Zwischenfazit: Ducati jubelt, scheitert aber am großen Ziel

Ducati-Superbike-Projektleiter Ernesto Marinelli fasst den ersten Teil der Saison zusammen, spricht über seine Fahrer und erklärt, wo er Ducati aktuell sieht

(Motorsport-Total.com) - Kawasaki und Ducati sind die beiden einzigen Hersteller, die momenten in der Superbike-WM regelmäßig Rennen gewinnen können. Im vergangenen Jahr meldete sich Ducati zurück, als Chaz Davies die ersten Siege mit der Panigale einfuhr, die 2013 debütierte und einige schwierige Jahre erlebte. Nach einer beeindruckenden zweiten Saisonhälfte im Vorjahr war Davies als Titelfavorit in die neue Saison gestartet, doch aktuell liegt der Brite 108 Punkte hinter WM-Leader Jonathan Rea zurück.

Titel-Bild zur News: Chaz Davies, Davide Giugliano

Chaz Davies und Davide Giugliano belegen in der WM die Positionen drei und vier Zoom

Selbst der Vizetitel scheint dem Ducati-Piloten aus den Fingern gerutscht zu sein. Bei den vergangenen drei Rennwochenenden musste Davies drei Nuller verkraften, die ihn in der Meisterschaft zurückwarfen. Auf Tom Sykes fehlen Davies 62 Punkte. Ducati-Superbike-Projektleiter Ernesto Marinelli ist mit der Performance seiner Crew dennoch zufrieden.

"Unser Ziel ist und war es, in der Meisterschaft an der Spitze zu sein. Das ist alles andere als einfach, doch wir haben in dieser Saison bewiesen, dass wir an jedem Wochenende ums Podium kämpfen können", bemerkt Marinelli, der sich freut, dass die Panigale seit zwei Jahren ein Siegermotorrad ist, gegenüber 'WorldSBK.com'.

Panigale seit 2015 ein Siegermotorrad

"Unser Motorrad ist mittlerweile sehr ausgeglichen und auf jeder Strecke und bei allen Bedingungen konkurrenzfähig. Es ist aber eine sehr hart umkämpfte Meisterschaft und Kawasaki hat ebenfalls ein sehr gutes Motorrad. Sie haben genau wie wir sehr gute Fahrer. Es ist schwierig", erklärt der Ducati-Verantwortliche.

"Es gab ein paar Rennen, bei denen wir nicht zu schlagen waren. Es gab aber auch Rennen, bei denen unsere Gegner sehr stark waren. Wir verfügen aber definitiv über ein Paket, mit dem wir an jedem Wochenende um den Sieg kämpfen können. Und Siege sind der einzige Grund, warum wir Rennen fahren", betont Marinelli.


Fotos: Superbike-WM in Laguna Seca


In Aragon platzte der Knoten

Die Saison 2016 begann für Ducati erst richtig beim Europaauftakt in Aragon, als Akrapovic einen neuen Auspuff lieferte und Davies damit beide Rennen gewann. "Der Auspuff war eine Neuerung, die wir in Aragon zum ersten Mal verwendeten. Das war aber nicht alles. Es gab weitere Entwicklungen, die uns halfen. Das Rennen in Aragon war aber sicher eine Art Wendepunkt. Dort haben wir große Fortschritte erzielt", schildert Marinelli.

"Danach kamen Rennen für Rennen ein paar kleine Neuerungen. Unsere Performance konnte weiter verbessert werden. Doch unsere Gegner machen es genauso. Sie ruhen sich nicht auf ihrem Vorsprung aus. Die Entwicklung stippt nie und alles geht weiter", weiß der Ducati-Superbike-Projektleiter, der von Davies' Einsatzbereitschaft begeistert ist.

Chaz Davies

Ducati-Werkspilot Chaz Davies gewann in Aragon und Imola beide Läufe Zoom

"Chaz ist ein Fahrer, der immer 150 Prozent gibt. Er möchte jedes Wochenende gewinnen. Wenn man ans Limit geht, dann riskiert man ständig, es zu übertreiben. Es ist ein schmaler Grat, ob man im Rennen als Held gefeiert wird oder ob man einen Fehler macht", spielt er die vergleichsweise vielen Fahrfehler des Briten an. "Natürlich möchten wir nicht viele Fehler machen, weil es in einer Meisterschaft schwierig ist, die Punkte aufzuholen, wenn man durch einen Sturz einen Nuller hatte. Wir sind aber sehr froh, einen Fahrer zu haben, der hungrig ist, Siege einzufahren."

Was wird 2017 mit Giugliano?

Teamkollege Davide Giugliano zeigte solide Leistungen, konnte aber nicht an die Form der vergangenen Jahre anknüpfen. Es ist unklar, ob Ducati auch 2017 auf Giugliano setzt. Marinelli äußert sich nicht zu den Transfergerüchten und analysiert nüchtern die Situation: "Die beiden Stürze im Vorjahr haben ihn zurückgeworfen. Es ist für einen Fahrer schon schwierig, einen Sturz von diesem Kaliber zu verdauen. Zwei so schwere Stürze können einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Aber Davide ist ein Kämpfer", lobt er.

"Im vergangenen Jahr kehrte er nach der Verletzung vom Sturz auf Phillip Island in Imola zurück, holte die Pole-Position und fuhr aufs Podium. Er hat sehr viel Talent", unterstreicht Marinelli. "In diesem Jahr konzentrierten wir uns darauf, die Rennwochenenden konservativer anzugehen. Er sollte sich weniger auf die Rundenzeit konzentrieren und mehr auf die Renndistanz und das Renntempo. Bisher funktionierte es. Er stand auf dem Podium oder kämpfte um einen Podestplatz.

Davide Giugliano

Davide Giugliano noch ohne Vertrag: Lässt Ducati ihn am Saisonende fallen? Zoom

"Ihm fehlt nach wie vor ein Sieg, doch das sollte bald soweit sein. Ich denke, er hätte in Sepang und Donington ein bisschen härter gepusht, wenn die Erinnerungen an das, was im vergangenen Jahr passiert ist, nicht gewesen wären. Dann hätte er bereits ein Rennen gewonnen. Es ist aber nicht einfach und man weiß nie, was wirklich passiert wäre", so Marinelli. Giugliano ist aktuell WM-Vierter und hat 75 Punkte Rückstand auf seinen Teamkollegen.