• 24.06.2017 19:57

  • von Maria Reyer & David Emmett

"Wie auf Eis": Lorenzo erlebt Desaster-Qualifying in Assen

Jorge Lorenzo (21.) erlebt in Assen sein schlechtestes Qualifying in der MotoGP, er haderte mit fehlendem Grip - Andrea Dovizioso stimmt zu: "Kein perfekter Tag"

(Motorsport-Total.com) - Jorge Lorenzo erlebte am Samstag im verregneten Assen ein geschichtsträchtiges Qualifying. Der Spanier durchlitt ein wahres Desaster. Da er sich in den zwei trockenen Trainings am Freitag nicht für das Q2 qualifizieren konnte, musste er bereits im ersten Abschnitt ausrücken. Unter vielen Regenspezialisten war der Mallorquiner auf verlorenem Posten. Mit 1,2 Sekunden Rückstand auf die schnellste Q1-Zeit gefahren von Scott Redding verabschiedete er sich vorzeitig. Lorenzo startet am Sonntag von Platz 21 aus der vorletzten Reihe - sein bisher schlechtestes Quali-Ergebnis in der MotoGP.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo kommt im Assen-Qualifying nicht über Platz 21 hinaus Zoom

"Wir könnten jetzt resignieren und denken: 'Was für ein Desaster! Das schlechteste Quali-Ergebnis aller Zeiten!' Aber so ist die MotoGP heutzutage nun mal", nimmt Lorenzo sein Schicksal an. Er schiebt die Platzierung auf die Konkurrenzfähigkeit des gesamten MotoGP-Feldes. "Vor sieben Jahren konntest du eine Sekunde auf die Spitze verlieren und du warst immer noch Fünfter. Jetzt verlierst du eine Sekunde und du bist nur noch auf dem 20. Platz."

Tatsächlich fehlten Lorenzo mit einer Zeit von 1:48.219 Minuten zwei Sekunden auf Pole-Mann Johann Zarco. "Mit meiner Runde in Q1 wäre ich in Q2 Fünfter gewesen", hebt der Mallorquiner hervor. Doch ganz stimmt seine Rechnung nicht, denn auf Platz fünf steht Scott Redding. Der Pramac-Ducati-Mann auf der 2016er-Maschine fuhr eine 1:47.574 - 0,6 Sekunden schneller als Lorenzo. Der Ex-Champion hätte sich mit seiner Zeit in Q2 knapp vor Maverick Vinales auf dem elften Platz eingereiht.

Lorenzo: "Hatte im wichtigsten Moment das schlimmste Gefühl"

"Ich konnte leider nicht weiterkommen. Ich hatte im wichtigsten Moment das schlimmste Gefühl. So ist die MotoGP in diesem Jahr eben. Wäre Pedrosa nicht schon am Freitag ins Q2 gekommen, dann wäre er heute Letzter geworden", argumentiert der Spanier. Der Honda-Pilot fuhr als einziger Fahrer eine 1:49er-Zeit. Bitter für Lorenzo: Alle Ducati-Kunden liegen vor ihm in der Startaufstellung. "Man muss sich ansehen, warum Dovi und ich im Gegensatz zu Petrucci und Redding so langsam waren."

Er weiß: "Meistens fühlt sich die Ducati gut und konkurrenzfähig an im Nassen. Wenn ich aber keinen Grip habe, dann bin ich auch nicht schnell." Wäre im ersten Quali-Abschnitt weniger Wasser auf der Strecke gestanden, wäre er schneller gewesen, ist Lorenzo überzeugt. "Es fühlte sich an, als würde ich auf Eis fahren. Der Hinterreifen war zu hart. Es könnte sein, dass bei diesen Bedingungen sogar der weiche Hinterreifen zu hart war. Besonders für kleine, leichte und nicht so aggressive Fahrer ein Problem", weiß er. Marquez oder Petrucci, die in Reihe eins stehen, sind aggressiver auf der Bremse, weiß er.

Teamkollege Andrea Dovizioso rettete nach einem Abflug noch den neunten Startplatz. Mit Danilo Petrucci (Pramac Ducati/GP17) auf Rang drei, Redding (Pramac Ducati/GP16) auf fünf und Alvaro Bautista (Aspar-Ducati/GP16) lagen gleich drei Kundenbikes vor dem Seriensieger. "Das war kein perfekter Tag", muss der Italiener zugeben. "Wir hatten Schwierigkeiten im Nassen. Wir haben zwar viel gearbeitet, konnten aber leider nicht das beste Set-up finden. Normalerweise sind wir im Nassen von Beginn an konkurrenzfähig, aber heute leider nicht."


MotoGP in Assen

Dovizioso: "Mir ist ein kleiner Fehler unterlaufen"

Am Nachmittag tüftelten die Italiener noch an der Abstimmung, doch das brachte ebenso wenig das gewünscht Ergebnis. "Im Qualifying war ich dann nicht zu 100 Prozent sicher, daher konnte ich nicht um die Pole fahren", gibt Dovizioso zu. "Mir ist ein kleiner Fehler unterlaufen, zum Glück war das zweite Bike bereit." Denn in Kurve 8 verabschiedete sich der Italiener ins Kiesbett. Bei dem Sturz wurde er nicht verletzt. "Das Team hat einen tollen Job gemacht. Ich konnte noch zwei Runden drehen und meine Position verbessern. Jetzt starte ich aus der dritten Reihe. Das ist ganz okay."

Dovizioso fuhr eine 1:48.079 Minuten auf dem weichen Regenreifen. 1,9 Sekunden trennten ihn von der Spitze, rund eineinhalb Sekunden vom besten Ducati-Piloten - Petrucci auf Rang drei. Wie schon Lorenzo stellte auch der Seriensieger fest, dass der weiche Michelin-Hinterreifen nicht optimal funktionierte: "Am Hinterreifen ist es sehr schwierig, den Grip aufzubauen. Jedes Mal wenn du in die Kurve biegst, musst du warten, weil du so am Limit bist. Im Vorjahr war es komplett anders, da haben wir den harten Hinterreifen im Rennen verwendet. Heute hat jeder den weichen Reifen verwendet, der war aber zu hart."

Am Sonntag im Warm-up möchte Dovizioso Selbstvertrauen für das Rennen tanken. "Sowohl im Trockenen als auch im Nassen müssen wir uns noch etwas verbessern", lautet sein Fazit. (Zur Startaufstellung für die Dutch TT!)