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  • 07.05.2017 20:31

  • von Maria Reyer & David Emmett

"Schwieriges Rennen" für Yamaha: Rossi beklagt Wheelspin

Valentino Rossi kommt mit "zu viel Wheelspin" in Jerez nur auf P10, Maverick Vinales "ohne Gefühl auf der Front" auf P6 - Rennen "schwieriger als gedacht"

(Motorsport-Total.com) - "Das war ein sehr schwieriges Wochenende." Mit den Worten des neunfachen Weltmeisters Valentino Rossi lässt sich das Rennwochenende von Yamaha in Jerez gut zusammenfassen. Für den (noch immer) WM-Führenden und seinen Teamkollegen Maverick Vinales war der Ausflug nach Spanien eine Reise zum Vergessen. Bei Hitze kam die Yamaha M1 auf dem 4,4 Kilometer langen Kurs nicht zurecht, besonders mit dem Vorderreifen und zu viel Wheelspin haderten die beiden Superstars. Deshalb verwundert das enttäuschende Ergebnis kaum: Vinales holte als Sechster noch zehn WM-Punkte, Rossi als Zehnter noch ganze sechs Zähler.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Valentino Rossi wurde am Sonntag in Jerez bis auf Platz zehn durchgereicht Zoom

"Das war ein sehr schwieriges Wochenende, speziell aber ein schwieriges Rennen. Das haben wir nicht erwartet", muss Altmeister Rossi vor versammelter Presse zugeben. "Wir dachten, dass wir stärker und konkurrenzfähiger sein könnten - vor allem mit Blick auf die Ergebnisse der vergangenen Jahre hier in Jerez." Denn vor einem Jahr durfte sich der "Doktor" noch als Sieger feiern lassen, nun muss er das desaströse Ergebnis erklären.

Rossi hat auch sofort ein Hauptproblem ausgemacht: "Wheelspin beim Beschleunigen. Das war das große Problem am gesamten Wochenende." Rossi startete mit dem harten Vorderreifen und dem mittleren Hinterreifen in das Rennen, das er schon sieben Mal gewinnen konnte. Schon am Samstag nach dem Qualifying, das er nur als Siebter beenden konnte, klagte er über kein gutes Gefühl. "Wir haben versucht, die Balance zu verbessern, da wir uns Sorgen um die Haltbarkeit des Medium-Hinterreifens machten. Da der harte Reifen für uns nicht in Frage kam. Es war dennoch schlimm am Ende."

Rossi gegen Rennende drei Sekunden pro Runde langsamer

Denn auch mit dem harten Vorderreifen verlor er gegen Ende des Rennens das Gefühl. "Im Rennen war es sehr schwierig beim Bremsen und auch beim Kurveneingang. Im Training war ich überall besser. Wir konnten jedoch unser Problem mit dem Wheelspin nicht lösen. Vielleicht haben wir es sogar verschlimmert", rätselt er über die Set-up-Arbeit am Wochenende. "In den letzten sechs, sieben Runden hatte ich auf der linken Flanke sehr starke Vibrationen. Ich musste drei Sekunden pro Runde langsamer fahren. Ich hatte sogar Glück, noch ins Ziel zu kommen." Tatsächlich lagen Rossis Rundenzeiten gegen Rennende im Bereich von 1:44.5 Minuten, jene von Sieger Pedrosa bei 1:41.0 Minuten.

Denn vom siebten Startplatz ging es immer weiter nach hinten für Rossi. Auch von Jonas Folger und Aleix Espargaro musste er sich am Ende noch überholen lassen. Im Ziel fehlten dem Italiener satte 38 Sekunden auf Sieger Dani Pedrosa. "Ich hatte das gesamte Wochenende über kein gutes Gefühl auf dem Bike", muss er zugeben. "Wir haben viel probiert, aber wir hatten immer Probleme. Warum? Ich weiß es nicht. Wir werden jetzt die Daten analysieren. Speziell in den vergangenen Jahren hatten wir immer Probleme mit Wheelspin, diesmal litten wir aber weit mehr." Bei den folgenden Tests werde man das Problem untersuchen.


Fotos: Yamaha, MotoGP in Jerez


Mit dem Ergebnis ist Rossi keineswegs zufrieden. Ihm fehlte das gesamte Wochenende über einfach zu viel Grip - ganz im Gegensatz zu Johann Zarco auf der 2016er-Yamaha. Der Rookie zeigte einmal mehr groß auf und legte sich mit den Stars der Szene an. Er wurde als bester Yamaha-Pilot mit dem vierten Platz belohnt. "Diesmal hat das 2016er-Bike besser funktioniert. Das ist aber ziemlich logisch", findet der Vorjahressieger. "Wir waren im Vorjahr sehr stark. Ich habe gewonnen und Lorenzo wurde Zweiter. Am Beginn war Zarco sehr schnell mit dem Medium-Reifen. Vielleicht hätten wir erwartet, dass er am Ende größere Probleme bekommt. Das war aber nicht der Fall. Wir werden trotzdem an unserem Bike festhalten."

Vinales klagt: "Hatte überhaupt kein Gefühl"

Teamkollege Maverick Vinales möchte trotz eines enttäuschenden Ergebnisses nicht von einem "schlimmen" Wochenende sprechen - das hätte er schließlich schon bei seinem Crash in Austin gehabt. Der zweifache Saisonsieger war noch im Warm-up der schnellste Mann im Feld, konnte seine Pace jedoch nicht umsetzen und wundert sich daher: "Ich kann nicht verstehen, wie sich das Bike so stark in nur vier Stunden verändert." Ein Erklärungsversuch: Die Streckentemperatur stieg von 23 Grad Celsius am Vormittag auf 41 Grad bei Rennstart.

"Im Warm-up fühlte ich mich gut. Ich dachte, ich könnte nach einem guten Start vielleicht mit Dani und Marc mithalten und bis ans Ende kämpfen", schildert der 22-Jährige seine ursprünglichen Pläne. Er rechnete sogar mit dem Sieg. "Aber im Rennen hatte ich überhaupt kein Gefühl. Schon ab der ersten Runde war ich in allen Rechtskurven sehr langsam. Ich bin in Kurve elf mehrere Male fast gestürzt."

Maverick Vinales

In Jerez muss sich Maverick Vinales mit nur zehn WM-Punkten zufriedengeben Zoom

Dort hat es schließlich Suzuki-Pilot Andrea Iannone erwischt, der zuvor einen heiklen Moment mit Vinales erlebt hatte, als dieser weit ging. "Die Aktion mit Iannone tut mir leid, weil ich die Front einfach verloren habe. Ich konnte nichts machen in diesem Moment. Zum Glück hat er mich gesehen, ansonsten wären wir gecrasht."

"Einfach ein Desaster": Vinales musste 30 Meter früher bremsen

Vinales stimmt seinem Teamkollegen zu: Es sei ein unerwartet schwieriges Wochenende für Yamaha in Jerez gewesen. Er zählt einige Problemstellen auf: "Normalerweise sind wir in schnellen Kurven wirklich stark, aber Dovizioso konnte genau dort wegfahren. Das war schon komisch", wundert er sich. Wie schon Rossi meldet auch Vinales keinen Grip an der Front. "Wir wissen nicht warum. Ich weiß, dass ich auch in Austin aufgrund dieses Problems gestürzt bin. Heute hatte ich mehr Glück, weil ich nicht so schnell war und nicht hundert Prozent pushen konnte. Deshalb bin ich heute nicht gestürzt."

"Wir verlieren so viele Punkte, es war aber nicht unsere Schuld." Maverick Vinales

Um sein Problem zu verdeutlichen, erklärt er: "Am Vormittag waren meine Rundenzeiten ganz gut und konstant. Ich hatte eine gute Linie und war stark auf der Bremse, aber am Nachmittag war es einfach nur ein Desaster bei den Bremspunkten. Ich musste 30 Meter früher bremsen als noch im Training." Michelin will er nicht direkt den schwarzen Peter zuschieben, meint aber: "Wir verlieren so viele Punkte, es war aber nicht unsere Schuld." Zumindest habe er "zehn wertvolle Punkte" gesammelt. "Ich konnte die maximale Punkteanzahl heute holen und den Abstand auf die WM-Spitze verkürzen. Das war mein Ziel." Er liegt nur noch zwei Zähler hinter Rossi.

Vinales war die meiste Zeit in ein Duell mit Ducati-Pilot Andrea Dovizioso verstrikt. Der Italiener konnte die Probleme der Yamaha-Piloten beobachten: "Es war schwierig zu verstehen, warum Valentino so langsam war. Man hat nichts Komisches sehen können. Bei Maverick sah ich, dass seine Front sehr schlecht war. Er konnte nicht normal fahren", bestätigt er die Aussagen seines Konkurrenten.


MotoGP in Jerez

Einer, der es wissen muss, wie sich eine Yamaha in Jerez fährt, stand heute erneut auf dem Podium: Jorge Lorenzo holte sein erstes Treppchen mit Ducati. In der Pressekonferenz erklärte der Mallorquiner über die Reifenprobleme seines Ex-Teams: "Das war hier sehr speziell. Sie haben auf der 2017er-Yamaha mehr Probleme als auf dem Zarco-Bike. Ich habe aber gehört, dass sie die Haltbarkeit des Hinterreifens verbessert haben mit einem neuen Chassis. Daher glaube ich, dass sie nur hier große Probleme hatten." In Le Mans, versichern auch die beiden Werksfahrer, werde man wieder volle Attacke fahren.