Ducati traut Marco Melandri beim Comeback den WM-Titel zu

Laut Ducatis Superbike-Projektleiter harmonieren Marco Melandri und die Panigale sehr gut - Teaminterne Spannungen mit Chaz Davies befürchtet Ducati nicht

(Motorsport-Total.com) - Nach einer Rekord-Durststrecke möchte Ducati in der kommenden Superbike-WM-Saison endlich wieder einen WM-Titel bejubeln. Sollte Chaz Davies in der laufenden Saison nicht doch noch das Kawasaki-Duo von der Spitze verdrängen können, dann blickt Ducati im Winter auf fünf Jahre ohne WM-Titel zurück. Carlos Checa ist der bisher letzte Ducati-Weltmeister. Danach machten die Kawasaki- und Aprilia-Piloten die WM-Wertung unter sich aus.

Titel-Bild zur News: Marco Melandri

Findet Marco Melandri in der neuen Saison bei Ducati zu alter Stärke? Zoom

Mit Marco Melandri hat Ducati für die kommende Superbike-WM-Saison einen prominenten Nachfolger für Davide Giugliano gefunden, der das Team nach drei durchwachsenenen Jahren verlassen muss. "Wir sind überzeugt, dass Marco ein sehr guter Fahrer ist, der genauso wie Chaz um den WM-Titel kämpfen kann", bemerkt Ducati-Superbike-Projektleiter Ernesto Marinelli im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Melandris erste Tests verliefen laut Ducati positiv. Der Rückkehrer berichtete gegenüber italienischen Medien, er wäre in Misano bereits so schnell wie Davies und Giugliano gewesen. "Wir waren beim ersten Test ziemlich beeindruckt. Er fand schnell zu seinem gewohnten Tempo zurück, obwohl er ein Jahr nicht fuhr", kommentiert Marinelli das Kennenlernen von Melandri und der Panigale.

Melandris Verpflicht und eine Teamentscheidung

Im vergangenen Jahr ruinierte sich Melandri seine Zukunftschancen, weil er mit der unterlegenen Aprilia-MotoGP-Maschine hinterherfuhr und die Lust verlor. Gerüchten zufolge soll Melandris Comeback ein Wunsch von Sponsor Aruba gewesen sein, die sich durch die Verpflichtung des mehrfachen MotoGP-Laufsiegers mehr PR erhoffen. "Natürlich ist ein italienischer Fahrer wichtig für uns und unsere Sponsoren. Wir denken, dass Marco gut für uns und für die Serie ist", erklärt Marinelli diplomatisch.

Ernesto Marinelli

Ernesto Marinelli hofft, dass sich Melandri und Davies gegenseitig antreiben Zoom

Dass die Verpflichtung des exzentrischen Italieners eine Entscheidung der Sponsoren war, weist Marinelli aber zurück: "Nein, es war wie bei vielen Dingen eine Entscheidung, die wir gemeinsam getroffen haben. Wir schauten uns alle Optionen an und einigten uns auf Marco", berichtet der Ducati-Manager. "Es dauerte eine ganze Weile, diese Entscheidung zu treffen. Es gab viele Optionen, die wir uns alle angeschaut haben. Es war unterm Strich für alle Beteiligten die beste Entscheidung."

In der Saison 2011 debütierte Melandri in der Superbike-WM und erzielte mit Yamaha bereits in seiner Rookiesaison Siege und wurde hinter Checa Vizeweltmeister. Da Yamaha das Superbike-Werksteam aus der Serie zurückzog, musste sich Melandri einen neuen Arbeitgeber suchen. Er fuhr zwei Jahre bei BMW und wechselte Ende 2013 zu Aprilia, weil auch BMW das Werksengagement beendete. 2014 saß Melandri auf einer Aprilia RSV4 und war erneut ein Kandidat für Siege. Insgesamt 19 Läufe konnte der Italiener von 2011 bis 2014 in der Superbike-WM einfahren.

Passt der Charakter der Panigale zu Melandris Stil?

Die Panigale ist das erste V2-Superbike, mit dem Melandri in der seriennahen Meisterschaft antritt. "Ich war ehrlich gesagt sehr erfreut, als ich sah, wie begeistert er ist", kommentiert Marinelli. "Ich vermutete, dass er die Front der Panigale mag. Das vermittelte Gefühl für das Vorderrad ist die Stärke der Panigale. Dadurch ist das Motorrad sehr einfach zu fahren. Zudem kann man es sehr präzise steuern. Es ist bekannt, dass Marco ein Motorrad mit einer starken Front bevorzugt. Es war schön, dass er von Beginn an ein sehr gutes Gefühl hatte."

Chaz Davies

Die Front der Ducati Panigale vermittelt dem Fahrer sehr viel Gefühl Zoom

"Der Charakter des Motors war der zweite Punkt, den er am Motorrad mochte. Er mag den Motor, weil er sehr sanft ans Gas geht und gut zu seinem natürlichen Fahrstil passt. Es ist also kein Problem, dass er noch nie zuvor mit einem V2-Superbike Rennen fuhr", ist Ducatis Superbike-Projektleiter überzeugt. Offen ist, wie gut Melandri und Davies harmonieren. Spätestens seit der vergangenen Saison gibt Davies im Ducati-Werksteam den Ton an und hat sich immer wieder mit starken Leistungen in Szene gesetzt.

"Ich sorge mich nicht, weil Chaz und Marco professionelle Fahrer sind. Sie sind beide sehr erfahren. Sicher gibt es im Team einen gewissen Wettbewerb. Das ist wichtig, denn die Teamkollegen müssen sich gegenseitig antreiben, um sich zu steigern und das Team voranzubringen. Beide waren bereits Teamkollegen", spielt Marinelli die Saison 2013 an, als Melandri und Davies für BMW fuhren. "Es gab keine Probleme. Ich denke, so wird es auch hier weitergehen. Im Idealfall lernen sie voneinander", so der Ducati-Manager.


Fotos: Superbike-WM in Magny-Cours