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  • 11.12.2016 11:38

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Weltmeister Binder: Warum er 2016 so stark war

Sieg vom letzten Startplatz: Nicht nur in Jerez zeigte Brad Binder starke Leistungen - Der Moto3-Champ denkt über die Gründe, warum er die Konkurrenz dominierte

(Motorsport-Total.com) - KTM-Werksfahrer Brad Binder zeigte in der abgelaufenen Moto3-Saison eine beeindruckende Leistung und sicherte sich verdient den WM-Titel. In der Endabrechnung hatte der Südafrikaner 142 Punkte Vorsprung auf Verfolger Enea Bastianini. Bei 14 von 18 Rennen stand Binder auf dem Podium, sieben Mal davon auf der höchsten Stufe. In den Rennen bestach er durch seine Übersicht, seinen Speed und seine knallharten Manöver zum entscheidenden Zeitpunkt. Der 21-Jährige strahlte auf und neben der Strecke großes Selbstvertrauen aus.

Titel-Bild zur News: Brad Binder

In seiner fünften vollen Moto3-Saison gelang Brad Binder der große Durchbruch Zoom

Vor der Saison zählte er zum größeren Kreis der Titelkandidaten. Binder stand vor seiner zweiten Saison im KTM-Topteam von Aki Ajo, doch im Vorjahr reichte es "nur" zu drei dritten und einem zweiten Platz. Der Knoten platzte im Frühling in Jerez. Binder musste von ganz hinten starten, pflügte durch das Feld und gewann mit drei Sekunden Vorsprung. Es war eine der beeindruckendsten Vorstellung der vergangenen Jahre.

Aber warum war Binder letztendlich deutlich stärker als alle anderen Fahrer? "Ich glaube, es hängt alles mit meinem Team zusammen", zeigt er sich gewohnt bescheiden. "Oft komme ich an die Box und klage über Sachen beim Motorrad. Ich sage meinen Jungs, dass sie arbeiten müssen. Dann gehen wir die Daten durch und wir kommen drauf, dass eigentlich ich es bin, der die Situation verbessern kann. Ich selbst war für das schlechte Gefühl verantwortlich. In diesem Jahr habe ich so viel darüber gelernt, mich an Situationen anzupassen."

Für den Rennstall von Aki Ajo war es nach 2008 (Mike di Meglio), 2010 (Marc Marquez) und 2012 (Sandro Cortese) der vierte WM-Titel in der kleinen Klasse. Binder debütierte im Spätsommer 2011 in der 125er-Klasse. Seither war es ein steiniger Weg bis an die Spitze. Erst in seiner dritten vollen Saison klappte es mit dem ersten Podestplatz (Sachsenring 2014). Dass er einmal so dominieren würde, hätten ihm die wenigsten Beobachter zugetraut.

Brad Binder

In Valencia verabschiedete sich Brad Binder standesgemäß mit einem Sieg Zoom

In der abgelaufenen Saison beeindruckten einige Rookies. Kharul Idham Pawi gewann zwei Rennen und Joan Mir siegte in Österreich. "Ich ziehe vor ihnen den Hut, denn in meinem ersten Jahr kam ich nicht einmal in die Nähe dieser Leistungen", zieht der Weltmeister einen Vergleich und erinnert sich: "In meiner ersten Saison verbrachte ich mehr Zeit im Kiesbett als auf der Strecke. Di Giannantonio und Mir waren sehr stark und konstant. Das zu sehen, ist sehr interessant. Ich schätze, wir werden im nächsten Jahr tolle Rennen sehen. Ich werde natürlich meinen Bruder verfolgen."

Moto2: Warum scheitern so viele Moto3-Weltmeister?

Auf Binder wartet mit dem Aufstieg in die Moto2-Klasse mit dem neuen KTM-Projekt ein neuer Karriereabschnitt. Auffällig ist, dass bisher kein Moto3-Weltmeister auch in der Moto2 extrem erfolgreich war. Mit Ausnahme von wenigen Highlights ist Cortese im Mittelfeld, Alex Marquez fiel bisher mehr durch Stürze auf und Danny Kent war auch im zweiten Anlauf weit weg von Podestplätzen.

Die einzige Ausnahme stellt Maverick Vinales dar. Der Spanier gewann 2014 gleich sein zweites Moto2-Rennen und entwickelte sich im Herbst zum absolut stärksten Fahrer. Wäre Vinales nicht in die MotoGP aufgestiegen, dann wäre er 2015 sicher der Topfavorit auf den Moto2-Titel gewesen. Warum scheitern viele Moto3-Weltmeister anschließend in der mittleren Klasse? "Ich gehe mit der Idee in die Moto2, dass es nicht einfach wird. Was passiert, wird passieren", will sich Binder keinen Druck machen.

Brad Binder

Brad Binder testet in Jerez die mit Spannung erwartete Moto2-KTM Zoom

Mit einem Zweijahresvertrag in der Tasche kann sich der dritte Weltmeister aus Südafrika in Ruhe auf seine Aufgabe konzentrieren. "Sollte ich im ersten Rennen 20. sein, dann muss ich von diesem Punkt weg arbeiten. Bin ich 30., dann wartet noch mehr Arbeit. Wenn ich genauso hart arbeite wie bisher, dann weiß ich, dass ich vorne ankommen werde. Ich weiß aber nicht wie lange das dauern wird. Man muss realistisch sein. Ich weiß, dass es nicht einfach wird. Ich versuche so viele Runden wie möglich zu fahren und hart zu arbeiten."

Ein wesentlicher Vorteil für Binder ist, dass er im Team von Aki Ajo bleibt. Ein Datentechniker und ein Mechaniker wechseln mit ihm in die Moto2. Neu ist vor allem der KTM-Rahmen, der sich erst im Vergleich zu Kalex und Suter beweisen muss. Dass sich Ajo auch in der Moto2 auskennt, zeigten die beiden WM-Titel von Johann Zarco. "Sie haben in den vergangenen beiden Jahren die Moto2-WM gewonnen und wissen ganz genau, was sie zu tun haben. Ich freue mich auf die neue Herausforderung und werde sicher Spaß haben", nimmt sich Binder vor.

Der Moto2-Herbsttest in Valencia verlief jedoch schmerzhaft. Binder stürzte und wurde im Kiesbett von seinem Motorrad getroffen. Dabei brach er sich den linken Unterarm.