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Watkins Glen: Wer holt sich das Chase-Ticket?

In puncto Chase-Einzug hoffen Rundkurs-Spezialisten wie A.J. Allmendinger oder Tony Stewart in Watkins Glen auf den großen Tag - Werden die Regenreifen hervorgeholt?

(Motorsport-Total.com) - In der Sprint-Cup-Saison 2015 der NASCAR geht es in Sachen Chase-Qualifikation langsam, aber sicher ans Eingemachte. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang das am Wochenende auf dem Programm stehende zweite Rundkurs-Rennen der Saison, das Cheez-It 355 at The Glen. Wie aus dem Titel des Rennens bereits hervorgeht, ist die als "Glen" (zu deutsch: Bergschlucht) bekannte Gegend rund um Watkins Glen im US-Bundesstaat New York der Austragungsort.

Titel-Bild zur News: Start zum NASCAR-Rennen in Watkins Glen 2014

Seit 1986 gastiert die NASCAR jährlich auf der ehemaligen Formel-1-Piste Watkins Glen Zoom

In den 1950er- und 1960er-Jahren war die NASCAR-Topliga dreimal in Watkins Glen zu Gast, doch bis ins Jahr 1980 war der Formel-1-Grand-Prix der USA das größte Event auf der Berg-und-Talbahn mit ihrer berühmten "Esses"-Passage. Auch die IndyCar-Boliden waren in den Jahren 1979 bis 1981 sowie 2005 bis 2010 zu Gast, wirklich etablieren konnte sich das Rennen aber nie. Ganz anders im Falle der NASCAR, die seit 1986 alljährlich ihre Zelte an den Finger Lakes aufschlägt.

In der NASCAR-Variante ist der Kurs in Watkins Glen 3,942 Kilometer lang. Um auf die im Renntitel genannten 355 Kilometer zu kommen, müssen am Sonntag 90 Runden zurückgelegt werden. Im vergangenen Jahr war es A.J. Allmendinger, der aus einem spannenden Duell mit Marcos Ambrose als Sieger hervorging mit diesem Sieg das Chase-Ticket löste. Auch in diesem Jahr zählt Allmendinger zu den Favoriten - zumal Ambrose, der in den Jahren 2011 und 2012 siegte, inzwischen nicht mehr ins NASCAR-Lenkrad greift.

Fahrer können den entscheidenden Unterschied bewirken

"Was ich an Rundkurs-Rennen schon immer gemocht habe, ist die Tatsache, dass der Fahrer einen Unterschied ausmachen kann. Natürlich braucht es nach wie vor ein richtig gutes Auto, aber durch etwas späteres Bremsen oder etwas aggressiveres Durchfahren der Kurven kann man einen Unterschied bewirken", beschreibt Allmendinger den Reiz der NASCAR-Rennen auf Strecken mit Links- und Rechtskurven.

Marcos Ambrose

Im "Glen" geht es für die NASCAR-Piloten viermal links und siebenmal rechts herum Zoom

Verglichen mit dem Sonoma Raceway, wo die Sprint-Cup-Elite Ende Juni gastierte, lässt der Kurs in Watkins Glen von Natur aus eine aggressivere Fahrweise zu. "Von Kurve 1 durch die Esses bis hin zur Bus-Stop-Schikane ist es eine Hochgeschwindigkeitsstrecke, die man aggressiv angehen kann, um die entscheidenden Zehntelsekunden zu finden", so Allmendinger, der den direkten Vergleich anstellt: "Sonoma ist eine Strecke, auf der bei etwas zu viel Aggressivität schnell die Reifen verschleißen und die Rundenzeiten nach oben gehen."

Als titelverdächtig würde Allmendinger sich und die Crew seines JTG-Chevrolet zwar noch nicht bezeichnen, doch die Chance auf einen erneuten Chase-Einzug in Form eines Sieges in Watkins Glen will sich der ehemalige ChampCar-Pilot nicht entgehen lassen. "Man muss sich nur das Beispiel Ryan Newman aus dem vergangenen Jahr ansehen. Alles, was es braucht, ist der Einzug in den Chase. Dann hat man auch eine Chance auf den Titel", sinniert der Einzelkämpfer in Diensten von JTG/Daugherty Racing.

Rundkurs-Spezialisten hoffen auf den Chase-Einzug

Allmendinger ist bei weitem nicht der einzige, dessen Hoffnungen auf eine Teilnahme an den NASCAR-Playoffs 2015 auf einem starken Auftritt in Watkins Glen fußen. Auch die ebenfalls als Rundkurs-Spezialisten bekannten Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet), Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet), Clint Bowyer (Waltrip-Toyota), Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) oder Sam Hornish Jr. (Petty-Ford) haben das zweite und letzte Rundkurs-Rennen der Saison fett im Kalender angestrichen. Erst recht, weil es in der Regular-Season 2015 maximal 16 unterschiedliche Saisonsieger geben wird. Dies steht seit Matt Kenseths zweitem Saisonsieg am vergangenen Wochenende in Pocono fest.

AJ Allmendinger

In Watkins Glen 2014 errang A.J. Allmendinger seinen ersten NASCAR-Sieg Zoom

"Ich finde, die Rundkurs-Rennen gehören zu den unterhaltsamsten Rennen überhaupt", sagt Gordon und führt an: "Das liegt nicht zuletzt an den Double-File-Restarts. Watkins Glen ist eine sehr, sehr schnelle Strecke, auf der man die eigenen Grenzen und die das Autos ausloten muss." Mit neun Siegen auf Rundkursen, davon vier in Watkins Glen (1997, 1998, 1999 und 2001), ist der 44-jährige Kalifornier, der am Saisonende zurücktritt, der erfolgreichste Rechtslenker der NASCAR-Geschichte.

Tony Stewart liegt in der ewigen Bestenliste dieser besonderen NASCAR-Disziplin hinter Jeff Gordon auf Platz zwei. "Smoke" triumphierte siebenmal auf Rundkursen, darunter fünfmal in Watkins Glen (2002, 2004, 2005, 2007 und 2009), was ihn auf dieser Strecke zum Rekordsieger macht. Er beschreibt die Charakteristik des schnellen Rundkurses im US-Bundesstaat New York mit den Worten: "Als würde man Sonoma nehmen und die Geschwindigkeit verdreifachen. Die Höhenunterschiede sind vergleichbar, aber man ist einfach um Welten schneller."

Tony Stewart: Ein Jahr nach dem Drama

Bei der Rückkehr nach Watkins Glen werden im Zusammenhang mit Tony Stewart aber zwangsläufig nicht nur dessen fünf Siege, sondern auch die Vorkommnisse des 2014er-Rennwochenendes in Erinnerung gerufen. Es war der Abend des Watkins-Glen-Samstags, an dem Stewart im nahegelegenen Canandaigua Motorsports Park sein bislang letztes Rennen am Steuer eines Sprint-Cars bestritt. Der Tod von Kevin Ward Jr. hat den Dirt-Track-Einsätzen von "Smoke" womöglich für alle Zeiten ein Ende gesetzt.

Tony Stewart

Für Tony Stewart steht Watkins Glen auch im Zeichen der Erinnerung an große Tragik Zoom

Exakt ein Jahr später werden Stewart die Gedanken an das tragische Wochenende sicherlich das eine oder andere Mal durch den Kopf schwirren. Davon ablenken lassen will sich der Teammitbesitzer und Fahrer von Stewart/Haas Racing aber nicht. "Ich betrachte das Wochenende nicht unter einem negativen Standpunkt. Vielmehr sehe ich es aus dem positiven Blickwinkel", versichert der fünfmalige Watkins-Glen-Sieger und meint damit seine erwiesene Stärke auf Rundkursen.

Auch Kyle Busch weiß bestens, wie ein NASCAR-Bolide um Rechtskurven zu bewegen ist. 2008 gelang ihm das seltene Kunststück des "Road Course Sweeps" mit Siegen in Sonoma und Watkins Glen. Dieses Kunststück könnte der aktuell in Bombenform befindliche Gibbs-Pilot am Sonntag wiederholen, hat er doch am letzten Juni-Wochenende in Sonoma seinen sagenhaften Lauf von vier Siegen in sechs Wochen begonnen. Wichtiger als ein weiterer Sieg wäre für Busch zum aktuellen Zeitpunkt aber der Vorstoß in die Top 30 der Sprint-Cup-Gesamtwertung. Auf dieses Ziel fehlen ihm nach dem misslungenen Spritpoker von Pocono noch 13 Punkte.

Regenreifen liegen parat

Da sich auf den Rundkursen mittlerweile kaum noch ein NASCAR-Pilot eine Blöße gibt, hält sich die Nominierung spezieller Rundkurs-Spezialisten wie schon vor sechs Wochen in Sonoma in Grenzen. Einer, der sich dennoch über seine schon traditionelle Berufung freuen darf, ist Boris Said. Der Lockenkopf aus Kalifornien sitzt auch an diesem Wochenende wieder im FAS-Ford (Startnummer 32).

Im Front-Row-Ford mit der Startnummer 34 macht Brett Moffitt Platz für Chris Buescher, den aktuellen Tabellenführer der Xfinity-Serie, der somit am Wochenende ein Doppelprogramm hat. Brad Keselowski, Joey Logano, Kyle Larson, Paul Menard, Landon Cassill und J.J. Yeley sind die weiteren Fahrer, die in Watkins Glen sowohl das Xfinity-Rennen (Samstag) als auch das Sprint-Cup-Rennen (Sonntag) bestreiten.

Sprint-Cup-Logo im Regen

Gibt es am Sonntag das erste Regenrennen in der Geschichte des Sprint-Cup? Zoom

Die aktuelle Wettervorhersage für das Wochenende schließt vereinzelte Regenfälle nicht aus. Für Sonntag wird das Niederschlagsrisiko derzeit mit 40 Prozent beziffert. Anders als bei den Ovalrennen muss dies aber keine Verzögerung oder gar Verschiebung bedeuten. Seitdem die Regeln vor Beginn der Sprint-Cup-Saison 2015 dahingehend angepasst wurden, dass Rundkurs-Rennen grundsätzlich auch auf nasser Piste ausgetragen werden können, liegen in der Boxengasse für den Fall der Fälle Regenreifen, Scheibenwischer und Rücklichter parat.

Der Start zum Cheez-It 355 über 90 Runden erfolgt am Sonntag gegen 20:15 Uhr MESZ. Motorvision TV überträgt ab 19:30 Uhr live. Am Mikrofon sitzen Stefan Heinrich und Mario Fritzsche.

Der Zeitplan für Watkins Glen (MESZ):

Freitag, 7. August:
17:30 Uhr: Erstes Freies Training
22:40 Uhr: Abschlusstraining

Samstag, 8. August:
19:15 Uhr: Qualifying in zwei Segmenten
21:00 Uhr: Xfinity-Rennen

Sonntag, 9. August:
20:15 Uhr: Cheez-It 355 at The Glen (90 Runden; ab 19:30 Uhr live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Watkins Glen:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet)
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota)
18. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
19. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
20. 23 J.J. Yeley (BK-Toyota)
21. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
22. 26 Jeb Burton (BK-Toyota)
23. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
24. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet)
25. 32 Boris Said (FAS-Ford)
26. 33 Alex Kennedy (Circle-Chevrolet)
27. 34 Chris Buescher (Front-Row-Ford)
28. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
29. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
30. 40 Landon Cassill (Hillman-Chevrolet)
31. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
32. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
33. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
34. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
35. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
36. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
37. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
38. 55 David Ragan (Waltrip-Toyota)
39. 62 T.J. Bell (Premium-Chevrolet)
40. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
41. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
42. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
43. 95 Michael McDowell (Leavine-Ford)
44. 98 Timmy Hill (Premium-Ford)

Alle Watkins-Glen-Sieger auf einen Blick:

2014: A.J. Allmendinger
2013: Kyle Busch
2012: Marcos Ambrose
2011: Marcos Ambrose
2010: Juan Pablo Montoya
2009: Tony Stewart
2008: Kyle Busch
2007: Tony Stewart
2006: Kevin Harvick
2005: Tony Stewart
2004: Tony Stewart
2003: Robby Gordon
2002: Tony Stewart
2001: Jeff Gordon
2000: Steve Park
1999: Jeff Gordon
1998: Jeff Gordon
1997: Jeff Gordon
1996: Geoff Bodine
1995: Mark Martin
1994: Mark Martin
1993: Mark Martin
1992: Kyle Petty
1991: Ernie Irvan
1990: Ricky Rudd
1989: Rusty Wallace
1988: Ricky Rudd
1987: Rusty Wallace
1986: Tim Richmond
1965: Marvin Panch
1964: Billy Wade
1957: Buck Baker