• 09.04.2012 10:08

  • von Pete Fink

Scott Speed: Neuanfang mit zwei Familien

Scott Speed wird am Texas-Wochenende wieder im Sprint-Cup fahren - gegenüber 'Motorsport-Total.com' schildert er seinen Neuanfang in der NASCAR

(Motorsport-Total.com) - Scott Speed wird am kommenden Wochenende in Texas seine Sprint-Cup-Saison 2012 beginnen. Obwohl der 29-jährige Kalifornier in diesem Jahr schon ein paar kurze Gasteinsätze gefahren ist, wird es erst beim Samsung Mobile 500 so richtig ernst. Dann steigt auch sein neues NASCAR-Team, die Leavine Racing Family, ins Kampfgeschehen ein.

Titel-Bild zur News: Scott Speed

Scott Speed startet ab dem kommenden Wochenende für Leavine Family Racing

Es ist die Mannschaft von Bob Leavine, einem Bauunternehmer aus Florida, der sein Hauptquartier nun in Texas hat. Das kleine Team ist ein echtes NASCAR-Familienunternehmen: Die Finanzen führt Bobs Frau Sharon, Tochter Melynda ist die Team-Managerin und Enkel Michael versucht sich gerade in der ARCA-Series. In der Saison 2011 saß David Starr an acht Sprint-Cup-Wochenenden in der Startnummer 95, viermal brachte er den Ford Fusion ins Feld.

Nun soll also Scott Speed für die NASCAR-Lorbeeren sorgen. Ein frisch gebackener Familienvater in einem Familienunternehmen, denn der ehemalige Formel-1-Pilot wurde am 4. Oktober 2011 stolzer Papa von Tochter Juliette. Über schlaflose Nächte klagt er aber nicht: "So schlimm ist es nicht. Meine Frau Amanda und ich wir teilen uns das auf." Doch seine neue Rolle macht sich durchaus bemerkbar: "Alles ändert sich. Bevor man so etwas nicht selbst erlebt, kann man das nicht nachvollziehen."

Seit seinem Abschied von Red Bull Ende 2010 hat Speed einige kleinere NASCAR-Engagements angenommen. In der Sprint-Cup-Saison 2011 fuhr er 13 Rennen für Larry Gunselman und Dusty Whitney, in der Nationwide-Serie trat er unregelmäßig für Curtis Key und Kevin Harvick an. Seine beste Platzierung war dabei Rang sechs in Montreal. In diesem Jahr ein ähnliches Bild: Wieder saß Speed in einem Key-Chevrolet und half in Martinsville kurzfristig im neuen Sprint-Cup-Team von Hamilton/Means Racing aus.

2012 als Aufbaujahr

Doch eigentlich liegt sein Fokus auf der Leavine Family. Chassis und Motoren stammen von Jack Roush. "Es ist sicher nicht das neueste Modell, aber schon noch uptodate", versichert Speed, der sein neues Projekt durchaus längerfristig sieht. "Ich weiß, dass dies ein ziemlich kleines Team ist, aber wir haben durchaus die Chance, gut auszusehen. Wir müssen das Team von Beginn an aufbauen, es wachsen lassen und versuchen, in der kommenden Saison dann richtig anzugreifen."

Das Ziel ist es also, "in den Rennen, zu den wir antreten, gut auszusehen und damit Sponsoren anzulocken. Also schon immer wieder in die Top 20 vorzustoßen. Das ist zumindest nicht unrealistisch." Insgesamt 14 Sprint-Cup-Einsätze plant die Leavine Racing Family in der laufenden Sprint-Cup-Saison 2012. Alle mit Scott Speed am Steuer.

Scott Speed

Beim Media-Day im Januar in Charlotte zeigte Speed erstmals die neuen Farben Zoom

"Ich habe vergangene Saison einige Zeit ausgesetzt, denn ich wollte nicht in dieses Start-and-Park-System geraten. So wie sich das allgemeine wirtschaftliche Klima darstellt, waren nicht viele freie Cockpits verfügbar. Es sei denn, du bist mit einem dicken Geldbeutel aufgetaucht." Auch vor der NASCAR machen die Bezahlfahrer nicht halt.

So entging Speed auch nicht, dass "sogar viele große Teams abbauen müssen. Schau dir Roush oder Childress an. Der Trend der letzten zehn Jahre war es schon, dass viele große Teams noch stärker geworden sind und die kleinen immer schwächer. In den letzten drei Jahren war es aber eher so, dass sich auch die großen Teams nicht mehr all das leisten konnten, was sie sich vorgestellt haben."

Noch lange Zeit in der NASCAR

Ein Rennfahrerleben ohne NASCAR will sich der ehemalige Formel-1-Pilot nicht mehr vorstellen. "Du wechselst von einem Kampfjet in einen Jumbo einer kommerziellen Fluglinie", beschreibt er die fahrerischen Unterschiede. "Du musst dich in nahezu allem zu 100 Prozent umstellen - aber es macht unglaublich viel Spaß. 43 Fahrzeuge und du bist andauernd in Zweikämpfe verwickelt. Selbst wenn irgendwann einmal etwas schief geht, dann hast du immer noch Regeln wie den Lucky Dog, der dich im Geschäft hält."

Im Vorjahr versuchte er sich einmal an einer Rückkehr ins Formelgeschäft, als er beim Indy 500 antrat und im Training scheiterte. "Du stehst voll im Gas und lenkst um den Kurs herum", erinnert er sich. "Wir waren einfach viel zu langsam. Dann vermuteten sie (Teambesitzer Jay Penske; Anm. d. Red.), dass es vielleicht besser wäre, wenn sie einen erfahrenen IndyCar-Piloten engagieren (Patrick Carpentier; Anm. d. Red.). Und was war das Resultat? 13 Runden später landete das Auto in der Mauer."

"Du wechselst von einem Kampfjet in einen Jumbo einer kommerziellen Fluglinie." Scott Speed

"Das fahrerische Niveau bei den IndyCars ist sicher gut, denn da sind schon richtige gute Piloten am Werk. Zum Beispiel im Indy 500 selbst musst du absolut fahren können. Der Junge, der das Indy 500 gewinnt, zum Beispiel Leute wie Dario Franchitti, die wissen ganz genau, was sie tun. Aber auf anderen Strecken, etwa die 1,5 Meilenovale in Texas oder Las Vegas, bist du bei den IndyCars einfach nur ein Passagier. Und was dort passiert ist, wissen wir ja alle."

So verschwendet er derzeit keinen Gedanken mehr an eine Rückkehr in den Formelsport. Seit der Saison 2008 versucht er sich in der NASCAR zu etablieren. "Ich bin in meiner Übergangsphase in Richtung NASCAR so weit fortgeschritten, dass das für zumindest jetzt eher nicht in Frage kommt. Für immer möchte ich das aber nicht ausschließen."

Die 14 geplanten Sprint-Cup-Rennen von Scott Speed:

14.04. Texas
28.04. Richmond
19.05. Charlotte (Allstar-Weekend)
27.05. Charlotte (Coca-Cola 600)
24.06. Sonoma
29.07. Indianapolis
12.08. Watkins Glen
25.08. Bristol
02.09. Atlanta
16.09. Chicagoland
30.09. Dover
13.10. Charlotte
04.11. Texas
18.11. Homestead