Kein Interesse an der MotoGP: Ist Kawasaki zu feige?

Anstatt in der MotoGP unterzugehen, bekennt sich Kawasaki zur Superbike-WM: Sind die Erinnerungen an das gescheiterte ZX-RR-Projekt noch zu frisch?

(Motorsport-Total.com) - Kawasaki zeigt weiterhin kein Interesse an der MotoGP. Obwohl die Königsklasse in Sachen Vermarktung und Entwicklung sehr reizvoll ist, bleiben die Japaner ihrer Entscheidung treu, lieber in der Superbike-WM an den Start zu gehen. Bis Ende 2008 war Kawasaki werksseitig in der MotoGP vertreten, konnte aber keinen Sieg einfahren. In den vergangenen Jahren war Kawasaki das Team, das es in der Superbike-WM zu schlagen gilt. Seit der Saison 2012 kämpfte Kawasaki in der Serie um die Meisterschaft. 2013, 2015 und 2016 konnte die Fahrerwertung gewonnen werden.

Titel-Bild zur News: Anthony West

Sechs Jahre ohne Sieg: Die ZX-RR konnte die Erwartungen nicht erfüllen

Dennoch muss man sich fragen, warum Kawasaki überhaupt nicht daran interessiert ist, sich im Grand-Prix-Sport zu beweisen. "Sie waren in der MotoGP und es war ein großer Mist", erinnert sich Ronald ten Kate im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Seit Jahren kämpft der erfahrene Holländer mit seinem privaten Honda-Team gegen das Werk Kawasaki.

Ist das Scheitern von 2003 bis 2008 wirklich der Grund für das fehlende Interesse? "Sie trafen die Entscheidung, das Projekt nicht weiter zu betreiben und stattdessen hier zu fahren. Ich kann diese Entscheidung nachvollziehen, denn es ist sinnvoller, hier zu fahren. Andererseits wollen die großen Hersteller doch in der Königsklasse des Sports vertreten sein. Dort ist alles auf einem anderen Niveau, was das Budget und die Ressourcen angeht", grübelt ten Kate.

Chaz Davies versteht Kawasakis Strategie nicht

Ducati-Pilot Chaz Davies ist ebenfalls erstaunt, dass Kawasaki die Superbike-WM als Hauptschlachtfeld ansieht: "Ich bin ein bisschen überrascht, denn es ist seltsam, dass sich einer der größten Hersteller nicht in der MotoGP präsentiert. Kawasaki konzentriert sich auf die Superbike-WM, warum auch immer. Sie denken, dass es besser ist, hier zu fahren", kommentiert der Brite.

Chaz Davies, Jonathan Rea

Erzfeinde: Ducati-Pilot Chaz Davies und Kawasaki-Pilot Jonathan Rea Zoom

"Yamaha und Ducati engagieren sich abgesehen von der MotoGP auch in der Superbike-WM, während Kawasaki sich auf diese Serie beschränkt", wundert sich Davies, der sich wünscht, dass sich mehr Hersteller in der Superbike-WM engagieren: "Es wäre schön, wenn sich die Hersteller, die aktuell nur in der MotoGP vertreten sind, auch hier wieder stärker einbringen, wie Suzuki. Das wäre gut für die Serie. Doch die Hersteller haben stets andere Strategien."

Zu wenig Budget für die MotoGP?

Ex-MotoGP-Pilot Nicky Hayden weiß, wie hart das Geschäft in der MotoGP ist. Kawasakis Strategie dürfte laut Hayden vor allem auf die finanzielle Situation zurückzuführen sein: "Ich kenne die Situation nicht genau und weiß nicht, wie groß deren Budget ist. Es gibt viele Faktoren, von denen das abhängt. Sie leisten hier sehr gute Arbeit. Sie waren in der MotoGP und ich denke, sie können dort gute Leistungen zeigen. Sie wissen, wie man gute Sportmotorräder baut. Ich weiß aber nicht, warum sie den Aufstieg nicht machen", rätselt der US-Amerikaner.

Nicky Hayden

Nicky Hayden weiß, wie teuer es ist, in der MotoGP ein Werksteam einzusetzen Zoom

"Wenn sie durch die Superbike-WM genug Maschinen verkaufen, dann ist es okay. Die MotoGP ist nicht günstig. Es kostet sehr viel Geld, dort ein Projekt zu betreiben", betont Hayden und fügt hinzu: "Vielleicht wäre mit einem großen Sponsor etwas möglich, doch vielleicht ist es für sie nicht sinnvoll, in der MotoGP vertreten zu sein."