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Nationwide-Krimi: "Cousin Carl" bezwingt "Bad Brad"

Carl Edwards und Brad Keselowski liefern sich ein sehenswertes Duell um den Nationwide-Sieg in Watkins Glen, das der Roush-Pilot knapp für sich entscheidet

(Motorsport-Total.com) - Er kam, sah und siegte: Carl Edwards bestritt am Samstag in Watkins Glen sein erstes Nationwide-Rennen in diesem Jahr. Nach 82 spannenden Runden im Zippo 200 ließ sich der Roush-Pilot als Sieger in der Victory Lane feiern. Auf dem Weg dorthin lieferte sich "Cousin Carl" ein sehenswertes Duell mit Brad Keselowski (Penske-Dodge), der sich letztlich als Zweiter knapp geschlagen geben musste.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards, Brad Keselowski

Carl Edwards setzte sich in Watkins Glen knapp gegen Brad Keselowski durch

Nachdem Keselowski in Runde zwölf die Führung von seinem von der Pole-Position gestarteten Penske-Teamkollege Sam Hornish Jr. übernommen hatte, drückte er dem Rennen über weite Strecken seinen Stempel auf. Nach der zweiten und letzten Runde der Green-Flag-Stops 30 Umläufe vor Schluss führte Keselowski das Feld nach wie vor an.

Beim Restart ging es dann heiß her. Keselowski sah sich auf der Innenseite vor Turn 1 einer Attacke von Kasey Kahne (Turner-Chevrolet) ausgesetzt, während Kyle Busch (Busch-Toyota) ganz innen die dritte Spur aufmachte. Irgendwie schaffte es das Trio durch die 90-Grad-Rechts und Keselowski behielt knapp die Führung. Dahinter setzte sich Edwards in Szene und übernahm auf der Anfahrt zur Schikane seinerseits mit einem Three-Wide-Manöver Platz zwei.

Grandioses Duell zwischen Edwards und Keselowski

Nach einer Gelbphase - ausgelöst durch eine Kollision zwischen Cole Whitt (JR-Chevrolet) und Victor Gonzalez (RAB-Toyota) in der Schikane - wartete ein weiterer Restart, diesmal mit Keselowski und Edwards in Reihe eins. Der Roush-Pilot beschleunigte auf der Außenbahn auf gleiche Höhe zum Penske-Dodge. Nebeneinander ging das Duo durch Turn 1, bevor sich Edwards am Eingang der berüchtigten "Esses" auf der Außenbahn energisch die Führung holte. Am Ende der Runde zeigten die beiden großen Kontrahenten der Nationwide-Saison 2010 zwei sehenswerte Crossover-Manöver, im Zuge derer Keselowski in Turn 7 zunächst Platz eins übernahm, bevor Edwards wenige Meter später vor den "Esses" erneut konterte.

Carl Edwards

Carl Edwards zeigte erstmals in diesem Jahr seinen obligatorischen Backflip Zoom

Sechs Runden vor Schluss brachte Austin Dillon (Childress-Chevrolet; 23.) die fünfte und letzte Caution auf den Plan, als er vor der Schikane ins Heck von Michael Annetts Petty-Ford rauschte und die Trümmer seines Chevrolet Impala anschließend die Strecke übersäten. Diesmal befand sich Edwards beim Restart auf der Innen- und Keselowski auf der Außenbahn. Edwards hielt zunächst die Führung, doch in Turn 6, der vorletzen Kurve auf dem knapp vier Kilometer langen Rundkurs, witterte der Penske-Pilot noch einmal eine Chance: Keselowski zog links neben den Roush-Ford von Edwards, allerdings ging ihm bei diesem Manöver in Turn 7 auf der Außenseite die Straße aus und Keselowski geriet leicht an die Mauer. Im letzten Umlauf hatte er alle Hände voll zu tun, seinen zweiten Platz gegen Teamkollege Sam Hornish Jr. (3.) zu verteidigen.

"Brad war vor allem in Turn 6 höllisch schnell", bemerkte Edwards in der Victory Lane und erklärte: "Kurz vor Schluss habe ich an dieser Stelle einen Gang verpasst, weshalb er sich neben mich setzen konnte. Ich muss sagen, er war stets sehr fair. Das Duell mit ihm hat großen Spaß gemacht." Keselowski sah es ähnlich, merkte aber an, "heute eine Chance vertan zu haben". "Dennoch war es tolles Racing. Speziell bei den Restarts konnte man eine Menge Boden gutmachen", so der Penske-Pilot, der seinen ersten Sieg auf einem Straßenkurs knapp verpasste.


Die spannende Schlussphase im Zippo 200

Der Drittplatzierte Hornish hatte ebenfalls seine helle Freude an "den tollen Duellen mit Brad, Carl und Kyle am heutigen Tag". Mit Platz drei übernahm der Pilot des Penske-Dodge mit der Startnummer 12 auch Platz drei in der Gesamtwertung und rückte Tabellenführer Elliott Sadler (Childress-Chevrolet; 12.) bis auf 24 Zähler auf die Pelle.

Kyle Busch (Busch-Toyota; 6.) verpasste einmal mehr seinen ersten Sieg als Nationwide-Owner/Driver. Im Ersatzauto kam er vom Ende des Feldes, zeigte von dort aber ein makelloses Rennen und lag zwischenzeitlich auf Platz zwei hinter Brad Keselowski. In Runde 55 hatte Busch in Turn 5 alle Hände voll zu tun, nicht vom hinter ihm kräftig drängelnden Edwards umgedreht zu werden. Bei dieser Gelegenheit schob sich Hornish gleich an beiden vorbei.


Fotos: NASCAR in Watkins Glen


Nur wenige Meter später war es erneut Carl Edwards, der einem anderen Fahrzeug etwas zu nahe kam. In Turn 7 drehte er den Gibbs-Toyota von Joey Logano um und entschuldigte sich umgehend: "Es tut mir leid, dass ich die 18 erwischt habe." Logano konnte seine Fahrt nach einem 360-Grad-Dreher sofort fortsetzen, musste wenig später aber seine runterradierten Reifen wechseln lassen und kam nur auf Platz 22 ins Ziel.

Kyle Buschs starke Aufholjagd bleibt unbelohnt

Derweil sah sich Kyle Busch weiteren Schwierigkeiten ausgesetzt. Erst brach der Schalthebel im Toyota Camry seines eigenen Teams. Kurz vor Schluss hatte Busch zudem mit einem kurzfristig steckenbleibenden Gaspedal zu kämpfen.

Austin Dillon, Kyle Busch

Kyle Busch (54) und Austin Dillon (3) erlebten einen ereignisreichen Samstag Zoom

So hatte Kyle Busch in den finalen Umläufen gegen Edwards und das Penske-Duo Keselowski/Hornish nichts mehr auszurichten und musste sich schließlich auch noch Edwards' Roush-Teamkollegen Ricky Stenhouse (4.) sowie Road-Course-Spezialist Ron Fellows (JR-Chevrolet; 5.) geschlagen geben. Hinter Kyle Busch, der auf Rang sechs einlief, machten Kasey Kahne, Paul Menard, Justin Allgaier und Brian Scott die Top 10 komplett. Vor allem Menards Leistung war bemerkenswert, musste an seinem Childress-Chevy im Verlauf des Rennens doch gleich zweimal die Batterie getauscht werden.

Früher Feierabend für Danica Patrick

Danica Patricks Hoffnungen auf eine Wiederholung ihrer starken Road-Course-Performance aus Elkhart Lake wurden schon in der ersten Kurve zunichte gemacht. Ryan Truex verlor seinen Gibbs-Toyota beim Anbremsen von Turn 1, rutsche über das Gras und drohte, mitten im Pulk auf die Strecke zurückzukommen.

Danica Patrick

Für Danica Patrick nach nach einem Crash in Turn 1 früh Feierabend - Platz 43 Zoom

Patrick hatte keine Chance auszuweichen und traf den Camry von Truex im Heck. Der giftgrüne JR-Chevy der Ex-IndyCar-Pilotin wurde dabei an der Front nachhaltig beschädigt. "Der Kühler leckte und ich musste das Auto abstellen. That's Racing - hin und wieder passieren Dinge, auf die du keinen Einfluss hast", trug Danica Patrick ihren sechsten Ausfall des Jahres mit Fassung.

Vierkampf an der Tabellenspitze

In der Gesamtwertung schoben sich die ersten Vier bei noch zwölf ausstehenden Rennen dichter zusammen. Elliott Sadler hält nach Platz zwölf in Watkins Glen die Tabellenspitze. Dahinter schob sich Ricky Stenhouse dank seines vierten Platzes um einen Rang nach vorn und liegt als Zweiter nur noch 13 Punkte hinter Sadler. Auch Sam Hornish Jr. machte entscheidenden Boden gut und liegt elf Zähler hinter Stenhouse.

Unterdessen verlor der als Tabellenzweiter angereiste Austin Dillon zwei Positionen. Dillon hatte im Rennen im Gegensatz zu Polesetter Hornish, Sadler (Startplatz sieben) und Stenhouse (Startplatz zehn) aus Reihe 15 ohnehin viel Arbeit. In Runde 39 sorgte Alex Kennedy (Nemco-Toyota) mit einem Crash in den "Esses" für die zweite Gelbphase im Rennen. Dillon, der wenige Sekunden hinter Kennedy lag, musste seinen Childress-Chevy in einen Dreher zwingen, um eine Kollision mit dem havarierten Nemco-Toyota zu vermeiden. Durch die Kollision mit Michael Annett sechs Runden vor Schluss verlor der Childress-Enkel endgültig jede Chance auf eine Top-10-Platzierung und lief als 23. ein.

Am kommenden Wochenende steht in Form des Circuit Gilles Villeneuve in Montreal ein weiterer Rundkurs auf dem Nationwide-Fahrplan. Im Penske-Dodge mit der Startnummer 22 sitzt dann nicht Brad Keselowski, sondern Lokalmatador Jacques Villeneuve. Auch IndyCar-Pilot Alex Tagliani greift in Montreal ins Nationwide-Geschehen ein.

Die Top 10 aus Watkins Glen:

01. Carl Edwards (Roush-Ford)
02. Brad Keselowski (Penske-Dodge)
03. Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge)
04. Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
05. Ron Fellows (JR-Chevrolet)
06. Kyle Busch (Busch-Toyota)
07. Kasey Kahne (Turner-Chevrolet)
08. Paul Menard (Childress-Chevrolet)
09. Justin Allgaier (Turner-Chevrolet)
10. Brian Scott (Gibbs-Toyota)
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12. Elliott Sadler (Childress-Chevrolet)
22. Joey Logano (Gibbs-Toyota)
23. Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
43. Danica Patrick (JR-Chevrolet)

Die Top 10 der Gesamtwertung (nach 21/33 Läufen):

01. Elliott Sadler - 783 Punkte
02. Ricky Stenhouse -13
03. Sam Hornish Jr. -24
04. Austin Dillon -29
05. Justin Allgaier -74
06. Michael Annett -109
07. Cole Whitt -161
08. Mike Bliss -205
09. Brian Scott -263
10. Joe Nemechek -291
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11. Danica Patrick -297