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Gefahr am Bremspunkt: Marc Marquez sucht besseres Set-up

In Austin ist Marc Marquez ungeschlagen, doch vor dem Großen Preis der USA gibt sich der Honda-Pilot kleinlaut: "Schon ein Podium wäre gut"

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen vier Jahren krönte sich MotoGP-Weltmeister Marc Marquez zum ungeschlagenen King of Cota. Viermal in Folge gelang es dem Spanier, in Austin zu gewinnen. 2013, in seinem ersten MotoGP-Jahr, wurde er der jüngste Fahrer, der eine Pole-Position und einen Sieg in der Königsklasse einfuhr. Diesen Rekord kann er zwar nicht mehr brechen, seine Erfolgsserie will Marquez aber auch beim Großen Preis der USA 2017 fortsetzen.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez konnte das US-Rennen vier Mal in Folge für sich entscheiden Zoom

Nach dem Nuller in Argentinien ist das auch bitternötig. "Es war nicht der beste Start in die Saison, aber sie ist noch lang und unsere Motivation ist hoch", gibt sich der 24-Jährige in der offiziellen Pressekonferenz am Donnerstag zuversichtlich. "Am wichtigsten ist, dass ich mich auf dem Motorrad gut fühle. Natürlich gibt es noch viel Verbesserungsbedarf. Aber ich fühle mich sehr wohl und diese Strecke ist die beste, um das erste gute Resultat der Saison einzufahren."

Honda-Teammanager Livio Suppo weiß um die besondere Stärke von Marquez auf dem Circuit of the Americas: "2014 haben wir mit dem Werksteam hier privat getestet, bevor die Saison gestartet ist. Und er (Marc; Anm. d. R.) war sofort superschnell. Aus irgendeinem Grund passt diese Strecke sehr gut zu seinem Stil. Er mag sie sehr und ist hier ungeschlagen. Das ist etwas Besonderes", sagt der Italiener und ergänzt: "Generell scheinen amerikanische Strecken den Hondas zu liegen."

Marc Marquez vermisst optimales Basis-Set-up

Suppo gibt zu, dass Argentinien nach dem Ausfall von Marquez und auch seines Teamkollegen Dani Pedrosa punktemäßig "ein Desaster" war, zeigt sich aber wie sein Fahrer zuversichtlich: "Schaut man sich das Tempo beider Fahrer an, war es ein gutes Rennen. Marc hat geführt, als er gestürzt ist. Und Dani schloss gerade zur Führungsgruppe auf, als er in derselben Kurve stürzte. Beide haben sich gut gefühlt auf dem Motorrad und um ein gutes Ergebnis gekämpft."

Dafür will Marquez von Freitag an hart arbeiten - insbesondere an der Abstimmung seiner Honda. "Wir werden versuchen, das beste Set-up zu finden. Denn in den ersten beiden Rennen ist uns das noch nicht gelungen. Daran müssen wir arbeiten", gibt er zu. Bereits in Argentinien habe man viel geändert, um die Rundenzeiten zu verbessern, doch mit den Anpassungen ändere sich auch immer das Gefühl für das Limit. "Es ist schwerer zu finden", erklärt Marquez.

So kam es in Argentinien schließlich zum Sturz in der Anbremszone auf Kurve 2. Denn das Bremsen ist 2017 nicht nur Hondas größte Stärke, sondern scheinbar auch Schwäche. "Wir gehen das Risiko an einem Punkt ein, den wir nicht unter Kontrolle haben, und das ist der Bremspunkt", gesteht der Weltmeister. "Aus diesem Grund sind schon viele Honda-Fahrer in dieser Saison gestürzt. Auch im vergangenen Jahr war es ähnlich."


Fotos: Marc Marquez, MotoGP in Termas de Rio Hondo


Livio Suppo: Beschleunigung bleibt Schwachpunkt

Marquez ist sicher, dass sein Team das Manko mit der Zeit beheben werde. Doch genau die Zeit ist das Problem: "Die Vorsaison war recht stark, aber dort hatten wir auch mehrere Stunden, um das Motorrad abzustimmen. Das ist am Rennwochenende anders", merkt Marquez an, "aber wir sind nah dran. In Argentinien hatte ich zwei Sekunden Vorsprung, als ich gestürzt bin. Das ist wichtig und spiegelt mein Gefühl wieder."

Das bestätigt auch Teammanager Suppo, der im Vergleich zum Vorjahr Fortschritte sieht: "Wir haben einen neuen Motor und kennen die Elektronik mit Sicherheit besser als im vergangenen Jahr. Das Paket ist konkurrenzfähiger als damals. Im Ranking sieht es sicher nicht so aus, aber es ist so. Wir müssen noch immer die Beschleunigung des Motorrads verbessern, denn darüber beklagen sich beide Fahrer. Aber insgesamt sind wir nicht so weit weg."

Dies gilt es nun auch in ein entsprechendes Ergebnis umzumünzen. Als sicheren Sieger sieht er sich trotz seiner Austin-Bilanz aber nicht: "Schon ein Podium wäre gut. Am Sonntag werden wir sehen, ob es auch für einen Sieg reicht. In der Vergangenheit war das eine sehr gute Strecke für mich. Aber jedes Jahr ist anders - die Bedingungen, Reifen, Motorräder." Am stärksten schätzt er derzeit die Yamaha-Fahrer Maverick Vinales und Valentino Rossi ein.

Maverick Vinales' Stärke hat Honda nicht überrascht

Ersterer führt die WM-Tabelle nach zwei Siegen derzeit mit 50 Punkten an. Um ihn schlagen zu können, will Marquez aber nicht über sein Limit eingehen. "In Argentinien bin ich etwas Risiko eingegangen, weil ich mich gut gefühlt habe und glaubte, das Rennen gewinnen zu können. Aber wir sind noch nicht soweit. Das Gefühl ist stark, aber wir sind noch nicht hundertprozentig soweit, dieses Risiko einzugehen", erklärt der Spanier.

"Ich brauche noch mehr die Mentalität von 2016. Aber wir müssen dennoch pushen, denn wir sind weit weg, aber die Saison ist lang. An Austin haben wir gute Erinnerungen. Die Gedanken sind positiv und das Level ist da", sagt er weiter. Im vergangenen Jahr hatte der Weltmeister nach einer schwierigen Saison 2015 und vielen Ausfällen seine Lektion gelernt und nicht mehr so oft über sein Limit gepusht. Daran will er auch im Kampf gegen Vinales festhalten.

"Wir wussten, dass Maverick ein schneller Fahrer ist. Das haben die Wintertests und seine Performance auf der neuen Yamaha gezeigt", sagt Suppo über den Kontrahenten, dessen Stärke ihn nach dem Teamwechsel nicht überraschte. "Wir haben ihn von Anfang an als einen Titelkandidaten gesehen. Das ist ein gutes Paket, Fahrer und Motorrad passen zusammen. Und es ist schön, einen neuen Herausforderer zu haben", so der Italiener.