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  • 11.08.2006 16:43

  • von Fabian Hust

Warme Hüllen für kalte Reifen

Im kommenden Jahr werden Reifenwärmer möglicherweise verboten sein, in diesem Jahr spielen sie noch eine wichtige Rolle

(Motorsport-Total.com) - Kalte Reifen sind für Formel-1-Piloten das, was ein schwaches Lüftchen für alle Segelsportbegeisterten ist. Wenn die Temperatur des "schwarzen Goldes" nicht stimmt, fehlt die Haftung, die Kurvengeschwindigkeit sinkt dadurch, die Bremsleistung nimmt ab und vor allem wird die Kraft beim Beschleunigen wesentlich schlechter auf die Straße übertragen. In der Summe brechen die Rundenzeiten dramatisch ein.

Titel-Bild zur News: Reifenwärmer

Reifenwärmer bringen die Pneus schon vor der Ausfahrt auf Betriebstemperatur

Dies ist auch der Grund, warum man die Formel-1-Piloten während der Aufwärmrunde oder hinter dem Safety Car wilde Schlenker oder die Reifen durchdrehen lassen sieht - nicht nur will man dadurch Staub und Schmutz loswerden, der Reifen soll auch auf Betriebstemperatur gebracht werden, die bei Trockenreifen irgendwo zwischen 70 und knapp unter 100 Grad liegt, bei Regenreifen liegt sie darunter.#w1#

In der Garage werden die Reifen aus diesem Grund vorgewärmt, damit die Fahrer zumindest eine Grundwärme in ihrem Reifen haben. Doch alleine die wenigen Meter langsamer Fahrt in der Boxengasse lassen den Reifen so stark abkühlen, dass es einige Meter im Renntempo braucht, bis die Reifen auf Betriebstemperatur kommen - abhängig natürlich durch zahlreiche Einflussfaktoren wie Gummimischung, Asphaltbeschaffenheit, Luftdruck, Setup oder Außentemperatur.

Über eine Kontrollbox an jedem Reifenwärmer können die Mechaniker die gewünschte Temperatur einstellen. In dem Reifenwärmer befinden sich Heizspiralen, die sich mithilfe von Strom erwärmen. Im Reifenwärmer befindet sich zudem ein leitfähiges Gel, das für eine gleichmäßigere Verteilung der Wärme im Reifenwärmer sorgt. Die Temperatur kann dabei im Extremfall mehr als 100 Grad betragen.

Reifen

Nur die Reifen sorgen für den Kontakt mit der Fahrbahn... Zoom

"Wir packen die Reifen in die Reifenwärmer ein, stapeln sie auf, schließen sie an und dann werden sie auf einer konstanten Wärme gehalten, bis wir sie ausschalten", wird Marcus Prosser, Reifentechniker des McLaren-Mercedes-Teams auf der Website des Rennstalls zitiert. Jeder Reifen muss mindestens zwei Stunden in einem der über 100 Reifenwärmer verbringen, um optimal auf den Einsatz vorbereitet zu sein.

"Wir haben drei verschiedene Reifenwärmer: für Trocken-, Intermediate- und Regenreifen", so Prosser. "Wir erhitzen auch die verschiedenen angefahrenen Reifen, die im Verlauf des Wochenendes verwendet worden, denn es ist nicht immer das beste Vorgehen, einen neuen Reifen zu montieren. Wir haben sogar in Bahrain Regenreifen angewärmt, obwohl die Strecke in der Wüste liegt und es fünf Monate lang nicht mehr geregnet hatte. Wir müssen vorbereitet sein."

Michelin-Reifen

...und werden deshalb sorgsam gehegt und gepflegt. Zoom

Die Temperatur des Reifens wirkt sich auch den Luftdruck aus: "Luftdruck ist ebenso wichtig wie Haftung", erklärt Prosser. "Wenn der Luftdruck niedrig ist, wird das Auto aufsitzen. Das sorgt für ein weicheres Fahrverhalten, wohingegen höherer Luftdruck für ein härteres Fahrverhalten sorgt. Die Renningenieure verlangen zusammen mit mechanischen Veränderungen häufig Einstellungen des Luftdrucks."