Zu riskant: Marquez lässt Jerez-Sieger Pedrosa ziehen

Beim Großen Preis von Spanien sind Dani Pedrosa und Marc Marquez eine Klasse für sich, doch auch die Honda-Piloten kämpften in Jerez mit Reifen am Limit

(Motorsport-Total.com) - Die Erleichterung war Dani Pedrosa anzusehen. Auf dem Siegerpodest vergoss der Spanier Tränen der Freude. Nachdem er die Trainings und das Qualifying zum Großen Preis von Spanien in Jerez dominiert hatte, behielt der 31-Jährige auch im Rennen die Nerven und steuerte seine Honda vor Teamkollege Marc Marquez sicher zu einem Start-Ziel-Sieg. Damit gewann Pedrosa nicht nur den 3.000 Grand Prix der Motorrad-WM, sondern stand in Jerez zum zehnten Mal auf dem MotoGP-Podium.

Titel-Bild zur News: Dani Pedrosa, Marc Marquez

Dani Pedrosa und Marc Marquez fahren in Jerez zum ungefährdeten Doppelsieg Zoom

"Es war ein wunderbares Wochenende. Die Fans hier sind fantastisch. Ich mag diese Strecke sehr", freut sich Pedrosa über seinen ersten Sieg seit Misano 2016. Ein Spaziergang sei das Rennen trotz eines am Ende deutlichen Vorsprungs auf Marquez aber nicht gewesen: "Es war nicht so leicht, wie es vielleicht ausgesehen hat. Dennoch habe ich es genossen. Am Anfang war ich sehr fokussiert, das war unter diesen Bedingungen sehr wichtig", erklärt er.

Laut Pedrosa hatte die Strecke nicht so viel Grip wie noch in den Trainings. Zudem gestaltete sich das Reifenmanagement schwierig. "Ich bin wie viele Piloten mit dem harten Vorderreifen gefahren und konnte zu Beginn einen Vorsprung aufbauen. Aber ich musste auch den Hinterreifen schonen, weil ich die Medium-Variante hatte", analysiert der Honda-Pilot. "Ich hätte am Anfang schneller fahren können, aber ich wollte ihn nicht zu sehr strapazieren."

Marc Marquez dank hartem Hinterreifen stark

Daher versuchte der Spanier, seine Pace zu kontrollieren. Er hatte dabei immer auch ein Auge auf Verfolger Marquez, der sich lange nicht wirklich abschütteln ließ und auf seine Chance wartete, eine Attacke zu starten. "Ich wusste, dass Marc vielleicht etwas länger brauchen würde, um den harten Reifen auf Temperatur zu bringen. Es war klar, dass er ab Mitte des Rennens bis zum Schluss stark sein würde", gibt Pedrosa zu.

Marquez hatte sich hinten für die harte Reifenmischung entschieden, weil er glaubte, mit der Medium-Option nicht bis zum Schluss kämpfen zu können. "Ich wusste, dass es etwas länger dauern würde, den harten Reifen aufzuwärmen. Aber er hat mich in diesem Rennen stark gemacht. Mit dem Medium-Reifen wäre ich vielleicht die ersten zehn bis zwölf Runden schnell gewesen, hätte aber dann zu viel verloren", analysiert der Zweitplatzierte.

Tatsächlich kam er im letzten Renndrittel wieder näher an Pedrosa heran, steckte dann aber bewusst zurück, um nichts zu riskieren. "Ich konnte bis zu den letzten zwei Runden pushen, dann habe ich mir gesagt: 'Okay, zweiter Platz!'", sagt Marquez. "Die Mentalität war zu pushen, aber im Limit und nicht darüber hinaus." Dass er es nicht noch weiter probierte, lag vor allem am Vorderreifen, mit dem in Jerez viele Piloten zu kämpfen hatte - auch das Führungsduo.

Vorderreifen auch für das Honda-Duo ein Problem

"In zwei oder drei Kurven war der Vorderreifen sehr kritisch", bestätigt Sieger Pedrosa. "Wenn man da zu hart pusht, kann schnell ein Fehler passieren. Man darf aber auch nicht zu wenig pushen. Ich habe ein paar kleine Fehler gemacht. Ich glaube, einmal war ich sogar kurz neben der Strecke. Da habe ich vielleicht drei Zehntelsekunden verloren. Ich hatte Glück, schnell wieder auf die Strecke zurückzukommen." Marquez hinter ihm ging es ähnlich.

"Auch für mich war der Vorderreifen das Problem. Wenn er sich schon für Dani weich anfühlt, tut er das bei mir noch viel mehr. Denn mein Stil ist es, hart zu bremsen. Ich habe versucht, mich im Rennen anzupassen, aber es war schwierig", erklärt der Honda-Pilot. Zugleich betont er, dass die Haltbarkeit der Michelin-Pneus in Jerez deutlich besser gewesen sei als im Vorjahr. Ein Test am Montag soll weitere Erkenntnisse bringen.

Für Marquez war das Podium nicht nur deshalb viel wert. "Ich freue mich sehr über diesen zweiten Platz. Jerez ist normalerweise eine der schwierigsten Strecken für meinen Fahrstil." In der WM hat der Spanier weitere Punkte gut gemacht, auch weil die Werksyamahas schwächelten. "Mein Ziel ist es, in diesen Positionen bis Katalonien zu bleiben. Ich weiß, dass die nächsten Rennen nicht zu meinen Favoriten zählen. Danach kommen für mich bessere Strecken."


Fotos: Honda, MotoGP in Jerez


Dani Pedrosa erlebt Siege heute bewusster als früher

Auch Pedrosa greift nach seinem Sieg nun in die WM ein, ihm fehlen zur Spitze zehn Zähler. Vor allem aber freut sich der Spanier, dass der Knoten nun endlich geplatzt zu sein scheint: "Wir haben im Winter hart gearbeitet, sind dann nicht so gut in die Weltmeisterschaft gestartet, konnten uns aber Stück für Stück steigern und lernten das Motorrad besser kennen. Nach dem letzten Podium und diesem Sieg hoffen wir, so weitermachen zu können."

Der Triumph in Jerez vor heimischem Publikum dürfte den Spanier beflügeln. Er gibt zu, solche Siege heute viel bewusster zu erleben. "Früher passierten die Dinge einfach. Da wusste man oft nicht, warum man gerade so schnell ist oder eben auch nicht. Das ändert sich mit dem Alter", erklärt der 31-Jährige. Er konzentriere sich auf sein Ziel und arbeite hart daran, es zu verwirklichen - egal, ob Außenseiter oder Favorit. "Deswegen fühlt sich das heute ganz besonders an."