• 04.12.2016 15:29

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Qualifying-Modus: Soll der Freitag nicht mehr zählen?

Es gibt Gedanken, den Qualifying-Modus in der MotoGP-Klasse etwas anzupassen - Aus Reifensicht spricht sich Michelin entschieden gegen Qualifying-Pneus aus

(Motorsport-Total.com) - Seit der Saison 2013 gibt es in der MotoGP den gegenwärtigen Qualifying-Modus. Die zehn schnellsten Fahrer der kombinierten Zeitenliste nach den drei Freien Trainings sind direkt für Q2 qualifiziert. Der Rest muss in Q1 antreten, wobei die beiden Schnellsten ins Q2 aufsteigen. Dann geht es im 15-minütigen Q2 um die Startplätze eins bis zwölf. Nach anfänglicher Skepsis kam dieser neue Modus bei Fans und Fahrern gut an.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez gewann auch 2016 den BMW M-Award als bester Qualifyer Zoom

Aber nicht nur das Qualifying an sich war schon oft spannend, sondern auch schon die Trainings, wenn die Fahrer zum Beispiel aufgrund wechselhaften Wetters schnelle Rundenzeiten zeigen. Im Herbst kamen schließlich Ideen auf, wonach man diesen Modus ändern könnte. Diskutiert wurde darüber, dass man nur noch das dritte Freie Training am Samstagvormittag für die Einteilung ins Q1 und Q2 heranziehen sollte. Die beiden Trainings am Freitag sollen nicht zu diesem Qualifying zählen und ganz normale Freie Trainings sein, so wie FP4.

Der Hintergrund hinter diesem Gedanken betrifft die Reifen. Da Michelin regelmäßig neue Mischungen oder Konstruktionen an die Strecken brachte, mussten die Fahrer den Freitag dazu nutzen, die Reifen und die Reifenkombinationen durchzutesten. Fehlen den Fahrern Daten, weil sie oft schon am Freitag schnelle Runden in Angriff nehmen? "Vielleicht manchmal. Es ist aber kein großes Problem", winkt Michelin-Manager Nicolas Goubert ab. Der Franzose spricht sich auch gegen eine Änderung aus.

Die Freitagstrainings der MotoGP sind oft interessanter als beispielsweise jene der Moto2-Klasse oder der Formel 1. Deswegen meint Goubert: "Ehrlich gesagt gefällt es mir so wie es ist. Auch wenn es manchmal die Fahrer davon abhält, einen richtigen Reifentest durchzuführen. Für die Öffentlichkeit ist es interessanter, weil die Fahrer in jedem Training angreifen." Außerdem kann der Modus für zusätzliche Würze sorgen. Macht ein Star am Freitag einen Fehler und es regnet am Samstagvormittag, dann ist die Chance groß, dass er schon in Q1 antreten muss.


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In Valencia diskutierten auch die Fahrer, ob man den Modus ändern sollte. "Wir haben darüber gesprochen und über das Thema Sicherheit", bestätigt Weltmeister Marc Marquez. "Einige Fahrer haben dazu unterschiedliche Meinungen. Aber ich sehe das wie Jorge. Wir können es lassen, wie es ist", stimmt er seinem Landsmann Jorge Lorenzo zu, der keine Änderung für notwendig hält: "Ich möchte, dass wir den aktuellen Modus beibehalten. Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, ihn zu ändern."

Michelin gegen Qualifying-Reifen

Ein weiterer Gesprächspunkt sind Qualifying-Reifen. Michelin, beziehungsweise Dunlop in den kleinen Klassen, verzichten darauf. Pirelli verwendet diesen weichen Hinterreifen für eine schnelle Runde in der Superbike-WM. "Ich bin dagegen", spricht sich Goubert klar gegen eine Einführung in der MotoGP ein. "Wenn du vor dem Fernseher oder auf der Tribüne sitzt, dann ist es eigentlich egal, ob es Qualifying-Reifen gibt. Die Fahrer werden sowieso schneller."

Ein Beispiel dafür ist Valencia. Lorenzo und Marquez steigerten sich in Q2 im Vergleich zum dritten Training um mehr als eine halbe Sekunde. "Mit einem Qualifying-Reifen wären sie vielleicht noch ein Zehntel schneller geworden", glaubt Goubert und meint, dass die Zeitensteigerung mit dem Rennreifen daher kommt, dass die Fahrer im Qualifying noch mehr Risiko eingehen. Mit einem Qualifying-Reifen würde die Zeit eventuell noch etwas schneller werden, für die Show würde es aber kaum einen Unterschied machen.

Michelin

Michelin ist gegen ein Comeback von Qualifying-Reifen Zoom

"In der 500er-Klasse haben wir viele Jahre lang keine Qualifying-Reifen verwendet", erinnert Goubert an den Reifenkrieg vor zehn Jahren zurück. "Als Bridgestone gekommen ist, haben sie solche Reifen verwendet. Wir haben es trotzdem lange nicht gemacht, aber dann wurden sie mit ihren Qualifying-Reifen schneller. Also haben unsere Fahrer gesagt, dass wir etwas tun müssen. Es war aber vergeudete Zeit, auch für die Fahrer. Okay, einigen Fahren gefällt es vielleicht, aber es bringt dem Sport nicht mehr."

Goubert sieht außerdem auch Nachteile, sollte es Qualifying-Reifen geben. Dieser Hinterreifen würde nur für eine schnelle Runde gut sein. Kommt ein Fahrer in Verkehr oder macht einen Fehler, dann gibt es keine zweite Chance. "Wenn Jorge ein Problem gehabt hätte, dann hätte er eine zweite schnelle Runde versuchen können", spricht Goubert die Pole-Runde des Spaniers in Valencia an. Das war nur möglich, weil im Qualifying mit den normalen Rennreifen gefahren wird.