Warum die V2-Superbikes nicht mehr so dominant sind

Ducati gab jahrelang in der Superbike-WM den Ton an, doch seit einigen Jahren müssen die Zweizylinder kämpfen: Werkspilot Chaz Davies sucht nach den Gründen

(Motorsport-Total.com) - Ducati und die Superbike-WM gehören einfach zusammen. Seit der Gründung der Serie in der Saison 1988 kämpft Ducati gegen die Superbikes der anderen Hersteller und verleiht der Serie mit dem charakteristischen V2-Motor eine besondere Würze. Die Erfolge gaben Ducati in der Vergangenheit Recht. In der Geschichte der Superbike-WM ist Ducati der mit Abstand erfolgreichste Hersteller.

Titel-Bild zur News: Chaz Davies

Ducati kann die Vorteile des V2-Konzepts nicht mehr so gut ausspielen Zoom

Die Italiener blicken auf nicht weniger als 14 Fahrer- und 17 Herstellertitel zurück. Zuletzt war von der einstigen Dominanz aber nicht viel zu sehen. Chaz Davies gewann als bisher einziger Fahrer mit der futuristischen Panigale WM-Läufe. Seit Carlos Checas Titel mit der 1098R in der Saison 2011 konnte Ducati keine weitere Meisterschaft gewinnen. Die Vierzylindermaschinen von Kawasaki und Aprilia waren ab 2012 deutlich erfolgreicher als Ducatis V2-Superbikes.

Doch wie fühlt es sich an, wenn man von einem hochdrehenden Vierzylinder auf ein drehmomentstarkes V2-Superbike wechselt? "Die Vibrationen sind das erste, was man bei einem V2-Superbike spürt. Sobald man das Gas öffnet wird alles ein bisschen sanfter", berichtet Werkspilot Davies, der in seiner Superbike-Karriere Erfahrungen mit der Aprilia RSV4 und der BMW S1000RR sammelte, bevor er zu Ducati wechselte.

"Man hat bei einem V2 bereits aus dem Drehzahlkeller mehr Leistung. Es macht Spaß, einen Zweizylinder zu fahren. Mir gefällt das sehr", betont Davies im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com und erinnert sich auch an die Triumph 675, mit der er 2009 und 2010 in der Supersport-WM antrat "Ich fuhr in der Supersport-WM ein Motorrad mit Dreizylindermotor. Ich war gespannt, als ich die Ducati zum ersten Mal testete."


Fotos: Die neuen Superbikes auf der Intermot


"Ein Zweizylindermotor hat am Kurvenausgang Vorteile, weil er mehr natürliche Haftung aufbaut. Die Leistungsabgabe ist nicht so spitz wie bei einem Vierzylindermotorrad. Doch dank der neuen Möglichkeiten können nun auch die Vierzylindermotoren sanft ans Gas gehen und haben dank der Traktionskontrolle mehr Haftung am Kurvenausgang. Es hat sich einiges getan in den vergangenen zehn Jahren", bemerkt Davies und begründet, warum die V2-Superbikes trotz 200 Kubikzentimeter mehr Hubraum zu kämpfen haben.

Troy Bayliss

Mit der 916/996/998 und der 999 (Foto) beherrschte Ducati die Superbike-WM Zoom

"Es ist ziemlich ausgeglichen, doch ich denke, dass die Vierzylindermaschinen einen kleinen Vorteil haben. In der Vergangenheit konnten die Zweizylinder ihre Stärken besser ausspielen, weil die Elektronik nicht so fortschrittlich war. Damals wurde der Gasbefehl direkt ans Hinterrad weitergeleitet. Nun ist es ein bisschen anders, denn die Elektronik filtert die Leistung durch die Traktionskontrolle und die anderen Fahrhilfen und unterstützt den Fahrer", erklärt der Brite und stellt fest: "Die Vierzylinder konnten deshalb die Stärken der Zweizylinder ausgleichen."