WM-Titel "unmöglich": Espargaro vertraut dennoch auf KTM

Pol Espargaro verrät, warum er von Yamaha zu KTM gewechselt ist und warum die RC16 besser zu ihm passt - Reue: Angebot von Suzuki Ende 2014 abgelehnt

(Motorsport-Total.com) - Pol Espargaro ist Teil des neuen KTM-Projekts, das in diesem Jahr neu in die MotoGP eingestiegen ist. Der 25-Jährige wagte nach drei Jahren mit Yamaha nun den Umstieg auf ein anderes Bike, er tritt außerdem erstmals in einem Werksteam an. Der Moto2-Weltmeister der Saison 2013 schrammte beim Saisonauftakt knapp an den Punkterängen vorbei, trotzdem weiß er, dass das Debütjahr hart werden wird.

Titel-Bild zur News: Pol Espargaro

Pol Espargaro liebt das Abenteuer und vertraut auf das KTM-Projekt Zoom

"KTM will innerhalb von drei Jahren um den WM-Titel mitkämpfen, das kommt mir fast unmöglich vor", gesteht Espargaro im Gespräch mit 'MotoGP.com'. "Ich werde ihnen aber natürlich voll vertrauen, weil ich schließlich auch hier bin, um zu gewinnen. Sie haben es in allen Kategorien versucht, warum also nicht auch in der MotoGP? Das Leben ist schließlich dazu da, um Abenteuer zu erleben, daher werden wir es versuchen", erklärt er mit einem Schmunzeln.

Im Ziel fehlten dem jüngeren Espargaro-Bruder in Katar 33 Sekunden auf den Sieger Maverick Vinales. Die Rundenzeiten waren sogar besser als erwartet. "Die Entwicklung des Bikes ist so schnell, man weiß gar nicht, was man zu Saisonmitte erwarten soll. Ich hoffe, dass wir so schnell wie möglich um Punkte kämpfen können. Das wird schwierig, aber ich vertraue KTM", meint der Ex-Tech-3-Pilot.

Bonus Werksteam: Espargaro kämpft gegen Frustration

Nach seiner dritten Saison mit den Japanern entschied sich Espargaro zum Wechsel nach Österreich. Er war sofort überzeugt von der Philosophie des Herstellers. "KTM hat mir das MotoGP-Projekt vorgestellt und ich sagte mir, dass das genau das ist, was ich möchte." Denn nach einigen Jahren im MotoGP-Mittelfeld ist ihm bewusst geworden, dass jene Piloten, die immer gewinnen, in einem Werksteam fahren. Tech 3 konnte ihm diese Voraussetzung nicht bieten.

"Wir mussten am Ende feststellen, dass unsere Ergebnisse nicht die besten waren, die wir hätten einfahren können", gibt er auch selbstkritisch zu. In Le Mans 2014 und in Assen 2016 holte er jeweils einen vierten Platz, seine bisher beste MotoGP-Platzierung. Zu wenig für den ehemaligen Champion: "In der Moto2 konnte ich mit Fahrern kämpfen, die jetzt Rennen gewinnen. Das ist natürlich frustrierend, weil ich weiß, dass ich das auch könnte."


KTM-Präsentation in Munderfing

Zwar wird es auch mit dem neuen KTM-Projekt eine Weile dauern, bis die ersten Punkte eingefahren werden, doch Espargaro zeigt sich zuversichtlich: "Auch wenn die Ergebnisse nicht sofort da sein werden, lerne ich einfach so viel. Die ersten Rennen werden hart, speziell die Freitage. Aber ich bin zu hundert Prozent davon überzeugt, dass das die beste Wahl war."

RC16 "passt besser" zu Espargaros aggressivem Fahrstil

Die Saisonvorbereitung beschreibt er als "schwierig, aber lustig". "Als ich in Valencia auf das Bike stieg, wusste ich, dass wir viel Arbeit vor uns haben. Seither haben wir einen großen Sprung gemacht, alles hat sich so sehr verändert. Das bedeutet, dass wir gute Arbeit geleistet haben." Der Rückstand auf die Spitze wuchs in den Tests der Vorsaison auf rund zwei Sekunden an. In Katar war die schnellste Runde von Espargaro im zweiten Freien Training (aufgrund des Regens wurde kein Qualifying gefahren) sogar 2,8 Sekunden langsamer als die Spitze. Im Rennen konnte er sich steigern.

Seinen Fahrstil musste der 25-Jährige beim Umstieg von der Yamaha auf die KTM nicht sonderlich umstellen, obwohl das Bike "komplett anders" sei. Denn Espargaro erklärt, warum die RC16 besser zu ihm passt: "Die Yamaha war flüssig zu fahren, man hat das Bike einfach durch die Kurve gleiten lassen. Mit der KTM kannst du nicht so viel Speed in der Kurve aufbauen. Du musst das Bike in der Kurvenmitte blockieren, dann schnell umlegen und das Gaspedal so weit wie möglich öffnen, um so viel Grip wie möglich aus dem Kurvenausgang mitzunehmen."


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Aufgrund seines aggressiven Fahrstils musste er mit der Yamaha immer besonders sanft sein. "Ich konnte nicht so fahren, wie ich wollte. Auf der KTM fühlt es sich so an, als wäre es mein Bike. Es ist stark in den Bremszonen und ich mag es, spät zu bremsen. Daher mag ich es auch, wie man dieses Bike fahren muss."

Pol Espargaro

Espargaro gibt Fehler zu: Hätte 2015 zu Suzuki wechseln können Zoom

Dass Espargaro nun auf der KTM sitzt und nicht auf einer Yamaha oder gar einer Suzuki ist einer Entscheidung im Jahr 2014 geschuldet. "Nach meinem ersten Jahr mit Tech 3 bekam ich ein Angebot von Suzuki. Nachdem ich gesehen habe, was mein Bruder (Aleix Espargaro; Anm. d. Red.) und Maverick erreichen konnten, musste ich mir eingestehen, dass ich die falsche Wahl getroffen hatte, weil ich das Angebot abgelehnt hatte. Als dann KTM auf mich zukam, musste ich zugreifen. Ich weiß nicht, ob sie besser oder schlechter als Suzuki sein werden, aber sie haben diese Leidenschaft fürs Siegen."