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John McGuinness nie wieder auf einem Superbike?

Nach dem schweren Sturz beim North West 200 kämpft John McGuinness mit den Folgen - Klassikrennen schließt die Roadracing-Legende nicht aus

(Motorsport-Total.com) - Etwa dreieinhalb Monate sind seit John McGuinness' schwerem Sturz beim North West 200 vergangen. Der Start bei der diesjährigen Isle-of-Man-TT im Juni war für McGuinness daraufhin außer Reichweite. Und auch die Zukunft des 45-Jährigen sieht nicht besonders rosig aus. Ein TT-Comeback scheint immer unwahrscheinlicher zu werden.

Titel-Bild zur News: John McGuinness

Gewohntes Bild: John McGuinness auf seiner Honda Fireblade Zoom

"Vielleicht Klassikrennen, aber keine großen Superbikes", kommentiert McGuinness im Gespräch mit 'BikeSocial'. "Die sind vermutlich außerhalb meiner Reichweite, würde ich sagen. Guy (Martin) kam zurück und es funktionierte nicht", vergleicht der Honda-Pilot, der genau beobachtete, was sein Teamkollege bei der TT auf der Isle of Man anstellte.

Beim Sturz Mitte Mai brach sich McGuinness den rechten Unterschenkel. Der Bruch war vergleichsweise kompliziert. Das rechte Bein war nach der Behandlung fünf Zentimeter kürzer als das linke. Mit jedem Tag justiert McGuinness das Gestell an seinem Bein um einen Millimeter nach. Die Gefahr einer Infektion ist groß. Zudem berichtet der 45-jährige Brite, dass die Stifte des Gestells die umliegenden Nerven treffen und große Schmerzen verursachen. Es ist zu erwarten, dass das Bein nicht wieder die Beweglichkeit und Kraft entwickelt, die McGuinness vor dem Unfall hatte.

Neben der Beinverletzung zog sich der langjährige Honda-Pilot Brüche im Rücken und in der Brust zu. Vier Wirbel und fünf Rippen gingen beim Abflug in Primrose Hill zu Bruch. "Ich war immer stolz darauf, dass ich mir in den 20 Jahren Roadracing nur wenige Stürze hatte", scherzt die Isle-of-Man-Legende.


Fotos: Isle of Man TT 2017


Es macht sich Galgenhumor breit: "Mir geht es gut. Ich lerne, mit diesem fünf Kilogramm schweren Foltergerät an meinem Bein zu leben. Es ist frustrierend, doch ich hätte auch mit meinem Kopf eine Laterne treffen können, anstatt in einem Zaun zu landen. Es hätte viel schlimmer kommen können", bemerkt er.

Und wie geht es in Zukunft weiter? Wird McGuinness als Honda-Botschafter um die Welt reisen? Oder ist der Brite verärgert, weil ein technischer Fehler den Sturz und die schwere Verletzung verursachte? "Sie haben zugegeben, dass es nicht mein Fehler war. Es war ein technisches Problem. Man kann jetzt mit den Fingern auf Leute zeigen und verbittert reagieren, doch es ist passiert und ich muss damit umgehen. Im Moment ist unklar, ob ich wieder mit Honda zusammenarbeite. Ich würde das gern tun", stellt McGuinness klar und hält fest: "Ich würde gern davon ausgehen, dass es im Rennsport Loyalität gibt."

John McGuinness

John McGuinness mit Bruce Anstey, der 2017 im TT-Zero-Rennen einsprang Zoom

An eine Fortführung der Karriere glaubt der Brite selbst nicht mehr: "In meinem Kopf bin ich 26 Jahre alt, doch mein Körper ist deutlich älter. Ich habe aber all diese tollen Erinnerungen, die Bilder, die DVDs. Ich fuhr einen 130 Meilenschnitt, 131, 132. Ich gewann sieben Senior-TTs. Nur Hailwood gewann sieben Senior-TTs. Sie können mir ein Bein abschneiden, doch sie können mir diese Dinge nicht wegnehmen", betont die Roadracing-Legende.