Honda-Manager Livio Suppo: "Es ist eine seltsame Saison"

Für alle Top-Teams ging es in der MotoGP 2017 bisher auf und ab: HRC-Manager Livio Suppo erklärt die Gründe und seine Erwartungen für die zweite Saisonhälfte

(Motorsport-Total.com) - Für MotoGP-Weltmeister Marc Marquez sah es in der ersten Saisonhälfte 2017 zwischenzeitlich einmal nicht so rosig aus. Doch pünktlich zur Sommerpause führt der Spanier die WM-Tabelle wieder an - wenn auch nur hauchdünn. Teamkollege Dani Pedrosa hat mit 26 Punkten Rückstand auch noch alle Chancen. Denn in neun Rennen sah die MotoGP fünf verschiedene Sieger und auch in der zweiten Saisonhälfte dürfte es weiterhin eng zugehen.

Titel-Bild zur News: Livio Suppo

Livio Suppo analysiert: Die Reifensituation hat die WM so spannend gemacht Zoom

"Es ist eine seltsame Saison. Die Ergebnisse gingen für jeden hoch und runter: Yamaha hatten auf bestimmten Strecken Probleme, wir auf anderen", bestätigt HRC-Manager Livio Suppo die unberechenbaren Kräfteverhältnisse im Gespräch mit 'GPone.com'. "Nach den Wintertests sah es so aus, als hätte Vinales etwas mehr als alle anderen, aber auch er kam ins Straucheln. Ich würde sagen, es ist eine sehr ausgeglichene Weltmeisterschaft.

Das bestätigt ein Blick auf die Gesamtwertung, in der die ersten vier Piloten nur durch zehn Punkte getrennt sind. Yamaha-Pilot Vinales fehlen nur fünf Zähler auf Marquez. Andrea Dovizioso (Ducati) liegt nur einen Punkt hinter Vinales. Valentino Rossi (Yamaha) hat zehn Punkte Rückstand auf Marquez an der Spitze. Jeder von ihnen führte die WM in der ersten Saisonhälfte bereits einmal an. So eng war es zwischen den so viele Herstellern und Fahrern lange nicht mehr.

Reifenmanagement ist komplizierter geworden

Einen Grund dafür sieht Suppo in den Michelin-Reifen, sie spielten eine wesentliche Rolle: "Die Reifen haben derzeit ein sehr begrenztes Arbeitsfenster und manchmal ist es unmöglich, sie völlig auszuschöpfen. Dafür muss das Set-up absolut stimmen. Das heißt aber nicht, dass sie schlecht sind. Es ist nur etwas komplizierter geworden." Damit hatten bisher alle Teams zu kämpfen - auf der einen Strecke mehr, auf der anderen weniger.

"Für die Fans ist die Weltmeisterschaft dadurch umso spannender, weil nichts sicher ist", weiß Suppo und fasst zusammen: "Vor ein paar Monaten sah es nach einem Kampf zwischen Maverick und Marc aus, doch dann war es toll zu sehen, wie Dovizioso zweimal gewinnen konnten und auch Rookies wie Zarco und Folger eine starke Performance ablieferten." Die Tech-3-Yamaha-Piloten kämpften mit den Werkspiloten bereits um Podestplätze.

Beim letzten Rennen auf dem Sachsenring sah es für einige Runden sogar danach aus, als könne Jonas Folger Marquez seinen achten Deutschland-Sieg in Folge streitig machen. Am Ende kam der Rookies auf Platz zwei hinter Marquez ins Ziel. Honda-Teamkollege Pedrosa wurde Dritter. Auf dem Sachsenring konnte beide die Stärken ihres Motorrads ausspielen. Doch die Beschleunigung bleibt eine der größten Schwächen der Honda.


MotoGP am Sachsenring

Suppo: "Können in jedem Rennen um Podest kämpfen"

Weil am Motor nicht gearbeitet werden darf, versucht das Team, dieses Problem über die Elektronik und das Chassis zu lösen. So soll beim Privattest in Brünn diese Woche ein neuer Rahmen getestet worden sein. Suppo hält sich darüber bedeckt, sagt aber: "Das perfekte Motorrad existiert nicht. Es ist eine kontinuierliche Evolution. Jedes Bike hat seine Charakteristiken, die zu bestimmten Strecken besser und zu anderen nicht so gut passen."

Der HRC-Manager ist überzeugt, die RC213V in der zweiten Saisonhälfte nicht nur verbessern, sondern auch in jedem Rennen um das Podium kämpfen zu können. Vorhersagen sei aber dennoch schwierig: "Im Moment kann man nicht wissen, ob es genauso viele Überraschungen geben wird wie in den ersten neun Rennen. Es herrscht eine solche Balance, dass man nicht sagen kann, ob jemand das gewisse Extra finden wird, um einen Unterschied zu machen."