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  • 22.06.2017 18:57

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Neues Chassis in Assen: Zweifel bei Yamaha nicht ausgeräumt

Valentino Rossi und Maverick Vinales setzen in Assen das neue Yamaha-Chassis ein - Wo es Fortschritte gibt und warum dennoch Zweifel vorhanden sind

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Debakel von Barcelona konzentrierte sich das Yamaha-Werksteam auf die Arbeit mit einem neuen Chassis. Direkt im Anschluss an das Rennen in Katalonien wurde ausführlich getestet. Valentino Rossi und Maverick Vinales werden dieses neue Chassis auch an diesem Wochenende bei der Dutch TT in Assen einsetzen. "Der erste Eindruck ist gut, ich habe ein besseres Gefühl", sieht Rossi Fortschritte. "Jetzt sind wir darauf gespannt, dieses Chassis auf einer anderen Strecke, bei anderem Grip und unterschiedlichen Kurven auszuprobieren. Wir müssen an einem richtigen Rennwochenende verstehen, ob wir wirklich konkurrenzfähiger sind und weniger Probleme haben."

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Das neue Chassis vermittelt Valentino Rossi ein besseres Gefühl Zoom

Teammanager Wilco Zeelenberg ergänzt bei 'MotoGP.com': "Wir versuchten am Montag zu verstehen, was schiefgegangen ist. Es war aber schwierig zu beantworten, denn alles, was wir probiert haben, funktionierte besser als im Rennen. Jede Einstellung, jeder Reifen, alles war besser als die Situation am Rennende. Es ist deshalb schwierig, eine klare Antwort zu geben, denn wir zweifeln selbst noch. Wir versuchten, das Motorrad besser auf Situationen mit wenig Grip anzupassen. Beide Fahrer mögen das neue Chassis mehr als das Rennchassis. Beide werden es hier verwenden."

Das Yamaha-Werksteam hatte nicht nur im heißen Barcelona Schwierigkeiten, sondern auch in Jerez. Diese beiden Rennen konnte Rossi im Vorjahr gewinnen. Die entscheidende Frage ist, warum es diesmal so viel schlechter war? Mit dem ursprünglichen Chassis für 2017 versuchte Yamaha eine konstantere Reifennutzung für die zweite Rennhälfte zu finden. "Manchmal funktionierte es, manchmal nicht", zuckt Rossi mit den Schultern.

Die genauen Gründe kennt der Routinier aber nicht. Er vermutet: "Persönlich habe ich das Gefühl, dass das 2017er-Motorrad etwas mehr untersteuert und wir deswegen auf manchen Strecken deutlich mehr Reifenverschleiß haben als mit dem alten Bike. Wir sind uns nicht sicher, das ist nur meine Meinung." Nun besserte Yamaha mit einer neuen Version nach. Die kommenden Rennen im heißen Sommer Europas werden zeigen, ob ein Fortschritt gelungen ist.


Fotos: MotoGP in Assen, Pre-Events


Probiert Yamaha das alte Tech-3-Chassis?

Viele Fans fragten sich dennoch, warum Yamaha nicht auf das alte Chassis wechselte, das derzeit von Tech 3 eingesetzt wird? "Ich kann nur sagen, dass wir alles probiert haben", lacht Zeelenberg geheimnisvoll. "Es ist nicht so einfach, von einem 2016er- und 2017er-Motorrad zu sprechen. Klar haben wir eine Evolution für 2017 und wir reden nur darüber, weil wir unsere Stärke am Rennende nicht verlieren wollen."

In der MotoGP geht es um viele Details und ein großes Puzzle, das zusammengefügt werden muss. Deshalb kann man laut Zeelenberg nicht pauschal sagen, dass die M1 von 2016 besser war. "Bei zwei Rennen mit Hitze und wenig Grip waren sie (Tech 3; Anm. d. Red.) besser. In allen anderen Rennen waren aber wir klar besser. Es ist schwierig, eine klare Antwort zu finden. Man muss Schritt für Schritt alles probieren, aber es ist nicht einfach, denn die Umstände sind auf jeder Strecke anders."

Maverick Vinales

Teammanager Wilco Zeelenberg mit Maverick Vinales Zoom

Auch Vinales hat die Niederlage von Barcelona weggesteckt: "Wenn man zu lange darüber nachdenkt, verliert man seine Motivation!" Er will in Assen wieder angreifen: "Ich konnte viel fahren und fühlte mich auf dem Bike gut", betont auch der Spanier Fortschritte beim Barcelona-Test. "Assen ist für meinen Fahrstil eine gute Strecke. Ich werde das neue Chassis hier in Assen ausprobieren. In Montmelo fühlte ich mich gut, fuhr konstant und schnell. Es fühlte sich beim Bremspunkt und beim Kurvenspeed sehr gut an. Das ist hier in Assen sehr wichtig."

Um seine WM-Führung zu verteidigen, muss Vinales mindestens auf das Podest fahren. Nur noch sieben Punkte beträgt sein Vorsprung auf Ducati-Ass Andrea Dovizioso. "Ein Rennen zuvor hatte ich 26 Punkte Vorsprung, jetzt sind es nur noch sieben. Wenn wir die Chance haben zu gewinnen, müssen wir es tun. Wir können dann nicht sagen, dass ich den zweiten Platz mitnehme. Ich muss versuchen zu gewinnen. Wir wissen, dass wir es schaffen können." Auch Rossi braucht ein gutes Ergebnis, denn als WM-Fünfter beträgt sein Rückstand schon 28 Punkte.