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  • 25.07.2004 09:50

Die Temperatur: Der Balance größter Feind

Ein Auto, das morgens gut funktioniert, kann am Nachmittag unfahrbar sein - Renault-Testfahrer Franck Montagny erklärt, warum

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring verspricht eines der heißesten Formel-1-Rennen dieser Saison zu werden - und dies nicht allein aufgrund des spannenden Geschehens auf der Strecke, sondern im wörtlichsten Sinne des Wortes. Bereits am Freitag kletterte die Asphalttemperatur auf 53 Grad Celsius - ein Parameter, der sich unmittelbar auf das komplette Setup der Rennwagen auswirkt. Die Parc-Fermé-Regelung - nach dem zweiten Qualifying dürfen die Formel-1-Boliden bis zum Beginn des Rennens technisch nicht mehr verändert werden - verschärft die Bedingungen zusätzlich.

Titel-Bild zur News: Messung der Streckentemperatur

Die Balance ist stark von der Streckentemperatur abhängig

"Bei hohen Umgebungstemperaturen wird die Luft buchstäblich dünner", erläutert Franck Montagny, der Test- und Ersatzfahrer des Renault-Teams. "Dies bedeutet, dass die Aerodynamik unserer Autos bei gleichem Tempo weniger Abtrieb produziert. Zugleich verlieren die Motoren aufgrund des geringeren Sauerstoffgehalts der Luft an Leistung. Doch dies wirkt sich bei weitem nicht so dramatisch aus, wie dies bei den Rennreifen der Fall ist."

Der scharfe Wettbewerb zwischen den beiden in der Formel 1 vertretenen Reifenherstellern hat zu ungeheuer spezialisierten Rennpneus geführt. Sie werden penibel auf die Bedingungen jeder einzelnen Strecke in Relation zu den erwarteten Außen- und Asphalttemperaturen sowie die einzelnen Rennwagen abgestimmt. Ein erfolgreicher Rennreifen arbeitet heute nur dann perfekt, wenn er in allen Parametern im grünen Bereich operieren kann - dieses Fenster zu treffen, das immer schmaler wird, ist die Kunst. Dieses Fenster zu verfehlen ist hingegen sehr einfach...

Daraus resultiert, dass Temperaturen einen enormen Einfluss auf das Handling eines Formel-1-Boliden besitzen. "Schon zwischen zehn Uhr morgens und zwei Uhr nachmittags verändern sich die Bedingungen so markant, dass sich die Balance eines Formel 1 komplett verändert, wenn das Setup nicht angepasst wird", so Montagny. "Oft beklagen sich die Piloten, dass sie das Fahrverhalten ihrer Autos von einer zur anderen Trainingssitzungen nicht mehr wiedererkennen. Tatsächlich können sich schon kleinste Modifikationen dramatisch auswirken. Das ist der Grund, warum die Wagen permanent neuen Bedingungen angepasst werden müssen."