• 05.06.2017 09:54

  • von Maria Reyer & David Emmett

Duell um Platz fünf: So konnte Bautista Marquez schlagen

Alvaro Bautista kann beim Italien-Grand-Prix Weltmeister Marc Marquez hinter sich halten - Wichtigstes Ergebnis 2017 - Honda-Pilot hadert mit dem Vorderreifen

(Motorsport-Total.com) - Neben Danilo Petrucci auf Rang drei gesellte sich am Sonntag in Mugello ein weiterer seltener Gast in die Top 5: Aspar-Ducati-Pilot Alvaro Bautista. Der Spanier konnte sich im Duell mit Weltmeister Marc Marquez auf der 2016er-Ducati durchsetzen und mit nur fünf Sekunden Rückstand auf Sieger Andrea Dovizioso die Ziellinie überqueren. Während Bautista zufrieden war mit seinem zweitbesten Saisonergebnis, musste Honda-Pilot Marquez erklären, warum er mit dem Sieg nichts zu tun hatte.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez, Alvaro Bautista

Alvaro Bautista konnte Marc Marquez auf seiner GP16 tatsächlich auf Abstand halten Zoom

In der Startphase sah zunächst noch alles gewohnt sortiert aus: Die Topstars reihten sich hinter Valentino Rossi auf. Bautista konnte sich von Startplatz acht aus nicht behaupten und wurde auf den zehnten Rang zurückgespült. "In den ersten Runden war ich womöglich etwas zu zurückhaltend. Ich habe etwas Boden verloren", gesteht der 32-Jährige. Nach einem "aggressiven" Manöver von Tech-3-Rookie Johann Zarco, bei dem er mit Kritik nicht spart, konnte er sich beruhigen und seinen Rhythmus gehen.

In den Runden vier bis neun kämpfte er sich bis auf die sechste Position nach vorne. "Ich sah, dass ich ein paar Jungs überholen konnte und schneller war. Als ich hinter Marquez war, wusste ich, dass ich stärker war. Ich bin dann an ihm vorbei, habe meinen Rhythmus beibehalten und wollte wegfahren. Schließlich ist es nicht einfach, ihn im Nacken zu haben", schmunzelt er. In Runde zehn ging er schließlich an dem Honda-Werksfahrer vorbei. Zu diesem Zeitpunkt fuhr er sechs Zehntelsekunden schneller, in den folgenden Runden immerhin eine Zehntel. Absetzen konnte er sich dennoch nicht.

Bautista: Rossi war eine gute Referenz

"Ich sah die Spitzengruppe und wollte sie einholen, der Abstand war sehr gering. Das war eine gute Referenz für mich, um meinen Rhythmus beizubehalten", erklärt Bautista. Hätte er Valentino Rossi auf Rang vier noch einholen können? Die Pace auf der Desmosedici war unweigerlich schneller. "Ich habe ihn gejagt. Ich war in Kurve 1 beim Bremsen stärker als er, allerdings hatten wir dann auf der restlichen Strecke eine ähnliche Pace. Es war also schwierig, aber er war eine Referenz für mich, um fokussiert zu bleiben."

So orientierte sich der Spanier vor allem nach hinten. "Marquez war immer hinter mir, ich konnte mich nicht lösen. In der letzten Runde habe ich versucht, mich in allen Kurven zu verteidigen, um die Position zu halten." Vor allem in den ersten drei Kurven sei Bautista laut eigener Aussage stärker gewesen als der Weltmeister. "Speziell in der letzten Schikane war er viel stärker. Ich wusste, dass er mich aus der letzten Kurve heraus überholen will. In der letzten Runde bin ich daher eine andere Linie gefahren. Die Ducati ist sehr stark auf der Geraden, deshalb konnte ich meine Position halten", freut er sich.

Alvaro Bautista

Große Freude bei Aspar-Ducati schon nach dem Quali: Bautista bester Privatier Zoom

Ein "echter" fünfter Platz, dazu noch hart erkämpft. "In Argentinien bin ich zwar Vierter geworden, aber Marquez und Pedrosa sind vor mir gestürzt. Vielleicht war es nicht das beste Rennen in dieser Saison, weil ich mich in Argentinien auch sehr gut gefühlt habe auf dem Bike, aber nach zwei Crashs war dieses Ergebnis wichtiger." Er reist nun mit viel Motivation und Selbstbewusstsein nach Barcelona.

Marquez nur Sechster: Probleme mit dem Vorderreifen

Das kann Marc Marquez von sich nicht behaupten. Wieder einmal musste er Schadensbegrenzung betreiben. Zwar hätte er nach einem guten Start, der ihn bis auf Platz drei brachte, alles versucht, doch trotz aggressiver Fahrweise war nicht mehr möglich, schildert der Sechstplatzierte enttäuscht. "In der Mitte der Gruppe habe ich viel Risiko in den Kurven genommen, dann haben mich wieder zwei Bikes auf der Geraden überholt", schildert er sein Leid. "Es war also sehr schwierig."

Marc Marquez, Jorge Lorenzo

Nur Platz sechs: Marc Marquez musste sich in Mugello im Mittelfeld durchkämpfen Zoom

Ein weiteres Problem stellte der Vorderreifen für Marquez dar. Er fuhr das Rennen mit Medium-Reifen, welcher an diesem Wochenende vorne asymmetrisch (rechts härter) angefertigt war. "Die rechte Flanke war nämlich härter als der harte Reifen. Es war nicht verpflichtend, aber meine einzige Wahl. Auf dem harten Reifen hätte ich nur zwölf Runden fahren können, danach wäre der zerstört gewesen. Auch Dani hatte Probleme mit dem Vorderreifen. Cal und ich hatten nur diese eine Option", erklärt er.

Schon in den Trainings fühlte sich der HRC-Pilot nicht wohl auf dem Bike. Vor dem Qualifying legte er eine besondere Einlage in Kurve 1 hin, als er mit Vollgas durchs Kiesbett ratterte. Erinnerungen an seinen heftigen Sturz 2013 kamen wieder hoch: "Das Bike hat sich stark bewegt. Das Problem ist dann, dass du die Vorderbremse nicht sofort einsetzen kannst. Du musste zwei- oder dreimal pushen. Bei 300 km/h passiert das alles sehr schnell. Ich bin dann in den Kies gefahren und dachte, dass ich jetzt stürzen würde. Ich konnte aber auf dem Bike sitzen bleiben und vor der Mauer verlangsamen. Das Motocross-Training hilft in solchen Situationen", kann er später darüber lachen.

Weniger Grund zur Freude beschert ihm derzeit der Blick auf den WM-Stand. In sechs Rennen holte er bisher nur zwei Podestplätze. 37 Punkte (Platz vier) fehlen ihm bereits auf Maverick Vinales. "Jedes Rennen ist wichtig und ich will jedes gewinnen. Ich hätte auch in diesem Rennen vor Maverick landen sollen. Wenn man das nicht kann, dann eben nicht. Ich habe es versucht." Am kommenden Wochenende wird er den nächsten Angriff vor Heimpublikum in Barcelona wagen.