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  • 23.09.2017 19:21

  • von Juliane Ziegengeist & David Emmett

MotoGP-Kollegen zollen Rossi Respekt: "Das ist nicht normal!"

Mit seinem dritten Startplatz in Aragon hat Valentino Rossi die MotoGP-Konkurrenz geschockt - Viele seiner Fahrerkollegen schwärmen, aber es gibt auch Zweifler

(Motorsport-Total.com) - Am Freitag fuhr Valentino Rossi im Nassen dem MotoGP-Spitzenfeld noch deutlich hinterher. Der Yamaha-Pilot selbst äußerte Bedenken, ob er den Belastungen auf trockener Strecke würde standhalten können. Schließlich ist es auf den Tag genau gerade einmal 23 Tage her, dass der Italiener sich beim Motocross-Training das Bein brach. Doch Rossi überraschte sich und alle anderen - und fuhr im Qualifying von Aragon am Samstag in die erste Startreihe.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Valentino Rossi wird bei seinem Comeback-Rennen aus Reihe eins starten Zoom

Nur 0,180 Sekunden fehlten dem Yamaha-Piloten auf die Pole-Zeit seines Teamkollegen Maverick Vinales, die angesichts von Rossis Performance beinahe zur Nebensache geriet. Da staunten auch die anderen MotoGP-Fahrer nicht schlecht. Markenkollege Johann Zarco, der im Tech-3-Team das Yamaha-Vorjahresmodell pilotiert, drückte seine Bewunderung aus und ärgerte sich gleichzeitig über sich und seine eigene Startplatzierung.

"Es ist unglaublich. Am Donnerstag habe ich gesagt, dass sich alle Leute, die hinter ihm landen, schämen sollten", erinnert sich Zarco. "Ich akzeptiere das, daher bin ich auch verärgert und enttäuscht. Das ist nicht ganz normal. Er ist schon ein Genie, ein sehr guter Fahrer. Er weiß immer genau, wann er pushen muss und wie er das Bike abstimmen soll. Ich muss ihm großen Respekt zollen, da er vor mir steht, obwohl ich in einer besseren Verfassung bin."

Crutchlow: Alles eine Sache der inneren Einstellung

LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow, der die erste Startreihe nur knapp (+0,015 Sekunden) verpasste, hatte damit gerechnet, dass Rossi konkurrenzfähig sein würde. Doch von diesem Ergebnis war auch er verblüfft: "Ich sah ihn heute Morgen. Er braucht mehr Zeit, um auf Geschwindigkeit zu kommen. Aber im Qualifying ist er eine fantastische Runde gefahren. Er war schon das ganze Wochenende schnell", sagt der Brite anerkennend.

Für das morgige Rennen traut Crutchlow dem Yamaha-Star einen Podestplatz zu, auch wenn er sich unsicher ist, wie viele Schmerzen Rossi wirklich plagen. "Es ist schwer zu sagen, denn ich habe so etwas noch nie gemacht. Ob er Schmerzen hat, ob er anders fährt? Ich denke, es geht um die innere Einstellung und den Willen, so schnell wie nur möglich zu sein." Diese Motivation hatte Rossi selbst als Hauptgrund für seine frühe Rückkehr genannt.


MotoGP in Aragon

Crutchlow scherzt daher: "Es wird ein neuer Wahn entstehen und jeder wird versuchen, sich das Bein zu brechen, um bei der Rückkehr noch schneller zu sein." So weit würde Alvaro Bautista nicht gehen. Dazu fehlt dem Spanier der britische Humor. Doch auch der Aspar-Ducati-Fahrer ist voll des Lobes: "Es ist wirklich toll. Ich habe nicht erwartet, dass er überhaupt fahren wird. Er ist gestern gefahren und heute bis in Q2."

Dovizioso zweifelt: Wie stark ist Rossi im Rennen?

Dass Rossi es in die erste Startreihe geschafft hat, sei einfach "unglaublich", schwärmt Bautista weiter. "Er ist sicher einer der besten Fahrer aller Zeiten. Ich habe dafür gar keine Worte, um das zu beschreiben, was ihm heute gelungen ist." Nicht ganz so euphorisch äußert sich Ducati-Pilot und WM-Leader Andrea Dovizioso. Zwar räumt er ein: "Er ist wirklich schnell. Ich hatte ihn schnell erwartet, aber nicht so. Er hat den Speed seines Motorrads bestätigt."

Doch mit Blick auf den Rennsonntag hat der Italiener Zweifel. "Ich denke, dass das Rennen insbesondere in Aragon etwas komplett anderes als das Training ist", urteilt er. "Wenn du mit einem weichen Reifen und wenig Sprit zu 100 Prozent pushst, ist der Fahrstil ein ganz anderer als im Rennen. Seine Pace im vierten Training war nicht schlecht. Aber viele Piloten sind gute Runden gefahren. Auf die Renndistanz ist das eine andere Geschichte."