20:19

Wie lernen Formel-1-Piloten neue Strecken?

Jeder Formel-1-Pilot hat seine eigene Methode, einen neuen Kurs zu lernen, Alexander Wurz erklärt, wie er sich die Rennstrecke von Istanbul vorgeknöpft hat

(Motorsport-Total.com) - Wie lernen eigentlich Rennfahrer neue Strecken? Diese Frage dürften sich einige Fans stellen. Auf der Internet-Seite des Williams-Teams beantwortet Alexander Wurz genau diese Frage: "Ich bin nie zuvor in der Türkei ein Rennen gefahren, es ist für mich also neu im Kalender. Lasst mich also erklären, wie ich neue Strecken lerne - dies ist etwas, das ich sehr genieße."

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz verrät, wie er sich an neue Rennstrecken heranarbeitet

"Los geht es mit etwas grundsätzlichen Hausaufgaben, etwas, das ich in der Schule nie gemacht habe. Aber nun ist dies sehr wichtig und zu meinem eigenen Wohl. Ja, ich weiß, die Schule sollte ebenfalls zum eigenen Wohl sein, aber alles was ich wollte, war Autos fahren, Rad-an-Rad-Duelle führen und nicht von der Mathematik und Chemie total gelangweilt sein."#w1#

"Wie auch immer, der erste Schritt ist für mich, mir eine Karte der Strecke anzuschauen. Im zweiten Schritt schaue ich mir TV-Aufnahmen an und finde dabei hoffentlich Onboard-Aufnahmen vor."

"Der dritte Schritt umfasst das Anschauen der Daten. Ich schaue mir immer die Gänge für die Kurven an, auch wenn dies ziemlich klar ist, wenn ich auf der Strecke laufe. Aber anhand der Daten sehe ich, wie die Fahrer die Bremsen und das Gas verwenden, und kann auf Basis dessen eine Menge lernen."

"Wenn der Fahrer zum Beispiel die Pedale in Schwarz-Weiß-Manier verwendet, dann weiß ich, dass es eine leichte Kurve ist. Wenn der Fahrer für eine gewisse Zeit mit dem Gas spielt, dann weiß ich, dass sie ziemlich schwierig ist. Ich schaue mir dann den Lenkrad-Einschlag an und kann davon ablesen, ob die Kurve eine ist, die für Untersteuern sorgt, oder eine, die vielleicht für Übersteuern sorgt."

"Wenn ich diese Daten mit dem kombinieren, was ich an den Onboard-Aufnahmen ablesen kann, dann habe ich rund 80 Prozent meiner Hausaufgaben erledigt. Der Rest kommt, wenn ich die Strecke ablaufe oder auf ihr fahre. Es ist sehr wichtig, die Strecke abzulaufen, um sich eine visuelle Karte zu schaffen, sich Hinweise, Randsteine und andere Punkte einzuprägen, die man braucht, um fehlerfrei um die Strecke zu navigieren."

"Wenn ich um die Strecke laufe, dann versuche ich die Daten der Hausaufgaben mit der neuen visuellen Karte zu kombinieren, und versuche mir dies alles im Renn-Tempo vorzustellen. Ich persönlich ziehe keinen Vorteil daraus, wenn ich an Simulatoren oder mit Computer-Spielen fahre, aber manche Fahrer haben andere Erfahrungen gemacht. Im wahren Leben sieht alles völlig anders aus."

"Eine meiner größten Stärken ist es, sehr schnell zu lernen, ich freue mich aus diesem Grund darauf, in der Türkei zu fahren, auf einer Strecke, die eine Menge Höhenunterschiede und blinde Scheitelpunkte hat."

"Zudem gibt es dort die Kurve acht, einen Nacken-Killer, wie es ihn sonst nirgendwo gibt, wo das Auto und die Fahrer acht Sekunden einer Quer-Beschleunigung von rund 4g lang ausgesetzt werden. Zudem ist es eine Linkskurve, was für den Nacken härter ist, da die meisten Strecken in Europa hauptsächlich Rechtskurven haben. Dies bedeutet, dass die Nacken-Muskulatur für Linkskurven etwas schwächer ist."