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Homestead: Jimmie Johnson schreibt NASCAR-Geschichte

Jimmie Johnson ist siebenfacher NASCAR-Sprint-Cup-Meister! Er gewinnt ein chaotisches Finale und zieht mit Richard Petty und Dale Earnhardt gleich

(Motorsport-Total.com) - Er hat es vollbracht: Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) hat NASCAR-Geschichte geschrieben. Der 41-Jährige feierte auf dem Homestead-Miami Speedway in einem dramatischen Overtime-Finish seine siebte Meisterschaft mit einem Sieg. Er zieht damit in der ewigen Bestenliste mit Dale Earnhardt und Richard Petty gleich. Er profitierte von einem heftigen Unfall zehn Runden vor Schluss rund um Carl Edwards, der eine Reihe von Ereignissen auslöste, was ihm letztlich die Meisterschaft einbrachte. (Zum Ergebnis)

"Das lässt sich mit Worten nicht mehr beschreiben", sagt ein sichtlich berührter und demütiger Johnson direkt, nachdem er aus dem Auto gestiegen ist. "Ich muss allen danken, von den Sponsoren bis zu meiner Familie. Danke, aus tiefstem Herzen. Mir fehlen die Worte. 15 so tolle Jahre bei Hendrick Motorsports und jetzt der siebte Titel. Niemals hätte ich das je geglaubt."

Johnson war über weite Strecken des Rennens Letzter der vier Meisterschaftsanwärter. Er musste das Finale von ganz hinten in Angriff nehmen, weil sein Auto durch die visuelle Inspektion vor dem Rennen gefallen war. In diesem selbst lieferte er erst eine spektakuläre Aufholjagd, musste dann aber feststellen, dass er nicht mit den drei Meisterschaftsgegnern mithalten konnte. Bei jedem Boxenstopp versuchte das Hendrick-Team verzweifelt, mit Änderungen das Fahrverhalten des Chevrolets zu verbessern. Mit mäßigem Erfolg. Johnson war auf Rang sechs eigentlich schon abgemeldet.

Unfall kurz vor Schluss ändert alles

Doch ein Rennabbruch stellte alles auf den Kopf. Grund dafür war ein gewaltiger Unfall beim Restart elf Runden vor Schluss: Joey Logano (Penske-Ford) versuchte einen Angriff auf Carl Edwards (Gibbs-Toyota). Dieser versuchte den Move zu blocken, war aber zu spät dran, sodass es bereits eine Überlappung der Fahrzeuge gab. Der Gibbs-Toyota wurde in die Boxenmauer geschoben und kreiselte anschließend auf die Strecke zurück. Martin Truex jun. (Furniture-Row-Toyota) wurde in den Unfall mit verwickelt. Sein Camry fing Feuer, er kam aber mit dem Schrecken davon. Für Edwards war damit der Chase erledigt.

Logano, durch den Unfall auf Rang acht zurückgefallen, wurde daraufhin an die Box berufen, um neue Reifen zu fassen. Da alle hinter ihm ebenfalls an die Box kamen, verlor er keinerlei Track Position. Auf frischen Reifen fuhr er sich binnen einer Kurve von Rang acht auf Platz drei nach vorn, als wieder Gelb rauskam. Ricky Stenhouse jun. (Roush-Fenway-Ford) hatte einen Unfall im hinteren Feld. Kyle Busch (Gibbs-Toyota), von dem unglaublichen Restart Loganos verunsichert, kam für frische Reifen an die Box und warf alle seine Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung weg.

Somit wurde der Titel in einer Green-White-Checkered-Situation entschieden. An der Spitze: Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet), der 132 Runden lang geführt hatte und der dominierende Mann des Abends war. Er fuhr auf einer Ultra-High-Line ganz dicht an der Mauer entlang und war damit einen Großteil des Abends unschlagbar. Doch Jimmie Johnson war da, als es zählte: Mit dem Restart seines Lebens schnappte er sich die Führung, während Logano auf Rang drei von Kevin Harvick (Stewart-Haas-Chevrolet) beharkt wurde und sich nicht nach vorne konzentrieren konnte. Johnson zog es durch und gewann, obwohl er nur drei Runden geführt hat.


Fotos: NASCAR in Homestead


Zwei Eisen im Feuer verglüht

Am bittersten ist die ganze Geschichte für das Team von Joe Gibbs: Carl Edwards hatte klar das beste Fahrzeug der vier Chaser an diesem Abend. Er ließ sich selbst von einem schwachen vorletzten Boxenstopp nicht aus der Ruhe bringen. Auf Rang fünf zurückgefallen, zeigte er Logano und Kyle Busch, wer Chef im Ring ist, und ging wieder auf Rang zwei hinter dem überlegenen Larson. Alles machte er richtig, bis zum verhängnisvollen Restart elf Runden vor Schluss. Sein Problem: Er wurde erst nach etwa 15 Runden stark, der letzte Stint ging aber nur elf - und im kurzen Sprint war Logano besser.

Der 37-Jährige musste also mit allen Mitteln dafür sorgen, den Penske-Ford hinter sich zu halten. Das ging gründlich schief. Er hat trotz der verpassten Riesen-Chance keine negativen Gefühle - wohl wissend, dass dieser Crash auf seine Kappe ging: "Das ist Racing. Ich wusste, dass Logano auf Short Runs stark war. Joey hat einen guten Job gemacht. Ich hätte heute Nacht nicht schlafen können, wenn ich ihm die Linie gegeben hätte." Er stattete dem Penske-Kommandostand einen Besuch ab, um ihnen mitzuteilen, dass es für ihn in Ordnung war.

Kyle Busch hatte in etwa die Pace von Logano. Er hielt sich lange Zeit unauffällig immer um den vierten Platz herum. In Runde 136 dann die Hiobsbotschaft: Reifenschaden! Er fiel aus der Führungsrunde zurück, konnte sich jedoch dank einer günstigen Gelbphase bald wieder hineinfahren. Er nahm seine Position wieder ein und wurde nach dem vorletzten Stopp aktiv: Eine Änderung vorne links ließ den Meister von 2015 aufblühen, dann aber musste er Edwards ziehen lassen. Beim Unfall-Chaos fiel er hinter Johnson zurück. Die strategische Fehlentscheidung kurz vor Schluss machte dann alles zunichte. "Es war einfach nicht unser Abend" kommentiert er.

Kein rühmlicher Abschied für Stewart

Hinter Johnson brachte Larson den zweiten Platz durch. Eine Enttäuschung für den Ganassi-Piloten, der vom eiskalten Rekordmeister am Ende klassisch abgeduscht wurde. Harvick brachte Rang drei nach Hause. Der Polesetter hatte die Anfangsphase des Rennens dominiert und 79 Runden geführt, doch mit der Sonne sank auch seine Performance. Logano wurde Vierter gefolgt von Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet), Kyle Busch, Matt Kenseth (beide Gibbs-Toyota), A.J. Allmendinger (JTG-Daugherty-Chevrolet), Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) und Michael McDowell (Circle-Sport-Leavine-Family-Chevrolet).

Tony Stewart (Stewart-Haas-Chevrolet) erlebte einen glanzlosen Abschied. Von Platz elf gestartet, ging es schnell nach hinten. Er beendete das letzte Rennen seiner NASCAR-Karriere mit zwei Runden Rückstand auf dem 23. Platz.