Damals und heute: Die Arbeit im MotoGP-Fahrerlager

Entwicklung vom Familien-Business zum Megageschäft: Das Personal im MotoGP-Fahrerlager hat sich über die Jahre an die neuen Anforderungen angepasst

(Motorsport-Total.com) - Vor dem Wechsel zu den Viertaktern ging es im Fahrerlager der Motorrad-Weltmeisterschaft deutlich familiärer zu. Damals waren die Mechaniker weniger spezialisiert als es heutzutage der Fall ist. Selbst in den Werksteams war die Personalstruktur überschaubar. "Zu meiner Zeit arbeiteten sieben oder acht Leute für mich. Heute können die Teams auf 20 oder 25 Leute zurückgreifen", erinnert sich Motorrad-Legende Giacomo Agostini im Gespräch mit 'MotoGP.com'.

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso, Jorge Lorenzo

Die Teams beschäftigen heute deutlich mehr Personal als in der Vergangenheit Zoom

"Früher war alles zusammen eine Familie, heute ist jedes Team eine große Familie", vergleicht Agostini. Auch Jorge Martinez erinnert sich an vergangene Epochen im Rennsport: "Die Vergangenheit hatte ihren Charme. Es gab tolle Szenen. Drei oder vier Uhr nachts tüftelten die Mechaniker an den Motoren oder bearbeiteten Teile. Vorher konnten wir uns nicht schlafen legen, denn wir mussten das Motorrad auseinandernehmen. Wir mussten sicherstellen, dass die Kurbelwelle richtig gewuchtet war. Es war eine andere Zeit", vergleicht der ehemalige Weltmeister und jetzige Teamchef.

Und auch in den 1990ern war die Motorrad-WM weit von der jetzigen Professionalität entfernt. "Wir waren neun Leute, inklusive der LKW-Fahrer und der beiden Fahrer. Heutzutage könnte man mit neun Leuten noch nicht einmal die Medienarbeit bewältigen", scherzt Kevin Schwantz, der für das Suzuki-Werksteam fuhr. "Es wurde alles immer größer. Jetzt gibt es einen Mitarbeiter, der sich um den Sprit kümmert, einen für das Federbein, einen für die Gabel, einen für die Verkleidung und so weiter."

Durch den Wechsel von den Zweitaktern zu den komplexeren Viertaktern änderten sich die Abläufe in der Box. Der Neuaufbau der Motoren entfiel, da komplette Motoren gewechselt wurden. Die Mechaniker spezialisierten sich über die Jahre und müssen sich nicht mehr alle Bereiche des Motorrads kümmern.

Giacomo Agostini

Giacomo Agostini: "Heute ist jedes Team eine große Familie" Zoom

"Zu unserer Zeit wurden die Motoren jeden Nachmittag komplett zerlegt. Die Motorköpfe kamen runter, das Getriebe wurde abgenommen, alles wurde komplett auseinandergenommen und wieder neu aufgebaut", erinnert sich Kenny Roberts junior. "Jetzt ist es wie ein Puzzle. Es gibt den Motor und die Elektronik, alles wird Stück für Stück zerlegt und wieder zusammengebaut."

Loris Capirossi bestätigt: "Bei den Zweitaktern wurden die Motoren jeden Tag komplett zerlegt. Es gab Spezialisten für die Zweitaktmotoren. Jetzt kann man nichts an den Motoren machen. Man beschäftigt sich mit der Abstimmung", vergleicht der Italiener.