• 15.07.2016 19:03

  • von Markus Lüttgens & David Emmett

MotoGP Sachsenring: Yamaha am Freitag kalt erwischt

Yamaha war am ersten Trainingstag der MotoGP auf dem Sachsenring im Nirgendwo: Kühle Strecke, kalte Reifen und ein Sturz von Jorge Lorenzo

(Motorsport-Total.com) - Nach dem ersten Trainingstag der MotoGP zum Grand Prix von Deutschland auf dem Sachsenring zeigen sich bei Yamaha Sorgenfalten auf der Stirn. Sämtliche Fahrer der japanischen Marke waren am Freitag nur im Mittelfeld der Zeitenliste zu finden, unter den Top 10 sucht man Yamaha-Piloten vergeblich. Vor allem das Werksteam blieb mit Valentino Rossi auf Platz 14 und Jorge Lorenzo auf Platz 16 weit hinter den (auch eigenen) Erwartungen zurück.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Valentino Rossi und seine Kollegen landeten ungewohnt weit hinten Zoom

Der amtierende Weltmeister sorgte zudem am Vormittag im ersten Freien Training für eine Schrecksekunde. In seiner erst dritten Runde stürzte Lorenzo in der berüchtigten Kurve 11 über das Vorderrad und flog wild durch das Kiesbett. Dabei hatten Lorenzo und die Streckenposten, die sich um ihn kümmerten, eine ordentliche Portion Glück. Denn kurz nach ihm stürzte an gleicher Stelle auch Stefan Bradl, doch seine Aprilia verfehlte zum Glück die im Kiesbett befindlichen Personen.

Lorenzo hielt sich nach dem Sturz die linke Hand und wurde zur Untersuchung ins Clinica Mobile gebracht. Dort konnten die Rennärzte Knochenbrüche ausschließen, und bald darauf gab auch Lorenzo selbst Entwarnung. "Körperlich bin ich nach dem Sturz in Ordnung, Sonntag wird das kein Problem sein", sagt er.

Jorge Lorenzo nach Sturz ohne Vertrauen

Mehr Schmerzen dürfte ihm der Blick auf den Zeitenmonitor bereitet haben, denn sein Rückstand auf die Bestzeit von Suzuki-Pilot Maverick Vinales betrug fast 1,7 Sekunden. Das führt Lorenzo auch auf seinen Sturz vom Vormittag zurück. "Ich bin heute Vormittag in der Bergabpassage gestürzt und habe danach in keiner Kurve des Kurses das richtige Vertrauen gefunden. Das fühlte sich richtig langsam an."

Lorenzos Schicksal war aber kein Einzelfall, denn auch seine Markenkollegen kamen heute nicht auf Tempo. Valentino Rossi führt das vor allem auf das ungewöhnlich kühle Wetter am Sachsenring zurück. "Das Problem sind die Temperaturen. Die Strecke war nicht einmal 20 Grad warm, und dann funktionieren MotoGP-Reifen nicht", sagt er. "Man bekommt den Reifen nicht auf Temperatur. Selbst nach sechs, sieben Runden ist er noch kalt. Sollte es morgen wärmer sein, wird alles einfacher."

Da in früheren Jahren am Sachsenring oft hochsommerliche Temperaturen herrschten, traf Reifenlieferant Michelin eine Auswahl, die nicht zu diesen fast schon herbstlichen Temperaturen passte. "Daher müssen wir mit dem Vorderrad sehr vorsichtig sein, vor allem in Rechtskurven", sagt Rossi. Von diesen Rechtskurven gibt es auf dem Sachsenring nur drei, weshalb vor allem die rechte Flanke des Vorderreifens sehr sensibel ist.

Verkehr verhindert Zeitenverbesserung von Valentino Rossi

"Heute hatten alle Yamahas mit dem Vorderreifen, vor allem in den Rechtskurven", sagt Rossi, der ähnlich wie die beiden Tech-3-Piloten Pol Espargaro und Bradley Smith lange auf gebrauchten Reifen fuhr und damit nicht auf Zeitenjagd ging. "Ich hatte ständig das Gefühl, dass ich über das Vorderrad stürze, wenn ich mehr riskiere. Kurve 11 ist sehr schnell und gefährlich, daher ist es vielleicht besser, auf bessere Bedingungen zu warten", meint Rossi.

Am Ende ließ Rossi dann noch einmal frische Reifen aufziehen, doch dichter Verkehr auf dem nur 3,671 Kilometer langen Sachsenring verhinderte einen Zeitenverbesserung. Dieser Umstand sowie die für Samstag vorhergesagten höheren Temperaturen dürfen allen Yamaha-Fans etwas Mut machen, doch unter dem Strich ist Rossi nur mäßig optimistisch: "Es wäre sicher etwas schneller gegangen, aber unser Potenzial sieht nicht besonders gut aus."