• 16.11.2016 21:17

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Gigi Dall'Igna über Lorenzo: "Klare Vorstellung, was er braucht"

Gigi Dall'Igna schätzt das Feedback von Jorge Lorenzo über die Ducati-Rakete - Andrea Dovizioso sieht Fortschritte, aber das Turning-Problem gibt es immer noch

(Motorsport-Total.com) - Bei Ducati begann mit dem Valencia-Test der Angriff auf den WM-Titel. Nachdem Andrea Dovizioso schon am Dienstag mit der neuen Desmosedici für 2017 ausgerückt war, konzentrierte sich am Mittwoch auch Jorge Lorenzo auf das neue Motorrad. Bei der neuen Entwicklung sind das Chassis und der Motor etwas anders. Die Verkleidung mit den Winglets stammte noch vom 2016er-Motorrad, um diesbezüglich keine verfälschten Daten zu erhalten.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Insgesamt fuhr Jorge Lorenzo in Valencia 126 Runden mit der Ducati Zoom

Mit einer knappen halben Sekunde beendete Dovizioso den Test auf Position vier. Lorenzo fehlten 0,769 Sekunden auf seinen Yamaha-Nachfolger Maverick Vinales. "Er ist sehr schnell ans Limit des Motorrades gekommen", bewertet Dovizioso seinen neuen Teamkollegen. "Seine Rundenzeit ist sehr gut. Diese Strecke zählt zu seinen Lieblingskursen und hat ihm sicherlich geholfen. Als heute einige schneller wurden, hatte er Mühe. Ich denke aber, dass das normal ist. Wir haben beim Motorrad noch Einschränkungen, die er noch nicht so genau kennt. Ich bin seit vier Jahren in die Entwicklung eingebunden."

Lorenzo fuhr knapp drei Zehntelsekunden schneller als am Dienstag. Die Umstellung auf die Ducati schien ihm keine großen Probleme zu bereiten. "Von seinem Speed bin ich nicht überrascht. Er ist sicherlich eine gute Rundenzeit gefahren", meint "Dovi". Trotzdem hält er fest: "Im Rennen weiß ich nicht, ob er die Rundenzeit halten kann. Wir haben jetzt noch neun Testtage und alles kann sich in dieser Zeit verändern. Es war wichtig, jetzt sein zu Feedback bekommen. Wir geben auch das gleiche Feedback. Gigi und die Ingenieure konzentrieren sich auf die Schwachpunkte. Es ist positiv, dass Jorge schon hier war, weil er mir helfen kann, das Problem zu lösen."

Ducati hat klare Vorstellung von Lorenzo

Die Ducati-Ingenieure hingen an der Box an Lorenzos Lippen und verfolgten aufmerksam seine Aussagen über das neue Motorrad. Auch Testfahrer Casey Stoner unterhielt sich lange mit seinem ehemaligen WM-Kontrahenten. General Manager Luigi Dall'Igna lobt das Feedback: "Ich freue mich über Jorges Eindrücke vom Motorrad. Er hat gute Punkte, aber auch schlechte im Vergleich zu seinem gewohnten Bike herausgefunden. Ich habe jetzt eine klare Vorstellung davon, was er braucht. Ich hoffe, dass ich ihm etwas beim nächsten Test geben kann."

Auf die reine Rundenzeit zielte Ducati nicht ab, wie Dall'Igna klarstellt: "Sicherlich kann die Rundenzeit besser sein. Für eine bessere Rundenzeit müssen wir anders arbeiten. Noch haben wir für ihn nicht am optimalen Setup gearbeitet." Für Lorenzo ging es in Valencia zunächst um generelle Dinge, wie eine angenehme Sitzposition. Mehrfach wurde der Sitz verändert und der Tank anders abgeklebt. "Außerdem hat er Tests mit verschiedenem Material ausprobiert. Ich wollte, dass er ein Gefühl dafür bekommt", so Dall'Igna.

Jorge Lorenzo, Casey Stoner

Jorge Lorenzo & Casey Stoner: Worüber haben sich die beiden genau unterhalten? Zoom

An beiden Tagen überschlägt man sich im Ducati-Lager mit lobenden Worten für das neue Zugpferd. "Ich kenne jetzt seinen Eindruck vom Motorrad, aber ich muss mir jetzt die gesammelten Daten von diesen beiden Tagen genauer ansehen", denkt Dall'Igna bereits an den nächsten wichtigen Test in Sepang Anfang Februar. "Er hat sehr viel Erfahrung und ist ein Champion. Ich bin sehr glücklich, mit ihm zusammenzuarbeiten. Seine Aussagen über das Motorrad und das Setup sind klar. Sicherlich müssen wir uns bei den nächsten Tests noch gegenseitig besser kennenlernen."

Turning-Problem immer noch vorhanden

Die entscheidende Problematik beim Fahrverhalten in der Kurve ist mit dem neuen Motorrad aber immer noch vorhanden. Trotzdem ist Dovizioso nach diesem Test zuversichtlich: "Wir müssen mit unserem Speed zufrieden sein, aber für das Rennen müssen wir uns noch steigern. Auch das Turning muss besser werden."

Positive Punkte findet der Italiener dennoch: "Das Motorrad ist aber überall komfortabler zu fahren. Mit komfortabler meine ich zum Beispiel Vibrationen. Man kann auch eine schnelle Rundenzeit auf sicherere Weise fahren. Das Turning müssen wir noch verbessern, weil es für das Rennen der Schlüssel ist, um eine gute Rundenzeit halten zu können."

Andrea Dovizioso

Das Turning-Problem ist auch beim 2017er-Bike die entscheidende Schwachstelle Zoom

Bereits in der kommenden Woche nimmt Ducati am Privattest in Jerez teil. Allerdings werden Lorenzo und Dovizioso nicht vor Ort sein. Testfahrer Michele Pirro sowie das Pramac-Team müssen die wichtige Arbeit fortsetzen. Auch die Kundenteams Avintia und Aspar werden in Jerez im Einsatz sein. Da sie aber mit älteren Versionen fahren, sind sie keine Referenz für das weitere Feintuning der 2017er-Maschine.