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Nicky Hayden gesteht: Werksteam-Faktor unterschätzt

Die Entwicklung der Honda Fireblade stockt: Nicky Hayden kämpft mit der Motivation und rätselt, warum Honda kein Interesse an der Superbike-WM hat

(Motorsport-Total.com) - Vier von 13 Rennwochenenden der Superbike-WM-Saison 2017 sind Geschichte und die Meisterschaftswertung spricht eine eindeutige Sprache: Mit 50 Punkten liegt Honda in der Herstellerwertung aktuell auf der siebten und somit letzten Position. Selbst das Ein-Fahrer-Team von MV-Agusta kann sich somit vor dem größten Motorradhersteller der Welt behaupten. Ein Armutszeugnis für Honda.

Titel-Bild zur News: Nicky Hayden

Nicky Hayden ist momentan weit von Podestplätzen entfernt Zoom

"Wir sind kein Werksteam und werden nicht von HRC unterstützt. Das ist keine Überraschung. Ich wusste das vorher. Wir werden nur von Honda-Europa unterstützt", kommentiert Nicky Hayden im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com. Dass sich Honda überhaupt nicht für die Superbike-WM interessiert, kann der US-Amerikaner nicht nachvollziehen. Warum lässt sich der japanische Motorradgigant von der Konkurrenz auf der Nase herumtanzen?

"Ich kann es mir auch nicht erklären. Ich bin der falsche Mann für diese Frage. Diese Entscheidungen werden von anderen getroffen. Wir müssen mit den Ressourcen zurechtkommen, die wir haben. Es ist wichtig, dass wir motiviert bleiben", betont Hayden, der beim Rennwochenende in Assen sehr ernüchtert wirkte.

Ducati 2014: Die verpasste Chance?

"Vermutlich unterschätzte ich den Unterschied zwischen einem Werksteam und uns. Doch damit müssen wir zurechtkommen", erklärt Hayden, der Ende 2013 gute Chancen hatte auf einen Platz in einem Werksteam. Da der MotoGP-Champion von 2006 in der Königsklasse bei Ducati keine Zukunft hatte, bot man ihm an, in die Superbike-WM zu wechseln. In Austin drehte er sogar einige Runden mit der Panigale. Doch Hayden lehnte ab und kehrte zu Honda zurück, um weiterhin in der MotoGP zu fahren.

Nicky Hayden

Hätte Nicky Hayden das Angebot von Ducati annahmen sollen? Zoom

"Es stimmt, ich bin momentan nicht der glücklichste Fahrer im Paddock. Ich möchte keine Loblieder anstimmen und alles in den Himmel loben. Ich kann mit meinen Ergebnissen nicht zufrieden sein. Mehr gibt es nicht zu sagen. Ich möchte nicht nach Ausreden suchen. Die Ergebnisse sind einfach schlecht", stellt er fest.

"Wir verstehen es auch nicht. Mit dem alten Motorrad zeigten wir 2016 keine schlechten Leistungen. Wir konnten nicht ständig mit den Top 3 kämpfen, waren aber direkt dahinter. Uns gelangen Podestplätze und jetzt haben wir einen Schritt zurück gemacht, während alle anderen stärker wurden", ärgert sich Hayden, der zusammen mit seiner Ten-Kate-Crew keinen einfachen Winter hatte: "Es war keine Hilfe, dass wir das Motorrad so spät bekamen. Doch nach sechs Rennen darf das keine Ausrede mehr sein. Wir müssen versuchen, weiter nach Verbesserungen zu suchen", betont er.


Fotos: Superbike-WM in Assen


Kaum Fortschritte beim Motor

"Wir hatten zwischen Aragon und Assen zwei Tests. Der Test in Aragon war nützlich, doch die beiden Tage in Portimao waren ernüchternd. Ich möchte nicht zu negativ klingen, denn es ist wichtig, eine positive Einstellung zu bewahren. Aber ehrlich gesagt war es ein schlechter Test. Wir probierten ein paar Dinge und erzielten nicht die Ergebnisse, die wir uns erhofften. Die Zeiten waren ähnlich wie im Januar. Dieser Test war eine große Enttäuschung für die Moral der Truppe", gesteht der Honda-Pilot.

Stefan Bradl, Nicky Hayden, Jordi Torres

Die Honda Fireblade neigt trotz Leistungsdefizit stark zu Wheelies Zoom

"Ich hoffe, dass das Team diesen Test als Weckruf sieht und sich anderen Bereichen widmet. Wir brauchen eine andere Herangehensweise", fordert Routinier Hayden, der mit dem überarbeiteten Motor seiner Fireblade nicht zufrieden ist: "Wir hatten einen verbesserten Motor, der aber keine Verbesserung war. Es war nicht das, was wir erhofften."

"Die Elektronik konnten wir spürbar verbessern. Zu Beginn gab es ein Problem mit der Motorbremse. Das konnte gelöst werden. Nun fährt die Maschine stabiler und macht mehr Spaß. Wir haben nicht gerade den stärksten Motor, doch noch schlimmer ist, dass wir die vorhandene Leistung nicht nutzen können. Das Motorrad neigt sehr stark zu Wheelies", kritisiert der ehemalige Grand-Prix-Pilot.