Ducati fordert für Mugello: Podestplatz als Mindestziel

Sportdirektor Paolo Ciabatti macht für das wichtige Heimrennen in Mugello klare Ansagen - Andrea Dovizioso hält eine Siegchance aber nicht für realistisch

(Motorsport-Total.com) - Für Ducati ist Mugello der ganz wichtige Heim-Grand-Prix. Erst einmal konnte die italienische Marke auf dieser schnellen Strecke gewinnen. Das gelang 2009 Casey Stoner. In den vergangenen beiden Jahren zeigte vor allem Andrea Iannone starke Leistungen. 2015 eroberte er die Pole-Position und fuhr als Zweiter auf das Podest. Im Vorjahr wurde Iannone Dritter. Auf der anderen Seite sicherte sich sein Nachfolger Jorge Lorenzo beide Siege. Damals fuhr der Spanier aber noch für Yamaha.

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso stand für Ducati noch nie in Mugello auf dem Podest Zoom

Trotzdem stellt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti im Vorfeld klar, dass sich das Management viel an diesem Wochenende erwartet. "Es ist eine Strecke, wo wir immer gut unterwegs waren und Jorge extrem stark ist. Deswegen sind die Erwartungen und der Druck groß", sagt Ciabatti bei 'MotoGP.com'. "Wir sind zuversichtlich, dass uns ein gutes Ergebnis gelingen wird. Wir wollen definitiv um das Podium kämpfen."

In der Pressekonferenz wurde Andrea Dovizioso direkt gefragt, ob Ducati eine Chance auf den Sieg hat. "Der Sieg muss immer in deinem Kopf sein, denn es kann alles passieren. Wir haben in Barcelona viel ausprobiert", verweist er auf den Test in der vergangenen Woche. "Diese beiden Testtage waren sehr wichtig. Das Motorrad hat aber immer noch die gleiche Charakteristik. Deshalb glaube ich nicht, dass sich groß etwas verändern wird. Diese Strecke kann uns helfen, weil die Charakteristik von Strecke und Motorrad etwas besser zusammenpassen."

Altbekannte Probleme immer noch nicht gelöst

Trotzdem gelang Ducati kein magischer Schritt nach vorne. Die Probleme der Desmosedici sind altbekannt. "Ja, wir kämpfen immer noch mit Einschränkungen beim Motorrad, die wir noch nicht lösen konnten. Das ist die Realität", spricht Dovizioso offen aus. "Unsere Gegner sind sehr stark, ihre Motorräder sind stark und die Fahrer sind auch sehr gut. Alle liegen eng beisammen und für uns ist es schwierig, uns vorne zu qualifizieren. Es ist in der MotoGP sehr wichtig, in den ersten beiden Startreihen zu sein. Das ist das erste Ziel an diesem Wochenende."

Vor allem die schwachen Qualifyings verhagelten Dovizioso schon bessere Ergebnisse. In dieser Saison lauteten seine Startpositionen 5, 13, 7, 14 und 6. Und auch Lorenzo ging es mit den Plätzen 12, 16, 6, 8 und 16 nicht besser. "Wenn man eine ähnliche Pace hat und weit vorne startet, dann kann viel passieren. Aber zu sagen, dass wir um diesen Sieg kämpfen können, entspricht momentan nicht der Realität", sagt Dovizioso mit ernster Miene in der Pressekonferenz.

Und auch Ciabatti redet nicht um den heißen Brei herum: "Wir haben ein sehr konkurrenzfähiges Motorrad, aber das Level ist natürlich sehr hoch. Es geht ums Finetuning. Außerdem ist bekannt, dass es beim Turning etwas fehlt. Sobald die Fahrer die Bremse lösen, haben sie im Vergleich zu den Yamaha-Fahrern eine harte Zeit. Wir arbeiten daran, das Motorrad in diesem Bereich einfacher fahrbar zu machen. Bei allen anderen Aspekten sind wir relativ zufrieden, aber in diesem Bereich verlieren wir immer noch Zehntelsekunden."

Ciabatti: Lorenzo-Umstellung schwieriger als erwartet

Vor dem Le-Mans-Wochenende absolvierte Ducati einen privaten Testtag in Mugello, um sich auf das Heimrennen vorzubereiten. "Es war ein guter Test, obwohl wir alleine waren", so Ciabatti. "Deshalb sind die Rundenzeiten immer schwierig zu interpretieren." Dovizioso stimmt ihm zu: "Das Gefühl war beim Test gut, aber ohne Gegner können wir die Rundenzeit nicht einschätzen. Aber ich glaube, wir können näher dran sein. Es wird schwierig, aber unser Ziel lautet ein Podestplatz."

Dass Ducati vor dem Heimrennen große Töne spuckt, ist keine Überraschung. Insgesamt blieb das Team aber hinter den Erwartungen zurück und vermittelt im Vergleich zum Vorjahr einen größeren Rückstand auf die Spitze. "Zu Saisonbeginn blieben wir hinter den Erwartungen zurück. Zwei Podestplätze sind positiv, aber wir hofften, dass wir weiter vorne sein würden", spricht Ciabatti Klartext. Dass es mit Lorenzo eine Übergangssaison werden würde, war abzusehen, aber Dovizioso hätte man konstanter auf dem Podium erwartet.

"Wie gesagt, wir waren mit Dovizioso und Iannone in der Vergangenheit in dieser Position", denkt Ciabatti an die vergangenen Jahre in Mugello. "Jorge hat hier viele Erfolge gefeiert. Deswegen können wir nur einen Podestplatz anpeilen. Der Wettbewerb ist in diesem Jahr sehr eng und es ist nicht einfach, im Kampf um die Podestplätze dabei zu sein. Aber ja, unser Mindestziel ist ein Podestplatz", betont der Ducati-Sportdirektor erneut.

Dass der Geschwindigkeitsrekord von Iannone (354,9 km/h) aus dem Vorjahr überboten wird, glaubt Dovizioso nicht: "Weil man ohne Winglets nicht so gut beschleunigen kann. Außerdem wird das Motorrad auf dem Sprung vor dem Bremspunkt instabiler. Der Effekt der Winglets hat einen großen Unterschied gemacht. Ich schätze, dass wir sehen werden, wie dieser Sprung anders gefahren wird. Deswegen glaube ich nicht, dass wir den Geschwindigkeitsrekord brechen werden. Es ist für alle gleich."