• 19.07.2016 16:50

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Honda: Kaschiert Regen die Probleme der RC213V?

Bei den Regenrennen in Holland und Deutschland überzeugt die Honda RC213V, doch im Trockenen bekommt HRC die Probleme nur langsam in den Griff

(Motorsport-Total.com) - Mit Siegen in Holland und Deutschland und einer souveränen Führung in der WM verabschiedet sich Honda in die Sommerpause. Vor dem Start der Saison hätten die HRC-Verantwortlichen von diesem Szenario nur träumen können, doch dank der Fehler der Konkurrenz und einem extrem clever agierenden Marc Marquez gucken die Verfolger aktuell in die Röhre.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez sammelte bei den beiden Regenrennen 45 von 50 Punkten Zoom

Bei den Regenrennen in Assen und am Sachsenring stand Honda ganz oben. Marc-VDS-Pilot Jack Miller triumphierte in Holland vor Markenkollege Marquez. In Deutschland sicherte sich Marquez den Sieg vor Markenkollege Cal Crutchlow. Ist Honda der Konkurrenz im Nassen überlegen? Oder sind die Fehler der Gegner für die Ergebnisse verantwortlich?

"Die Honda ist auch im Nassen schwer zu kontrollieren", betont LCR-Pilot Crutchlow, der beim Regenrennen am Sachsenring sein bestes Saisonergebnis einfuhr. Die guten Ergebnisse schiebt der Brite in erster Linie auf das Talent der Honda-Piloten: "Ich bin gespannt, wie einige Fahrer unterwegs wären, wenn sie mit einer Honda fahren würden", kontert er.

Charakteristik der RC213V: Fluch oder Segen?

Im Trockenen hadert HRC nach wie vor mit der Charakteristik der RC213V. Am Kurvenausgang kämpfen die Honda-Piloten durch den aggressiven Motor und den Erfahrungsrückstand bei der Einheitselektronik mit der Traktion und sind auf den Geraden meist leichte Beute. Am Kurveneingang bereiten die Vorderreifen Probleme, denn das Chassis und die Geometrie der Maschine provozieren ein Überhitzen des Vorderreifens. Härtere Reifenmischungen sind meist die Konsequenz, doch bei extrem hohen Außentemperaturen rutscht die Reifentemperatur immer wieder aus dem optimalen Arbeitsfenster.

Marc Marquez, Cal Crutchlow

Cal Crutchlow und Marc Marquez machten die Konkurrenz am Sachsenring nass Zoom

Beim Regenrennen am Sachsenring war diese Eigenschaft der RC213V aber eine Hilfe. Nach dem Wechsel zu Slicks dauerte es nicht lange, bis die Honda-Piloten ihre Vorderreifen auf Temperatur brachten. Ducati und Yamaha haben bei Mischbedingungen extreme Probleme, die Michelin-Slicks auf Temperatur zu bringen, was in erster Linie an der Geometrie der Desmosedici und der M1 liegt.

Der aggressive Umgang mit den Vorderreifen hat aber auch Nachteile: "Unser Problem im Nassen ist der Vorderreifen. Wir müssen stärker bremsen, weil wir niedrige Kurvengeschwindigkeiten fahren. Das Gefühl im Nassen ist ähnlich wie im Trockenen", bemerkt Crutchlow, der sich schwer tut, mit seinen Reifen zu haushalten.


Fotos: MotoGP am Sachsenring, Girls


HRC auf dem richtigen Weg?

Zudem verwendet Crutchlow bei Nässe weniger elektronische Hilfsmittel: "Wir fahren mit vergleichsweise wenig Traktionskontrolle. Deshalb können wir schneller reagieren. Die weniger talentierten Fahrer vertrauen im Nassen voll auf ihre Traktionskontrolle und kommen nicht voran. Unsere Beschleunigung ist im Nassen gar nicht mal schlecht, wenn wir auf unser Gefühl vertrauen", berichtet der LCR-Pilot.

Das Wetter erschwerte zuletzt aussagekräftige Vergleiche der verschiedenen Motorräder. "Ich denke, dass wir auf dem richtigen Weg sind bei der Entwicklung der Elektronik. Doch das Chassis und der Motor sind unverändert. Es ist nach wie vor ein schwer zu fahrendes Motorrad", fasst Crutchlow zusammen. In der Fahrerwertung führt Marquez mit 170 Punkten und hat damit 48 Zähler mehr als Verfolger Jorge Lorenzo. Cal Crutchlow ist aktuell WM-14. mit 40 Punkten.