powered by Motorsport.com

Lucio Cecchinello: "Cal ist ein besonderer Charakter"

LCR-Teamchef Lucio Cecchinello nennt die Gründe für den Aufschwung im Sommer und warum Cal Crutchlow ein besonderer Charakter ist

(Motorsport-Total.com) - Die MotoGP-Saison 2016 geriet für Cal Crutchlow zu einer wahren Achterbahnfahrt der Gefühle. Nach acht Rennen hatte der Brite erst drei zählbare Ergebnisse und lediglich 20 WM-Punkte auf dem Konto. Aber trotzdem wurde es zum besten Jahr seines Lebens. Mit Siegen in Brünn und Australien trug sich Crutchlow in die Geschichtsbücher ein. Es gibt nicht viele Rennfahrer, die auf einer Mutstrecke wie Phillip Island vor Valentino Rossi gewonnen haben. Dazu feierte er auch beim Heimrennen in Silverstone einen zweiten Platz. Auch auf dem Sachsenring kämpfte er um den Sieg mit und stand auf dem Podium.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow, Lucio Cecchinello

Der Moment des Sieges in Brünn: Lucio Cecchinello umarmt Cal Crutchlow Zoom

Der Umschwung zu Saisonmitte war einzigartig und kam angesichts der Honda-Probleme in diesem Jahr überraschend. Teamchef Lucio Cecchinello fieberte an der Boxenmauer mit und erinnert sich an den schwierigen Beginn. "Es war sehr schwierig. Die Reifen waren neu, die Software für die Traktionskontrolle war anders, dazu ein neuer Motor und ein neues Bike. Es war sehr schwierig, alles auf die Reihe zu bringen. Cals Fahrstil passte auch nicht optimal zur ersten Generation der Michelin-Reifen. Der Vorderreifen war sehr sensibel, man konnte nicht hart bremsen und durfte nicht aggressiv fahren."

Aus diesem Grund stürzte Crutchlow auch regelmäßig von seiner LCR-Honda. "Glücklicherweise hat er sich nicht verletzt", atmet Cecchinello durch. "Eine große Veränderung kam, als Michelin neue Reifen brachte. Damit konnte Cal härter bremsen und Fortschritte machen. Dann erhielten wir Motorupdates von HRC und testeten in Brünn eine Chassis-Spezifikation, die Cal besser lag. Wir führten diese Details zusammen und verbesserten auch die Software."

Die Gründe für die Erfolgswelle

Und dann fuhr Crutchlow plötzlich wie ausgewechselt und war ab dem Sommer vorne dabei. "Die 180-Grad-Wendung kam mit dem Podium in Deutschland", so Cecchinello. "Dann gewannen wir in Brünn, standen in Silverstone auf dem Podest und gewannen in Australien erneut. Wir waren regelmäßig konkurrenzfähig." Schlussendlich beendete Crutchlow die Saison auf WM-Platz sieben. Als alleiniger Fahrer sammelte er in der Teamwertung fast so viele Punkte wie das Aprilia-Werksteam.

Mit Crutchlow hat Cecchinello den Siegfahrer gefunden, den er so lange gesucht hatte. Casey Stoner wechselte zu Beginn seiner Karriere nach einem Jahr zu Ducati und wurde Weltmeister. "Ich hatte viele schwierige Momente, aber ich habe immer daran geglaubt und das Team zusammengehalten", sagt Cecchinello, der bis Ende 2003 noch selbst im Sattel saß. "Sein Charakter ist etwas Besonderes, aber er ist geradlinig und direkt", beschreibt er seinen derzeitigen Starfahrer. "Wir verstehen uns sehr gut."

"Früher sah ich Cal als schnellen, harten Kerl mit einer schwierigen Persönlichkeit, aber mit viel Kampfgeist. Ich hatte immer einen guten Eindruck von ihm", beschreibt Cecchinello den Briten. "Wir hatten bisher keine Diskussionen, Streits oder Enttäuschungen. Er ist kein Kind mehr, sondern ein Mann, der gereift ist und dieses Business versteht." Auch im nächsten Jahr wird Crutchlow mit LCR-Honda versuchen, die Werksfahrer zu ärgern und zu schlagen.

Morgen veröffentlicht 'Motorsport-Total.com' den ersten Teil eines ausführlichen Interviews mit Cal Crutchlow. Darin spricht er über die Gründe für den schwierigen Saisonauftakt und wie er mit Kritik umgeht. Der zweite Teil befasst sich dann mit dem Umschwung im Sommer und wie sich sein Leben seit der Geburt von Tochter Willow verändert hat. Crutchlow spricht wie gewohnt in seiner unverblümten, offenen Art. Bleiben Sie dran!