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  • 15.03.2018 18:52

  • von Juliane Ziegengeist & Khodr Rawi

Lüthi vor MotoGP-Debüt: Womit der Rookie am meisten hadert

Trainingsrückstand, starke Rookie-Konkurrenz, eine extrem hohe Leistungsdichte: MotoGP-Neuzugang Tom Lüthi macht sich auf eine harte erste Saison gefasst

(Motorsport-Total.com) - Noch sei die Honda RC213V nicht sein Motorrad. Das gibt MotoGP-Rookie Tom Lüthi vor seinem Renndebüt in der Königsklasse an diesem Wochenende in Katar offen zu. "Es ist zu früh, das zu sagen. Klar, irgendwo wird es normal. Aber beim Versuch, das Ding am Limit zu bewegen schnell zu fahren, spüre ich immer noch: Nein, es ist noch nicht mein Motorrad", sagt der Schweizer.

Titel-Bild zur News: Thomas Lüthi

Tom Lüthi hat mit 31 Jahren den Aufstieg in die MotoGP geschafft Zoom

Noch immer merkt er den Trainingsrückstand. Denn die ersten Testfahrten im November hatte er verletzungsbedingt auslassen müssen. Auch deswegen ist der Abstand zu den anderen Rookies größer als erhofft und das Gefühl noch nicht da, wo es sein soll. Doch Lüthi räumt ein: "Auch wenn ich sie hätte fahren können, wäre es so, dass ich jetzt in Katar stehe und noch viel lernen muss."

Unter den diesjährigen Neuzugängen ist er mit 31 Jahren der älteste und erfahrenste. Elf Saisons fuhr er in der mittleren Klasse, wurde zuletzt zweimal Vizeweltmeister. Ist sein großer Erfahrungsschatz in der Moto2 Vor- oder Nachteil für den Einstieg in die Königsklasse?

Vorderrad und Hinterradbremse bereiten Probleme

"Den Stil der Moto2 habe ich extrem verinnerlicht. Ich muss wirklich viel umstellen. Ich kann mich nicht einfach auf das Motorrad setzen und fahren. Ich muss wirklich bewusst fahren und darüber nachdenken", sagt Lüthi selbst. "Vielleicht ist es kein Vorteil, dass ich ein paar Jahre mehr in der Moto2 gefahren bin als die anderen. Aber auf der anderen Seite konnte ich trotzdem viel lernen und mich als Fahrer entwickeln."

Dieses Potenzial gilt es nun in der MotoGP auszuschöpfen. Lüthi weiß, dass es bis dahin noch ein langer Weg ist: "Ich muss einfach viel ausprobieren, mal in diese Richtung gehen, mal in eine andere. Es braucht Zeit." Noch fehle ihm zum Beispiel das Gefühl fürs Vorderrad. Und auch mit der Hinterradbremse komme er noch nicht richtig zurecht.

"Das ist wirklich ein riesengroßer Unterschied zur Moto2", erklärt Lüthi. "Man muss wahnsinnig mit der Hinterradbremse arbeiten. Und das ist eine Technik, die man sich angewöhnen muss." Mehr Reifenmischungen, ein zweites Motorrad, eine größere Crew: All das sei noch neu für ihn.

Leistungsdichte in der MotoGP ist Fluch und Segen

"Meine Arbeit ist komplexer. Ich muss einfach über mehr Sachen nachdenken, vor allem das Elektronische. Das ist wirklich viel, viel mehr. Das ist auch ein Faktor, über den man beim Fahren nachdenken muss: Was kann ich besser machen?", erklärt der Marc-VDS-Pilot. Hinzu kommt die enorme Leistungsdichte im MotoGP-Feld, die Rookies wie Lüthi den Einstieg in die Königsklasse nicht unbedingt leichter macht.

Der Schweizer sieht es als Fluch und Segen zugleich: "Es ist cool, dass ich in dieser Klasse angekommen bin. Das sind wirklich die Weltbesten. Aber das spürt man dann natürlich auch sofort. Es sind wirklich nur die Besten und die machen ihren Job absolut perfekt." Das Niveau sei extrem hoch, Fehler passierten nur selten. Zwar sei das auch im vorderen Feld der Moto2 der Fall gewesen, "aber hier ist es das ganze Feld", so Lüthi.

"Es ist extrem kompakt und ausgeglichen. Nicht nur von den Fahrern, auch von den Herstellern her. Vielleicht ist das ein bisschen bitter für mich, weil es umso schwieriger ist, Plätze gutzumachen." Sein Ziel: "Ich muss jetzt erst einmal versuchen, Zeit zur Spitze gutzumachen und den Rückstand zu minimieren."

"Eine Herausforderung, die ich annehmen werde"

An Vergleichen zu den anderen Rookies will er sich nicht aufreiben - zumal diese mit unterschiedlichen Voraussetzungen und auch anderem Material fahren. "Es ist schwer für mich, mein Motorrad zu charakterisieren, weil ich bisher kein anderes MotoGP-Motorrad gefahren bin außer die Honda. Da ist es schwierig, Vergleiche zu ziehen", hält Lüthi fest.

"Man hört immer wieder, die Yamaha ist viel einfacher zu fahren. Dann sehe ich (Hafizh) Syahrin (Tech-3-Yamaha; Anm. d. R.), wie er auf das Motorrad steigt und locker um einiges schneller fährt als ich. Da denke ich mir schon, wie macht der das oder ist wirklich so ein Unterschied im Motorrad da", gibt Lüthi zu. In Katar war der Malaysier, der die Yamaha von Jonas Folger übernimmt, beim Test zuletzt fast eine Sekunde schneller.

Doch für Lüthi spiele das keine Rolle: "Ich weiß, dass ich ein schnelles Motorrad habe, wenn man es bewegen kann, wenn man es abstimmen kann und in den Griff bekommt. Es ist natürlich klar, dass es am Anfang für einen Rookie noch mehr zu lernen und zu verstehen gibt. Es ist kein einfacher Weg, aber eine Herausforderung, die ich annehmen werde."

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