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Rins statt Zarco: Bereut Suzuki seine Entscheidung?

Was hätte MotoGP-Rookie Johann Zarco bei Suzuki erreichen können? Diese Frage stellt sich auch Teammanager Davide Brivio und reflektiert die Wahl von Alex Rins

(Motorsport-Total.com) - Johann Zarco liefert in seiner ersten MotoGP-Saison eine beeindruckende Leistung ab. Erste Führungskilometer, erste Pole-Position, erster Podestplatz: All das hat der Tech-3-Yamaha-Pilot bereits erreicht. Auf Rang sechs der WM-Tabelle lässt er so manchen Werkspiloten und Routinier hinter sich. Dabei ist das Jahr noch jung. Für die zweite Saisonhälfte hat sich das Team um den MotoGP-Rookie nicht minder hohe Ziele gesteckt.

Titel-Bild zur News: Davide Brivio

Suzuki-Teammanager Davide Brivio würde rückblickend vielleicht anders entscheiden Zoom

Einer dürfte diese Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Denn fast hätte Zarco sein Debütjahr in der Königsklasse nicht bei Tech-3-Yamaha bestritten, sondern wäre zum Suzuki-Werksteam gewechselt. Aber eben nur fast. Denn nach einem durchaus beachtlichen Test auf dem MotoGP-Bike der Japaner Mitte Juni des vergangenen Jahres entschied man sich gegen ihn - und für Alex Rins.

Der Spanier wurde am 20. Juni 2016 als Nachfolger von Maverick Vinales bestätigt. Zu dem Zeitpunkt kämpfte Rins in der Moto2 noch um den WM-Titel, den sich dann aber - zum zweiten Mal in Folge - Zarco sicherte. Für den späteren Suzuki-Piloten reichte es letztlich nur zu Gesamtrang drei hinter Tom Lüthi. Rückblickend hätte sich Teammanager Davide Brivio vielleicht anders entschieden. Doch hätte, wäre, wenn zählt nicht.

Rins' MotoGP-Debüt durch Verletzungen vereitelt

"Diese Entscheidung haben wir vor über einem Jahr getroffen. Und mit Entscheidungen ist das eben so eine Sache. Mal gewinnst du, mal verlierst du. Wer weiß das schon?", sagt Brivio im Gespräch mit 'MotoGP.com'. "Wir haben unsere Wahl getroffen und sind glücklich mit Alex. Natürlich müsste ich lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht darüber nachgedacht hätte, was passiert wäre, wenn wir anders entschieden hätten", gibt er zu.


MotoGP: Präsentation der Suzuki GSX-RR 2017

"Aber wir richten unseren Blick nicht zurück, sondern nach vorn, und arbeiten daran, dass es funktioniert." Genau das war mit Rins über weite Strecken der bisherigen Saison gar nicht möglich und wurde durch Verletzungen vereitelt. Denn die Krankenakte des Spaniers ist lang. So zog er sich bereits Ende 2016 beim MotoGP-Test in Valencia eine Rückenverletzung zu, als er die Kontrolle über seine GSX-RR verlor und schwer stürzte.

Daraufhin musste Rins vier Wochen pausieren und verpasste einen weiteren Test in Jerez. Nachdem er beim Saisonauftakt in Katar auf Rang neun seine ersten und einzigen WM-Punkte holte, verletzte sich der 21-Jährige beim Motocross-Training erneut. Zwar konnte er in Argentinien starten, allerdings unter Schmerzen. Bei einem Trainingssturz in Austin verletzte sich der Spanier schließlich so schwer, dass er operiert werden musste.

Brivio: Vertrauen in Rins, Bewunderung für Zarco

Die Folge: eine fünf Rennen andauernde Zwangspause und damit denkbar schlechte Voraussetzungen, sich weiter an sein MotoGP-Motorrad zu gewöhnen. Auf das stieg Rins erst Mitte Juni beim Barcelona-Test wieder. Danach belegte er in Assen den 17. und auf dem Sachsenring den 21. Platz. Anders als Zarco wird er noch Zeit brauchen, um in der MotoGP anzukommen. Darauf setzt auch Brivio, der weiter an Rins' Potenzial glaubt.

Zugleich drückt er seine Bewunderung für Zarco aus: "Ich freue mich sehr darüber, was Johann da macht. Im vergangenen Jahr hatte ich die Gelegenheit, ihn kennenzulernen. Er lebt für den Motorsport und ist sehr leidenschaftlich. Was er jetzt erreicht, kommt von harter Arbeit und viel Motivation." Diese wird es auch bei Suzuki brauchen, um zur Konkurrenz aufzuschließen. Denn neben Rins hat Andrea Iannone ebenfalls zu kämpfen.