• 14.07.2017 14:22

  • von Maria Reyer & David Emmett

Crutchlow glaubt: Andrea Dovizioso "wird unterschätzt"

Honda-Pilot Cal Crutchlow erklärt, warum Andrea Dovizioso seine jüngsten Erfolge mit Ducati verdient hat und was es mit einem dicken Notizbuch auf sich hat

(Motorsport-Total.com) - An der Seite von Cal Crutchlow absolvierte Andrea Dovizioso seine bisher zweitbeste MotoGP-Saison. Sechs Podestplätze holte der Italiener 2012 mit Tech 3 bevor er sich für den Wechsel zu Ducati entschied. Dort trafen die beiden 2014 erneut aufeinander. In seinem mittlerweile fünften Jahr auf der Desmosedici konnte der 31-Jährige endlich sein wahres Potenzial zeigen. Zwei Rennsiege feierte er in Mugello und Barcelona und übernahm kurzzeitig - zum ersten Mal überhaupt - die WM-Führung. Sechs Punkte trennen Dovizioso in der Sommerpause nun von Marc Marquez. Und Crutchlow glaubt: "Dovi wird unterschätzt."

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso wird "unterschätzt", glaubt Ex-Teamkollege Cal Crutchlow Zoom

Bereits mehrfach betonte der Brite, wie sehr er den Italiener schätzt. Dovizioso sei der Favorit für die Weltmeisterschaft und würde sogar auf der aktuellen Tech-3-Maschine die WM-Tabelle anführen. Im gemeinsamen Jahr beim Yamaha-Satellitenteam bekam Crutchlow einen Einblick in die Gedankenwelt des ruhigen Italieners. "Er ist sehr abergläubisch und akribisch", erklärt der LCR-Fahrer. "Marc (Marquez; Anm. d. Red.) ist im Gegensatz dazu überhaupt nicht sorgfältig. Er fährt einfach so schnell, wie es menschenmöglich ist."

Das Image des kalkulierenden Arbeiters hat sich Dovizioso also schon vor seiner Ducati-Ära angeeignet. Crutchlow erinnert sich an eine kuriose Szene in der Tech-3-Garage: "Als ich sein Teamkollege war, hatte er ein dickes Notizbuch bei sich. Er konnte mir genau sagen, was 2004 im zweiten Sektor in Runde 13 beim Jerez-Grand-Prix passiert ist. Ich dachte nur: 'Was zur Hölle?' Er wusste all das. Er hat außerdem nach jeder Session neue Dinge in sein Buch geschrieben, bis ich ihm gesagt habe, dass er nur seine Zeit verschwendet. Das hat anscheinend funktioniert für ihn", wundert sich der 31-Jährige.

Zwar sei Dovizioso nicht der beste Entwicklungspilot der Welt, dennoch aber sehr gut und vor allem konstant. In den vergangenen drei Jahren konnte er beim Saisonauftakt jeweils den zweiten Platz holen. Abgesehen von seinem Ausfall in Argentinien (Crash von Aleix Espargaro verursacht) holte er 2017 acht Top-8-Ergebnisse. In Assen übernahm er kurzzeitig die WM-Führung, doch als Realist, wie er sich selbst bezeichnet, wollte er sich nicht in eine Favoritenrolle drängen lassen.

Cal Crutchlow, Andrea Dovizioso

Bereits 2012 sind Crutchlow und Dovizioso bei Tech 3 Teamkollegen gewesen Zoom

Auch Crutchlow ist der Meinung, dass Dovizioso selbst an seinem Image Schuld hat. "Das hat er selbst so herbeigeführt, weil er keinen Wirbel machen will." Der Honda-Pilot bewundert seinen Ex-Kollegen für seine Akribie und Sorgfalt. "Ich mag ihn dafür, weil er sich bei Ducati reingehängt hat und er jetzt vorne dabei ist in der Meisterschaft. Er ist ein toller Kerl und ich freue mich für ihn."