Yamaha: Serienmotorrad hui, Rennversion pfui?

Die Yamaha R1 bleibt in der Superbike-WM hinter den Erwartungen zurück, obwohl das Serienmotorrad und die Stock-Variante sehr viel Lob kassieren

(Motorsport-Total.com) - Das Superbike-WM-Comeback von Yamaha verlief bisher enttäuschend. Nach einem vielversprechenden Saisonstart auf Phillip Island gelangen Yamaha bei der Entwicklung der R1 nicht die erhofften Fortschritte, um den Rückstand auf Kawasaki und Ducati spürbar zu verkleinern. Im Gegenteil: Zuletzt hatten Sylvain Guintoli und Alex Lowes Mühe, um aus eigener Kraft in die Top 10 zu fahren. Die angepeilten Siege sind aktuell weit entfernt.

Titel-Bild zur News: Alex Lowes, Sylvain Guintoli

In der Superbike-WM ist Yamaha aktuell nicht schnell genug für das Podium Zoom

"Ich denke, es kann ein erfolgreiches Projekt sein. Wir benötigen aber noch ein bisschen Unterstützung von Yamaha", grübelt Sylvain Guintoli und wundert sich im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com': "Die R1 war in den nationalen Serien und im Langstreckensport sehr erfolgreich. Die Rundenzeiten in der Superbike-WM sind aber richtig stark und die Spitzenteams liegen eng beisammen. Es ist alles andere als einfach."

Im vergangenen Jahr legte die R1 in den nationalen Superbike-Serien tatsächlich einen fulminanten Start hin. Josh Brookes gewann mit der Milwaukee-R1 die hart umkämpfte Britische Superbike-Meisterschaft. Zudem setzte Yamaha mit dem Sieg beim prestigeträchtigen Langstreckenklassiker in Suzuka ein Ausrufezeichen und blamierte die Konkurrenz von Honda, Kawasaki und Suzuki. Doch in der Superbike-WM fährt Yamaha nach wie vor hinterher.

"Die Basis der R1 ist sehr gut. Das erkannten wir bereits beim ersten Test. Es wird intensiv am Motor, der Elektronik und an den anderen Bereichen getüftelt, um das Motorrad schneller zu machen. Es gibt keinen Bereich, in dem wir besonders zurückliegen", analysiert Routinier Guintoli und betont: "Es müssen überall Fortschritte erzielt werden."

Sylvain Guintoli

Sylvain Guintoli gelang beim Heimspiel in Magny-Cours kein Erfolgserlebnis Zoom

Die Erfolge in den seriennahen Superstock-Meisterschaften sind ein Indiz für ein konkurrenzfähiges Serienmotorrad. Auch Guintoli schwärmt von der Performance der käuflichen R1 für die Straße. Im Rahmen einer Kundenveranstaltung hatte der Weltmeister von 2014 die Chance, die Serien-R1 im Sommer zu testen. Unter anderem war Guintoli in Silverstone und Donington unterwegs.

"Es war interessant, das Serienmotorrad auf verschiedenen Strecken testen zu können. Ich fuhr ein Serienmotorrad, an dem nichts verändert wurde. Der einzige Unterschied waren die Slicks. In Donington war ich nur fünf Sekunden pro Runde langsamer als mit dem Superbike. Der Unterschied war also nicht besonders groß", unterstreicht der Yamaha-Pilot.


Fotos: Superbike-WM in Magny-Cours


"An der Serienmaschine waren die komplette Beleuchtung, die Spiegel und das Nummernschild montiert. Das Motorrad hatte die lange Serienübersetzung. Es war aber unterhaltsam und sehr interessant", berichtet Guintoli und stellt fest: "Der Charakter der Serienmaschine entspricht dem der Rennmaschine. Natürlich ist das Rennmotorrad leichter und hat einen stärkeren Motor. Es lenkt präziser ein und bremst besser, doch fünf Sekunden sind nicht viel."

Sylvain Guintoli

Sylvain Guintoli verlässt das Crescent-Yamaha-Team am Saisonende Zoom

IDM-Pilot Florian Alt nahm ebenfalls an Kundenevents in England teil. In dieser Saison fuhr der ehemalige Rookies-Cup-Champion in der IDM eine Yamaha R1 und wurde hinter Marvin Fritz Vizemeister. "Die Serienmaschine ist richtig gut. Das IDM-Motorrad ist pro Runde vielleicht drei Sekunden schneller", vergleicht Alt.