powered by Motorsport.com
  • 13.05.2006 10:34

  • von Fabian Hust

Gibt es den Heimvorteil in der Formel 1?

Fußballspieler werden bei Heimspielen von ihren Fans im eigenen Stadion "getragen" - gibt es dieses Plus in der "Königsklasse des Motorsports" auch?

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich könnte man meinen, dass es für einen Rennfahrer egal ist, ob er auf seinem Heimatboden ein Rennen bestreitet oder auf einer anderen Strecke, die er vielleicht sogar besser kennt, weil er dort viele Testkilometer abgespult hat - schließlich wird das Auto nicht besser, wenn es die Luft aus dem jeweiligen Heimatland seines Piloten einatmet.

Titel-Bild zur News: Alonso-Fans

Suchbild zum Verzweifeln: Wo sind die Ferrari-Fans?

Wenn Michael Schumacher dieser Tage am 'Circuit de Catalunya' auf die Tribünen blickt, dann sieht er nicht rot sondern blau. Die Fans von Fernando Alonso sind bei dessen Heimspiel in Spanien in der Überzahl, die Veranstalter mussten sogar die Tribünenkapazität ausbauen, um nicht einige tausend "Nano-Fans" zu enttäuschen. Der 24-Jährige ist längst aus Oviedo geflüchtet, hat sich in England verkrochen, um in Ruhe seinem Alltag nachgehen zu können.#w1#

"Für mich ist es ein sehr spezielles Gefühl, bei meinem Heim-Grand-Prix zu sein", wird der Weltmeister von 'ESPN' zitiert. "Das ist in der gesamten Meisterschaft etwas Einzigartiges. Es kann auch etwas stressig sein, aber meine Hauptemotion ist der wahre Genuss des gesamten Wochenendes, dass ich die Fans sehen kann. Es gibt so viele von ihnen, schade, dass ich nur ein Rennen in Spanien habe!"

Andere Sportler, zum Beispiel Fußballer, haben es da besser, sie dürfen mehrmals im Jahr im eigenen Stadion auflaufen. Immerhin haben die deutschen Fahrer zwei Heimrennen und wenn ein Michael Schumacher als Ferrari-Pilot die Rennen in Italien dazu zählt, derer sogar vier.

Jacques Villeneuve ist jemand, der die Fan-Massen nicht so genießt, für ihn ist der Auftritt in Montreal also eher Frust als Lust: "Es ist doch so: Wenn dich die Fans schneller machen, dann bedeutet das nur, dass du ansonsten nicht alles gibst...". Da widerspricht der Ex-Weltmeister Nigel Mansell, der zu sagen pflegte, dass er in Silverstone von seinen Fans eine halbe Sekunde pro Runde geschenkt bekommt.

Mark Webber meinte einmal, dass er bei seinem Auftritt in der Heimat Australien nur im Rennauto und auf der Toilette alleine ist: "Wenn ich herumlaufe, sind die Leute unglaublich begeistert. Wenn du fährst, dann hast du das Gefühl, dass alle bei dir im Auto sind - das kann nur positiv sein."

Michael Schumacher hingegen hat sich an all die Aufmerksamkeit gewöhnt, die in den letzten 15 Jahren beinahe stetig zugenommen hat. Längst hat der siebenmalige Weltmeister nicht mehr nur jede Menge Fans bei den deutschen Rennen. Der Unterschied zwischen Heimrennen und "normalem" Grand Prix, so meint der 37-Jährige, ist aus diesem Grund auch gar nicht mehr so groß.

Bruder Ralf verrät sogar, dass es für ihn nur zu Beginn seiner Formel-1-Karriere aufregend war, zum Heimrennen zu kommen, heute sei der Auftritt vor dem heimischen Publikum wie jedes andere der 18 Rennen auch. Aber: "Es gibt positive Seiten: Du bist deinen Freunden nahe, es ist großartig, sie dort zu treffen und etwas essen zu gehen."

Felipe Massa sieht das Thema Heimrennen als Südamerikaner natürlich nicht so kühl wie Ralf Schumacher. Für ihn ist es einfach großartig, vor seinen Fans zu fahren und zu sehen, wie begeistert seine Landsleute bei der Sache sind: "Meiner Meinung nach ist ein Formel-1-Rennen in der Heimat das Beste, was einem Fahrer passieren kann."