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Teamchef enttäuscht: Zarco-Erfolg setzt Folger unter Druck

Jonas Folgers Einstand in die MotoGP ist solide, doch weil sich Teamkollege Johann Zarco zum Überflieger entwickelt, gerät der Deutsche zunehmend unter Druck

(Motorsport-Total.com) - Wenn man davon spricht, dass Jonas Folger beim Großen Preis von Frankreich "nur" den siebten Platz eingefahren hat, tut man dem Deutschen eigentlich Unrecht. Schließlich erreichte der MotoGP-Rookie damit in vier der bisherigen fünf Saisonrennen die Top 10 und sammelt weitere WM-Punkte für sein Team Tech-3-Yamaha. Für einen Fahrer, der seine erste Saison in der Königsklasse bestreitet, ist das so früh in der Saison ein guter Schnitt.

Titel-Bild zur News: Jonas Folger

Jonas Folger steht im Schatten von Teamkollege Johann Zarco Zoom

Doch seine Platzierungen sind gar nicht das Problem, sondern es sind vielmehr die Platzierungen seines Teamkollegen Johann Zarco, aus dessen Schatten sich Folger einfach nicht befreien kann. Denn auch wenn der Deutsche konstant gute Leistungen erbringt, ist es Zarco, der ihn überstrahlt. Beim Heim-Grand-Prix in Le Mans fuhr der Franzose das erste Podium seiner noch jungen MotoGP-Karriere ein und wurde sensationell Zweiter.

Zuvor hatte er das Rennen sogar für einige Runden angeführt, hielt sich dann auf Platz zwei, den er später an Markenkollege Valentino Rossi verlor, aber durch dessen Sturz wieder erbte. Und Erben ist ein gutes Stichwort. Denn darauf angesprochen, ob Zarco auf ihn folgen könnte, wenn sein Vertrag bei Yamaha endet, antwortete Rossi in Le Mans: "Warum nicht?" Noch bis Ende 2018 wird er für das Werksteam fahren, seine Zukunft lässt er noch offen.

Erste Rennhälfte bleibt Folgers großes Problem

All das zeigt: Zarco hat schon früh auf sich aufmerksam gemacht. Mit seinen Führungskilometern beim Saisonauftakt in Katar verdutze er Konkurrenz und Fans gleichermaßen, behielt nach dem Sturz einen kühlen Kopf und fuhr zwei fünfte Plätze ein, wurde Vierter in Jerez und ergatterte schließlich sein erstes Podium. Dem stehen die Plätze zehn, sechs, elf, acht und sieben von Folger gegenüber, der damit immerhin zweitbester Rookie ist.

Aber wie er selbst stets wieder betont, ist die erste Messlatte der eigene Teamkollege, der ihn bis dato deutlich überflügelt. Das veranlasste Teamchef Herve Poncharal in Le Mans sogar zu leichter Kritik an dem Deutschen. "Ich muss zugeben, dass ich ein wenig enttäuscht bin", gibt dieser zu. "In der zweiten Hälfte des Kampfes fuhr er solide Zeiten und hatte Johanns Pace, war an manchen Punkten sogar schneller. Er verlor zu Beginn zu viel Zeit."


Fotos: Tech 3, MotoGP in Le Mans


Dieses Problem zeigte sich in fast jedem Rennen. Mit vollem Tank kommt der 23-Jährige schwer in die Gänge, verliert Positionen und wichtige Sekunden, die er sich dann wieder mühsam zurückholen muss. "Das Tempo ist da, aber wir müssen daran arbeiten, Lösungen für ihn zu finden", sagt Poncharal. Der Druck auf Folger steigt also, erst recht, seitdem Zarco seinen Vertrag mit Tech-3-Yamaha bereits jetzt um ein weiteres Jahr verlängert hat.

Folger selbst nimmt das als Ansporn: "Wenn man so einen starken Teamkollegen hat, dann ist man noch ehrgeiziger und will noch weiter nach vorne kommen. Was da Johann momentan abliefert, das ist absoluter Wahnsinn", gibt der Rookie anerkennend zu. "Er ist ein unglaublicher Racer und in Zweikämpfen unglaublich stark." Es bleibt zu hoffen, dass die Konkurrenz vom teaminternen Überflieger ihn tatsächlich motiviert und nicht irgendwann zermürbt.