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Yamaha-Zoff in Misano: Darüber streiten Rossi und Lorenzo

Valentino Rossi wollte den Großen Preis von San Marino 2016 unbedingt gewinnen und quetschte sich früh an Jorge Lorenzo vorbei, der gegen den Teamkollegen wütet

(Motorsport-Total.com) - Dass zwischen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo spätestens seit Ende der vergangenen MotoGP-Saison wieder Eiszeit herrscht und sich die Yamaha-Teamkollegen selten einig sind, ist kein Geheimnis. Auf der Pressekonferenz nach dem Großen Preis von San Marino 2016 wurde man einmal mehr Zeuge davon, wie angespannt die Situation zwischen beiden ist. Zankapfel diesmal: Rossis Überholmanöver in Runde zwei des Sonntagsrennens in Misano, das der Italiener vor Lorenzo auf zwei beendete.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Yamaha-Duell in Misano: Valentino Rossi bremst Jorge Lorenzo aus Zoom

Nachdem Lorenzo den Sprint zur ersten Kurve gewonnen hatte und zu befürchten stand, dass der Pole-Setter enteilen würde, machte Lokalmatador Rossi kurzen Prozess und schnappte sich seinen Rivalen mit einem harten Manöver in der letzten Kurve der zweiten Runde: Der neunmalige Weltmeister stach innen hinein und drängte Lorenzo ab. Der musste seine Yamaha kurz aufrichten, ging weit und ordnete sich schließlich mit etwas Abstand hinter Rossi wieder ein. Ab da war klar: Der Italiener will zu Hause den Sieg.

Auch wenn es am Ende nur für Platz zwei reichte, das teaminterne Überholmanöver sorgte im Nachhinein für ordentlich Zündstoff zwischen den Yamaha-Fahrern. Angesprochen auf seinen Angriff erklärt Rossi: "Hier in Misano zu überholen, ist immer etwas schwierig. Aber ich wollte es gleich zu Beginn probieren, um es anders zu machen als in Mugello. Dort bin ich hinter Lorenzo geblieben und das hat mir kein Glück gebracht mit dem Motordefekt. Deshalb wollte ich diesmal vorn sein."

Lorenzo wütet gegen Rossi: "Wäre fast gestürzt!"

Naturgemäß sieht Lorenzo die Sache etwas kritischer. Für seinen Geschmack ging Rossi zu forsch ans Werk. "Wenn sie so eine Frage stellen, dann ja nur, weil das Manöver ziemlich aggressiv war, sonst würden sie gar nicht erst thematisieren", schiebt der Spanier voran, um dann seine Sicht der Dinge klar zu machen: "Man kann dazu unterschiedlicher Meinung sein. Meine Meinung ist, dass das Manöver vielleicht etwas zu aggressiv war. Er hätte so nicht überholen müssen."

"Aber das ist sein Stil. Andere Fahrer überholen sauberer", kritisiert Lorenzo seinen Teamkollegen weiter. Dieser muss bei derlei verbalen Spitzen in der Pressekonferenz lauthals loslachen und rechtfertigt sich: "Das stimmt nicht. Schau dir das Überholmanöver noch einmal im Fernsehen an!" Das lässt Lorenzo natürlich nicht auf sich sitzen und legt los: "Hätte ich das Bike nicht aufgestellt, wären wir gecrasht - oder zumindest ich!" Der Spanier ist überzeugt, dass Rossis Manöver böse hätte enden können.

Der Italiener hingegen erinnert an Pedrosas Überholmanöver an ihm im selben Rennen oder jene von Marc Marquez in Silverstone: "Was soll ich da sagen? Er hat mich ungefähr zehnmal so überholt. Und auch du überholst aggressiv! Also wieso beschuldigst du mich?" Das wiederum bestreitet Lorenzo, während der Pressesaal angesichts des Wortgefechts der Yamaha-Fahrer in leises Gelächter ausbricht. "Lacht nicht! Das ist meine Meinung. Hätte ich das Bike nicht aufgestellt, wäre ich gecrasht", stellt Lorenzo klar.


MotoGP in Misano

"Aus meiner Sicht wäre dieses Überholmanöver nicht nötig gewesen. Er war heute besser und hätte mich früher oder später ohnehin überholt. Aber er hätte nicht so aggressiv mit mir sein müssen. Natürlich hat er dazu eine andere Meinung." Und die tat Rossi dann auch noch einmal kund: "Ich stimme ihm nicht zu." Fakt ist: Für den Italiener hat sich der frühe Angriff gelohnt, schließlich konnte er so nicht nur Lorenzo hinter sich halten, sondern auf WM-Leader Marquez (Platz vier) sieben Punkte gutmachen.