Marquez erinnert sich: Wann war erstmals Ellbogen am Boden?

Der schleifende Ellbogen ist für junge Motorradrennfahrer Bestandteil des Fahrstils - Kenny Roberts startete in den 1970ern die Revolution des Fahrstils

(Motorsport-Total.com) - Für viele Hobbymotorradfahrer ist es ein Traum, zum ersten Mal in einer Kurve das Knie auf den Boden zu bringen. Die MotoGP-Stars sind einen großen Schritt weiter. Seit einigen Jahren entwickelt sich bei den jungen Fahrern ein neuer Fahrstil. Auch der Ellbogen schleift auf dem Boden und je nach Kurve und Höhe der Randsteine manchmal auch die Schulter. Der extreme Grip der MotoGP-Reifen war bei der Weiterentwicklung des Fahrstils ein entscheidender Punkt.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Ellbogen am Boden: Mit der 125er-Klasse schaffte es Marc Marquez erstmals Zoom

In jüngerer Vergangenheit ging Casey Stoner mit einem extremen Hanging-Off und bewusstem Spinning des Hinterreifens neue Wege. Sein Nachfolger Marc Marquez machte das Ellbogen-Schleifen endgültig salonfähig. "Das erste Mal war mit der 125er-KTM in Barcelona", antwortet der dreifache MotoGP-Weltmeister wie aus der Pistole geschossen. "Ich kann mich erinnern, dass ich gepusht habe. Zum ersten Mal ist es mir in Kurve 3 geglückt. Es ist eine langgezogene Kurve. Dort spielte ich damit, den Ellbogen auf den Boden zu bringen. Es war wirklich gut."

Für Marquez ist das auch das beste Gefühl auf dem MotoGP-Bike: "Den Ellbogen am Boden zu haben und zu sliden. Das ist ein richtig gutes Gefühl." Aber nicht alle Topstars fahren so extrem wie Marquez. Jorge Lorenzo kultivierte bei Yamaha einen einen sehr runden Fahrstil und verzichtet auch bis heute auf das Bein rausstrecken beim Anbremsen. Auch Superbike-Weltmeister Jonathan Rea fährt einen runden, aufrechteren Stil der alten Schule - und ist damit auch pfeilschnell und sehr erfolgreich.

Rossi arbeitet ständig an seinem Fahrstil

Wie stark sich der Fahrstil in den vergangenen 20 Jahren verändert hat, verdeutlicht Valentino Rossi. Zu seiner 500er-Zeit ist der Italiener ganz anders gefahren als heute. Beim Videostudium wird deutlich, wie sehr Rossi an seinem Fahrstil gefeilt und ihn über die Jahre an die Anforderungen der technischen Weiterentwicklung der MotoGP-Bikes angepasst hat. Andere Fahrer, die lange dabei waren, änderten ihren Fahrstil nicht so extrem. Zum Beispiel schliff Nicky Hayden nie mit dem Ellbogen über den Asphalt.

In der modernen Ära leitete Kenny Roberts Ende der 1970er-Jahre eine Revolution ein. Der US-Amerikaner nutzte seinen Dirt-Track-Fahrstil auch auf Asphalt. Er zwang das Hinterrad in die Kurve und nutzte es, um das Motorrad durch die Kurve zu zwingen. Die damaligen 500er-Zweitaktmotoren entwickelten mehr Kraft, als für die damaligen Chassis und Reifen geeignet. Mit einer außergewöhnlichen Kontrolle am Gasgriff lotete Roberts das Limit der Haftgrenze aus und setzte sein Knie ein, um zu sehen, wie weit er gehen konnte. Heute fängt Marquez einige Rutscher mit dem Ellbogen ab.

Kenny Roberts

Kenny Roberts revolutionierte Ende der 1970er den Fahrstil Zoom

Roberts war auch der erste Fahrer, der sich behelfsmäßig Knieschleifer anfertigte, bis schließlich richtige Produkte entwickelt wurden. Dieser Dirt-Track-Stil revolutionierte die 500er-Klasse. Zwischen 1983 und 1999 wurden ausschließlich Fahrer Weltmeister, die einen Hintergrund im Dirt-Track hatten. Fahrer wie Freddie Spencer, Eddie Lawson und Wayne Rainey setzten das Roberts-Erbe fort. Bis Mitte der 1980er-Jahre wurde die AMA Grand National Championship auf Rundkursen und Dirttracks ausgetragen und begründete damals den Aufstieg der US-Amerikaner in der Weltmeisterschaft.