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Isle of Man: Dunlop gewinnt Senior-TT nach Hutchinson-Sturz

Ian Hutchinson zieht sich beim abschließenden TT-Rennen ernste Verletzungen zu - Michael Dunlop beschert Suzuki den Sieg, Guy Martin verzichtet auf den Start

(Motorsport-Total.com) - Die Tourist Trophy (TT) auf der Isle of Man ging in diesem Jahr so zu Ende, wie sie begann: dramatisch. Favorit Ian Hutchinson (BMW) kämpfte in der spannenden Startphase der Senior-TT um die Führung in der Wertung und hatte gute Chancen auf einen weiteren TT-Sieg. Doch ausgerechnet in der schnellen Mountain-Sektion kam der Brite zu Sturz.

Titel-Bild zur News: Michael Dunlop

Michael Dunlop erhielt noch in der TT-Woche neue Teile für seine Suzuki Zoom

Das Rennen musste abgebrochen werden. Bei "Hutchy" wurde ein gebrochener Oberschenkel diagnostiziert, nachdem er ins Nobles Krankenhaus in Douglas geflogen wurde. Mittlerweile wurde der BMW-Pilot nach Liverpool verlegt, wo seine Verletzungen weiter behandelt werden. Nach einer kurzen Verzögerung erfolgte später der Neustart der Senior-TT über vier anstatt sechs Runden.

Horst Saiger nutzte den Neustart und erhielt dadurch nach seinem Sturz in Runde eins eine neue Chance. Im Gooseneck stieg Saiger via Highsider von seiner Kawasaki ZX-10R ab, weil nach einem Getriebewechsel vergessen wurde, die Traktionskontrolle wieder zu aktivieren. Er sollte beim zweiten Versuch die Zielflagge sehen und wurde als 18. gewertet.

Michael Dunlop holt weiteren TT-Sieg

An der Spitze setzte sich Michael Dunlop mit seiner brandneuen Suzuki GSX-R1000 gegen Peter Hickman und Dean Harrison durch und bescherte dem Bennetts-Team den Sieg in der prestigeträchtigen Senior-TT. "Es war ein brandneues Motorrad. Wir waren die einzigen im Feld, die es damit versuchten", bemerkt Dunlop, der beim Superbike-Rennen zum Auftakt der diesjährigen TT noch mit technischen Defekten strandete.

Hätte Dunlop gedacht, dass das neue Motorrad sechs Runden lang durchhält? "Ja, wir haben nach dem ersten Rennen geschaut, was das Problem war. Solche Dinge kommen vor. Man kann mit dem Finger auf jemanden zeigen. Okay, das tat ich auch (lacht; Anm. d. Red.)", scherzt der Suzuki-Pilot, der seinem Team dankt: "Die Jungs arbeiteten so hart, wie sie konnten."

Michael Dunlop

TT-Sieg Nummer 15: Michael Dunlop bleibt Ian Hutchinson auf den Fersen Zoom

"Wir machten heute mit dem neuen Motorrad das Unmögliche möglich. Ich muss das Motorrad loben und das Team auch", wiederholt er den Lobgesang auf seine Crew. "Die Suzuki hat noch mehr Potenzial. Wir wollten heute das bestmögliche Rennen zeigen. Ich muss nicht nur die Bennetts-Crew loben. Ich muss auch mein Team loben. Sie haben sehr hart geschuftet."

Dunlop hatte keinen einfachen Start in die Roadracing-Saison 2017. Durch den Wechsel von BMW zu Suzuki verzögerte sich alles. "Das Motorrad war nicht fertig. Die Teile kamen zu spät. Wir haben selbst in dieser Woche noch Teile verbaut, die jetzt erst kamen", gesteht der Exzentriker aus Nordirland.


Fotos: Isle of Man TT 2017


Weiteres Podium für Peter Hickman

Für Peter Hickman hat sich die Reise zur Isle of Man in diesem Jahr gelohnt. Der Smith-BMW-Pilot stand auch bei der Senior-TT auf dem Podium und blieb bei seiner 100-prozentigen Podestausbeute. "Mir fehlen die Worte. Es war eine unglaubliche Woche für mich. Das Team hat perfekt gearbeitet. Ich holte in fünf Rennen fünf Podestplätze. Es war richtig toll. Ich könnte mir nicht mehr wünschen", kommentiert er.

Peter Hickman

Peter Hickman war bei der Senior-TT der einzige BMW-Pilot auf dem Podium Zoom

"Es wäre natürlich super gewesen, ein Rennen zu gewinnen. Ich führte das erste Rennen sogar an", blickt der BMW-Pilot zurück, der Markenkollege Ian Hutchinson alles Gute wünscht: "Ich hoffe, Hutchy geht es gut. Ich drücke ihm die Daumen."

"Obwohl ich führte, hatte ich ein Problem mit der Kupplung. Wir hatten also Glück, dass das Rennen abgebrochen wurde. Das Team baute sofort eine neue Kupplung ein. Nach dem Neustart lief es perfekt", schildert Hickman, der wie die anderen Piloten auch mit der Haftung haderte: "Die Strecke war ziemlich rutschig. Es mangelte an Traktion. Der viele Regen an den beiden vergangenen Tagen spülte die Strecke. Es lag nicht mehr viel Gummi."


Horst Saiger Onboard

Dean Harrison trotz Fauxpas auf dem Podium

Kawasaki-Pilot Dean Harrison erlebte eine ereignisreiche Senior-TT. "Das Motorrad lief vom Start weg problemlos. Bis zum Abbruch behaupteten wir uns in den Top 3. Es gibt nichts Schlimmeres, als abzuwarten und zu hoffen, wieder auf diesen Positionen zu landen. Ich bin wirklich mehr als zufrieden", fasst er zusammen.

Zwischen den beiden Starts arbeitete die Crew des Briten hart, um die Abstimmung der ZX-10R noch besser zu machen. "Wir machten vom ersten zum zweiten Start ein paar Änderungen. Es gibt hier keine perfekte Abstimmung. Man sucht ständig nach dem besten Kompromiss", erklärt Harrison, der beim Boxenstopp an die falsche Tankstation fuhr. "Der Boxenstopp geht auf meine Kappe. Ich stoppte ein bisschen zu zeitig", gesteht er und entschuldigt sich bei Hickman, dessen Tankzone er anfuhr.

Peter Hickman

Dean Harrison (9) steuerte zuerst den Platz von Peter Hickman (10) an Zoom

Hinter Harrison folgte in der Wertung eine weitere Kawasaki. James Hillier verabschiedete sich mit Platz vier von der 2017er-TT. Routinier Michael Rutter sicherte sich ein weiteres Top-5-Finish. Die große Überraschung aber gelang Ex-WSBK-Pilot Josh Brookes, der mit der spektakulären Norton direkt vor seinem Teamkollegen David Johnson Sechster wurde. Conor Cummins (Honda), Martin Jessopp (BMW) und William Dunlop (Yamaha) komplettierten bei der Senior-TT die Top 10.

Finaler Abschied von Guy Martin?

Gar nicht erst angetreten war TT-Publikumsliebling Guy Martin. Nach dem Sturz beim Superbike-Rennen entschied sich der Honda-Pilot dazu, auf die Senior-TT zu verzichten. Die neue Fireblade vermittelte dem bisher sieglosen Briten kein vertrauenerweckendes Gefühl. Martin wollte das abschließende Rennen nicht als Testfahrt missbrauchen, um die 2017er-Honda weiterzuentwickeln. Der routinierte TT-Spezialist kennt die Gefahren, denen er sich ausgesetzt hätte.

"Ich kam in diesem Jahr zur TT zurück und wollte versuchen, mit dem offiziellen Honda-Team zu gewinnen. Ich absolvierte viele Tests und das Team arbeitete vor und während dem Event ohne Pause. Wir konnten aber nicht die Zeiten fahren, die erforderlich sind, um schnell genug zu sein. Wir benötigen mehr Zeit, um das Motorrad abzustimmen", bedauert Martin.

Guy Martin

Leiser Abschied: Guy Martin hat nur noch Interesse an der TT-Zero Zoom

Im TT-Zero-Rennen wurde der charismatische LKW-Schrauber hinter Bruce Anstey Zweiter. Das Fahren mit dem Elektromotorrad hat Martin auf jeden Fall gefallen. Eine weitere Einladung von Mugen würde er annehmen. Ob er aber auf der Isle of Man jemals wieder auf ein Superbike steigen wird, darf bezweifelt werden. "Ich muss es überdenken", kommentiert er und gesteht, dass er nach der diesjährigen TT vermutlich nicht ausreichend motiviert ist, es erneut zu versuchen. Seit seinem TT-Debüt in der Saison 2004 schaffte es Martin 17 Mal aufs Podium, ohne einen einzigen Sieg zu feiern. Die TT-Zero war bisher die größte Chance, endlich ganz oben zu stehen.