powered by Motorsport.com
  • 01.02.2010 17:59

  • von Pete Fink

Das große Leserinterview mit Montoya-Spotter Tab Boyd

Die Leser von 'Motorsport-Total.com' haben ihre Fragen eingesandt, Montoya-Spotter Tab Boyd hat sie beantwortet: Hier ist das Leserinterview aus Daytona!

(Motorsport-Total.com) - Kein Zweifel: Die NASCAR wird auch in Europa immer populärer, was nicht nur Tab Boyd, den Sprint-Cup-Spotter von Juan Pablo Montoya, etwas überraschte. Der 32-jährige NASCAR-Insider stellte sich für ein Leserinterview auf 'Motorsport-Total.com' zur Verfügung - und hatte bei der Beantwortung der fachkundigen Fragen aus vielen Ländern Europas sichtliche Freude.

Titel-Bild zur News: Tab Boyd Montoya Spotter

Montoya-Spotter Tab Boyd beantwortete die Leserfragen rund um die NASCAR

Die besten Leserfragen hat Boyd ausführlich bearbeitet und aufgrund des großen Interesses sofort versprochen, schon in einigen Wochen wieder für die Leser von 'Motorsport-Total.com' zur Verfügung zu stehen. Hier nun das große Leserinterview mit dem Montoya-Spotter, das am Rande des 24-Stunden-Rennens von Daytona durchgeführt wurde.#w1#

Ronnie V. fragt: "Aus dem Open-Wheel-Sport gewechselte Fahrer tun sich in der NASCAR prinzipiell eher schwer. Was sind die Gründe dafür und hilft Montoya sein Formel-1-Background gelegentlich vielleicht auch? Und wie bewerten Sie Michael Schumachers Aussagen, dass NASCAR keine Herausforderung sei?"
Tab Boyd antwortet: "Dafür gibt es viele Gründe. Ein Formelauto ist sehr behände und stabil, es besitzt viel Abtrieb bei wenig Gewicht. Ein NASCAR-Auto ist hingegen mit etwa 1.800 Kilogramm sehr schwer und hat nur ganz wenig Abtrieb."

"Um wirklich schnell zu sein, muss ein Fahrer oft 'in yaw' gehen, was im Prinzip bedeutet, dass das Auto rein optisch scheinbar fast seitwärts daherkommt. Das hat aerodynamische Gründe. Es geht darum, dass die Luft auf der rechten Fahrzeugseite gehalten wird, denn diese Luft ist eine Art Polster, die verhindern soll, dass sich das Auto dreht."

"Zusätzlich hilft es dabei, das Auto am Kurvenausgang in die richtige Richtung zu bringen, denn das große Gewicht und die Massenträgheit erlauben es den Vorderreifen ganz einfach nicht, viel Haftung zu bekommen. Es ist wirklich eine ganz spezielle Kunst, diese Autos perfekt zu beherrschen und ich habe eine Menge Respekt vor den Piloten, die das können."

"Und zur Meinung von Schumacher: Ich weiß, dass die Formel 1 eine sehr beeindruckende Form des Rennsports ist. Aber egal, um welche Art Motorsport es geht, besitzt jede Serie dieser Welt seine eigenen Herausforderungen. Mir hat es jedenfalls sehr viel Freude bereitet, dabei zuzusehen, wie JPM die Anforderungen der sehr schwierigen NASCAR-Welt angenommen hat."

Meistens recht ruhig im Cockpit

Gio Damato fragt: "Sie sind während eines Rennens kontinuierlich in Verbindung mit meinem Idol Juan Pablo Montoya. Was sagt oder was macht er, wenn er gerade nicht mit Ihnen im Gespräch ist? Welches Wort oder welchen Satz lässt er häufig raus? Was sagt er jeweils am Ende eines Rennens? Spüren Sie die Fahreigenschaften von ihm und wissen, was er jeweils im Rennen vorhat?"
Tab Boyd antwortet: "Also wenn das Auto gut ist, dann ist er eigentlich recht ruhig. Wenn ihm die Balance des Autos aber nicht gefällt, dann ist er sehr lebhaft, vor allem um sicherzustellen, dass seine Eindrücke auch beim Team ankommen. Nach dem Rennen verhält er sich normalerweise sehr positiv und ermutigend, egal ob es ein guter oder ein schlechter Tag war."

Juan Pablo Montoya

Der Maßstab: Je besser das Auto, desto ruhiger ist Juan Pablo Montoya Zoom

"Unser Plan ist für gewöhnlich immer der, dass wir unser Bestes geben. Aber wenn es nicht gut läuft, dann ist es einfach wichtig, niemals aufzugeben. Ich glaube, die Leute wären sehr überrascht, wenn sie wüssten, wie viele Positionen man im Rennen gutmachen kann, nur weil man einfach nicht aufgibt. Das ist ganz sicher eine der wichtigsten Lektionen, die wir in den vergangenen Jahren gelernt haben."

Peter Vamosi fragt: "Hat Sebastien Montoya schon mit einer Gokart-Karriere angefangen? Juan hat 2006 bei Ganassi für fünf Jahre unterschrieben, es läuft also in 2010 ab. Bleibt er unbedingt in NASCAR oder kehrt er doch noch in die Formel 1 zurück, weil ja sein Lieblingsfeind Michael Schumacher wieder da ist? Was möchte Juan noch ausprobieren? Ist zum Beispiel Le Mans interessant für ihn?"
Tab Boyd antwortet: "Ich weiß nicht, ob Sebastien schon fährt oder nicht. Die Familie lebt ja in Miami, während wir in Charlotte stationiert sind. Ich sehe ihn also nicht sehr oft. Ich glaube nicht, dass Juan jemals wieder in die Formel 1 gehen wird, obwohl schon seltsamere Dinge geschehen sind."

"Wir haben vergangene Woche zwei Tage in Orlando gestestet und nach seinem ersten Run war ein Lächeln in Juans Gesicht gemeißelt. Er sagte nur, dass es ihm unglaublichen Spaß bereiten würde, ein Cup-Auto zu fahren. Das sagt mir wiederum, dass er es wirklich genießt. Über Le Mans weiß ich nichts, aber er fährt ja das Daytona 24, was vor allem für Chip Ganassi ein ganz wichtiges Rennen ist."

Permanentes Multitasking

Volker Brunke fragt: "So gerne ich etwas über Juan Pablo fragen würde, interessiert mich doch, wie eine Runde aus deiner Sicht aussieht? Sicherlich sind Fahrer und Crewchief sehr wichtige Figuren, aber du bist sozusagen das Auge des Piloten und hast dadurch eine spezielle Verantwortung."
Tab Boyd antwortet: "Egal auf welcher Strecke man ist, besteht meine Hauptaufgabe darin, zu sehen, ob vor meinem Auto etwas passiert. Zum Beispiel ist es in Daytona sehr wahrscheinlich, dass die ganze Zeit über zu zweit oder zu dritt nebeneinander gefahren wird. Man muss wissen, dass der Fahrer in diesem Pulk nur zwei oder drei Autos weit nach vorne sehen kann, eben weil alle so dicht beisammen sind."

Elliott Sadler, Matt KensethDaytona, Daytona International Speedway

Permanent two-wide, three-wide - speziell Daytona ist für die Spotter Stress pur Zoom

"Ich halte also permanent Ausschau nach dem, was die anderen Autos unternehmen, denn nur ein einziges Manöver eines anderen Autos kann eine Kettenreaktion anderer kleiner Manöver auslösen, die oft in einem Kontakt oder gar in Unfällen enden können. Und wenn du deinem Piloten nur eine einzige Sekunde vorher darauf aufmerksam machen kannst, dann kann das dabei helfen, dass er heil da durchkommt. Parallel dazu beschreibst du ihm, ob er auf einer Fahrspur oben oder unten genügend Platz hat, wenn er plötzlich selbst ein Manöver machen muss."

"Du scannst also während einer Runde das ganze Feld von vorne bis hinten. Du musst wissen, was vor dir geschieht und du musst wissen, wer gerade von hinten daherkommt. Es versteht sich also von selbst, dass dies das ganze Rennen über ein wahres Multitasking ist, bei dem du gleichzeitig mit einer ruhigen Stimme zu deinem Fahrer sprichst. Dieser Prozess kann sich pro Runde beliebig oft wiederholen."

"Du hast als Spotter eine große Verantwortung. Alle Spotter stehen zusammen auf dem Tribünendach. Wenn es also nötig ist, dass du einem anderen Piloten eine Mitteilung zukommen lassen musst, dann kannst du den Kollegen finden und ihm diese Nachricht direkt übermitteln. Dabei ist es übrigens völlig egal, ob es eine gute oder eine schlechte Nachricht ist."

Jens Schneider fragt:"Wie schwierig ist es für einen Spotter, das ganze Rennen über konzentriert zu bleiben? Gibt es überhaupt Phasen im Rennen, wo der Spotter sich ein wenig zurücklehnen kann? Wie wird man Spotter und welche Eigenschaften sind dafür notwendig?"
Tab Boyd antwortet: "Wenn es wie in Bristol oder Martinsville richtig actionreich zugeht, dann ist es nicht schwierig, das ganze Rennen über konzentriert zu bleiben. Ganz einfach, weil du viel zu viel zu tun hast. Aber auf Strecken wie Michigan oder Fontana kann es, um ganz ehrlich zu sein, schon einmal recht langweilig werden."

"Das Feld verteilt sich dort über die Strecke und meiner Meinung nach sind diese Rennen auch viel zu lang. Insofern ist es ab und zu schon schwer, dauernd konzentriert zu bleiben, aber zum Entspannen gibt es in einem Rennen keine Zeit. Selbst in einer Gelbphase ist es extrem wichtig, aufmerksam zu bleiben. Zum Beispiel wann genau die Boxengasse aufmacht oder ob Sicherheitsfahrzeuge auf der Strecke Hindernisse darstellen. Die beste Zeit, um zwischendurch einmal einen Schluck Wasser zu nehmen, ist vielleicht die Runde bevor es wieder Grün wird."

Wie wird man NASCAR-Spotter?

"Es ist schon ziemlich schwierig, ein Spotter zu werden. Ich war viele Jahre lang ein Reifenwechsler in einer Boxenmannschaft. Ich weiß also, wie es sich anfühlt, da unten zu arbeiten. Im Laufe der Jahre habe ich vielen Spottern zugehört und mir von jedem etwas abgeschaut. Aber was mir am meisten hilft, ist mein eigenes Rennauto, das ich ab und zu noch fahre. Das gibt mir die Perspektive aus der Sicht des Piloten und das ist unbezahlbar."

Start Las Vegas

Schwindelfrei: Das Tribünendach ist der Arbeitsplatz aller NASCAR-Spotter Zoom

Ein anonymer Leser fragt: "Wie kommt man dazu, Nascar-Spotter zu werden? Bei 43 Autos den Überblick zu behalten, klingt herausfordernd. Wie schafft man es dennoch? In brenzligen Situationen entscheiden Sekundenbruchteile. Verlässt man sich als Spotter ganz auf seine Intuition? Wie bereitet man sich als Spotter auf ein Rennen vor?"
Tab Boyd antwortet: "Das ist ein langer Prozess. Man muss sehr viele Jahre in diesem Sport arbeiten und sich das ultimative Vertrauen eines Piloten verdienen. Man startet auf dem lokalen Level und arbeitet sich dann hoch. Ich arbeitete zum Beispiel schon zehn Jahre im Rennsport, bevor ich zum ersten Mal überhaupt am Funk sprechen konnte. Du arbeitest hart, hältst deinen Mund und lernst. Eines Tages bekommst du deine Chance und musst das Beste daraus machen."

"Natürlich ist das Meiste dessen, was du sagst und tust, Instinkt. Auch heute noch gibt es Situationen, die völlig neu sind und wo du in Bruchteilen von Sekunden entscheiden musst. Meine Vorbereitung selbst ist nicht besonders spannend. Ab und zu höre ich vor dem Rennen ein wenig Musik, aber im Normalfall kann ich es gar nicht erwarten, bis es endlich losgeht."

Thilo Falkenberg fragt: "Warum ist es so wichtig Spotter zu haben, und wie müsste man sich ein NASCAR Rennen ohne Spotter vorstellen?"
Tab Boyd antwortet: "Die Sicht des Fahrers aus dem Auto heraus ist ganz einfach schlecht und im Vergleich zu Straßenautos gibt es jede Menge blinde Stellen. Dazu gibt es im Cockpit keinerlei elektronische Displays, weshalb nur der Crewchief und der Spotter dem Fahrer Informationen geben können. Wir geben dem Piloten also durch, wo er liegt, wo sich Unfälle ereignet haben und ob er Platz hat, eine Fahrspur zu wechseln."

"Sicherheitseinrichtungen wie der große Sitz und die große Kopflehne machen es für den Fahrer sehr schwer, den Kopf umzudrehen und sich umzusehen. Wenn es keine Spotter gäbe, dann würden die Fahrer zu Beginn wohl sehr vorsichtig sein. Dann würden sie die Geduld verlieren und mit dem Überholen anfangen. Das würde zu vielen Unfällen führen, denn sie können gar nicht wissen, wo genau sich ein Auto befindet oder nur annähert."

Über das Rennende und die Boxenstopps

Eleutherios Athanassiou fragt: "Die 42 ist in den ersten Abschnitten eines Rennens sehr oft bei den schnellsten Teams gewesen, konnte am Ende des Rennes jedoch oft nicht mehr zulegen. Was kann das Team 2010 da anders machen?"
Tab Boyd antwortet: "Das ist richtig. Wir hatten oft das beste Auto und wurden immer schlechter, wenn es am Ende um die Wurst ging. Daran haben Crewchief Brian Pattie und das ganze Team im Winter sehr hart gearbeitet. Das hat viel mit den Wetter- und Streckenbedingungen und dem Gummiabrieb zu tun. Das müssen wir besser machen und vor allem das Auto nicht übermäßig daraufhin anpassen. Aber ich bin mir sicher, dass wir uns in 2010 verbessern werden."

Juan Pablo Montoya

Die Arbeit in der Boxengasse soll über den Winter rundum verbessert werden Zoom

Fey Gharbi fragt: "Die tolle Arbeit vom letzen Jahr ist fahrerisch zu begründen. Ich habe alle Rennen gesehen und bemerkt, dass die Pitstopps allesamt miserabel waren. JPM hat immer in der zweiten Hälfte des Rennens nachgelassen. Warum ist das so und wie wollt ihr das ändern?"
Tab Boyd antwortet: "Die Boxenstopps waren nicht immer das Thema. Manchmal waren sie richtig gut, manchmal weniger. In vielen Situationen war auch nicht der Boxenstopp selbst das Problem. Während eines Stints gibt es sehr viele Faktoren und wenn nur einer davon ein wenig suboptimal ist, dann hat das schlimme Konsequenzen."

"Superwichtig dabei sind der Speed in der Boxengasse, die Wahl des Boxenplatzes in Bezug auf die In- und die Outlap und die Beschleunigung aus dem Boxenstall heraus. Das alles muss sich ein wenig verbessern und unsere Boxencrew hat über den Winter, wie gesagt, sehr hart gearbeitet. Ich freue mich auf gute Dinge in der Boxengasse."

Sören Moh fragt: "In der abgelaufenen Saison konnten Fans der 42 spannende Rennen mit einer Menge guter Ergebnisse erleben. Der krönende Abschluss war der Eingriff in den Titelkampf. Die Entwicklung des Teams und des Fahrers unter den schwierigen Bedingungen der letzten Jahre sind beeindruckend. Natürlich interessiert es mich, ob es in der Saisonvorbereitung schon erste Indikatoren dafür gibt, ob man die Formkurve halten kann? Vor allem in Hinsicht auf die drei großen Teams Roush, Childress und Gibbs, die allesamt große Programme angekündigt haben."
Tab Boyd antwortet: "Also ich bin überzeugt davon, dass wir in diesem Jahr noch einmal zulegen können und auch einige Male gewinnen werden. Die Entschlossenheit im Team während der Vorbereitungsphase sagt mir, dass da etwas in der Luft schwebt. Freut euch auf tolle Dinge!"

Ein anonymer Leser fragt: "Ist es möglich, während eines Rennens zwei oder mehrere Fahrer (zum Beispiel Teamkollegen) über Funk zu verbinden, um eventuelle Entscheidungen wie Bump-Drafting, Fahrlinien oder Strategie abzusprechen? Und wird das angewendet?"
Tab Boyd antwortet: "Das ist möglich, wird aber so gut wie nie angewendet. Alle Spotter stehen in einer Gruppe zusammen und wir können alle Nachrichten für jeden Fahrer direkt übermitteln. Das geschieht übrigens wesentlich öfter, als die Leute vielleicht glauben. Und das ist auch besser, als wenn ein Pilot während eines Rennens einen anderen Kanal einstellen müsste."

Die andauernden Anpassungen an Wetter und Strecke

Bozidar Stanimirovic fragt: "Wieso sind denn die Hendrick Fahrzeuge so schnell? Was ist an denen so viel besser als bei anderen? Den Unterschied sehe ich an der Aerodynamik nicht. An was liegt es dann? Und wie viel schneller sind denn die Sprint-Cup-Fahrzeuge als die Nationwide-Fahrzeuge und Trucks?"
Tab Boyd antwortet: "Ich wünschte, wir würden wissen, warum die Hendrick-Autos so schnell sind. Auch ich glaube nicht, dass es an der Aerodynamik liegt. Wahrscheinlich gibt es dazu viele Gründe, wie etwa die Aufhängung und die Geometrie der Vorderachse, die den Vorderreifen maximalen Grip bietet."

Jimmie Johnson, Mark Martin

Jimmie Johnson und Mark Martin: Hendrick ist das NASCAR-Maß der Dinge Zoom

"Die Autos sind grundsätzlich sehr empfindlich, wenn sich Wetter- oder Streckenbedingungen ändern. Zum Beispiel wenn sich der Gummiabrieb auf der Fahrspur bildet. Das beherrschen die Hendrick-Leute ganz einfach perfekt, aber wir holen auf."

"Cup- und Nationwide-Autos liegen, abhängig von der jeweiligen Strecke, in ihrem Speed recht nahe beisammen. Die Cup-Autos haben viel mehr PS als die Nationwide-Autos, was in einem höheren Reifenverbrauch endet. Da wir aber bei den Reifensätzen keine Einschränkungen haben, ist die Durchschnittsgeschwindigkeit im gesamten Rennen höher. Auf einem 1,5 Meilenoval sind die Cup-Autos zwischen 0,5 und einer Sekunde schneller als die Nationwide-Autos, die Trucks noch einmal 0,5 bis eine Sekunde langsamer."

Artur Barczewski fragt: "Wie weit kann man das Setup im Laufe des Rennens verändern? Ich glaube, dass man die Federn in definierten Schritten, die Clicks genannt werden, anpassen kann. Wie oft und wie sehr verändert man die Federn? Verändert man auch die Flügeleinstellungen?"
Tab Boyd antwortet: "Im Normalfall werden die Federn während eines Rennens nicht verändert, dafür aber sehr oft im Training. Die Stoßdämpfer werden in Clicks verändert, was die Menge und die Schnelligkeit des Rückstoßes verändert. Aber auch die Stoßdämpfer werden im Rennen kaum verändert, denn das würde ganz einfach zu lange dauern."

"Während eines Rennens kann man die 'wedge' verändern. Das ist eine Verstellmöglichkeit über den Federn, die das Auto höher oder tiefer setzt. Ebenso kann man die 'track bars' anpassen, die das Rollverhalten an der Hinterachse des Autos definieren. Diese Änderungen sieht man während eines Boxenstopps, wenn die Crew ihre Schraubenschlüssel in das hintere Fenster steckt."

Aufgepasst auf Atlanta

Ludwig Kern fragt: "Wenn du eine Rangliste der drei besten aktuellen NASCAR-Piloten aufstellen müsstest, wer würde da welche Position belegen? Und wo würdest du in dieser Skala Juan Pablo Montoya einordnen?"
Tab Boyd antwortet: "Wow, das ist eine schwierige Frage, denn viele Piloten haben tolle Dinge erreicht und besitzen ein ganz unterschiedliches Level an Erfahrung. Natürlich denke ich, dass sich Jimmie Johnson gerade auf dem Höhepunkt befindet. Dann würde ich Mark Martin nennen, einfach aufgrund seiner Erfahrung. Dazu denke ich an Tony Stewart und an das, was er mit seinem neuen Team erreicht hat. Juan sehe ich definitiv in den Top 5, denn wir sollten immer daran denken, dass er nach wie vor dazu lernt und erst damit angefangen hat, einige unserer Strecken wirklich komplett verinnerlicht zu haben."

Juan Pablo Montoya

Tab Boyd erwartet 2010 den längst überfälligen Ovalsieg von Montoya Zoom

Mike Meier fragt: "Wann kommt endlich der erste Ovalsieg? Und auf welcher Strecke vermutest du ihn?"
Tab Boyd antwortet: "Ganz ehrlich tippe ich auf Atlanta. Ich wäre auch nicht überrascht, wenn Juan diesen Sieg schon in den ersten sieben Rennen holen könnte. Er ist in diesem Jahr wild entschlossen."

Stefan Fischer:"Was erwartest du denn von Jamie McMurray? Ist das bei euch überhaupt ein Thema oder konzentriert ihr euch völlig auf Juan Pablo?"
Tab Boyd antwortet: "Natürlich konzentriert sich unser 42-Team vor allem auf JPM. Aber wir würden auch gerne ein paar Erfolge von Jamie sehen. Denn wenn der Teamkollege das Level anhebt, ist das nur gut für das gesamte Team. Das hilft dabei, dass auch wir schnellere Fortschritte machen."

Jan Schütze fragt: "Nicht zuletzt durch die Präsenz von Montoya ist in Deutschland das Interesse an der Nascar gestiegen. Leider konnte man von Juan Pablo aber nur die erste Saison in Deutschland am TV verfolgen. Das ist für die vielen NASCAR-Fans in Deutschland traurig. Man hilft sich mit schlechten Internetstreams über die Runden, in Gebieten ohne DSL geht gar nichts. Ich weiß, dass ein Spotter sicher wenig Einfluss auf die Übertragungen in Europa oder in Deutschland hat. Trotzdem die Frage, ob es eine Chance gibt, über irgend einen Kanal die NASCAR in Deutschland wieder auszustrahlen? Gibt es Bemühungen seitens NASCAR, dies wieder zu ermöglichen?"
Tab Boyd antwortet: "Das ist zwar eine sehr gute Frage, aber leider weiß ich darüber tatsächlich nichts."