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  • 21.05.2016 20:58

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Topspeed-König Ducati: Fast 350 km/h in Mugello

Die Ducati-Raketen sind in Mugello die mit Abstand schnellsten Motorräder auf der Geraden - Hauptgrund dafür ist die desmodromische Ventilsteuerung

(Motorsport-Total.com) - Mit 1,141 Kilometern ist die Zielgerade im Autodromo del Mugello zwar nicht die längste Gerade im MotoGP-Kalender, aber in Italien werden in jedem Jahr extreme Höchstgeschwindigkeiten gemessen. Auch diesmal ist Ducati mit Abstand das schnellste Motorrad. Danilo Petrucci, der die GP15 aus dem Vorjahr fährt, wurde im Qualifying mit 349,4 km/h gemessen. Die ersten Plätze in der Topspeedwertung nehmen regelmäßig die Ducati-Fahrer ein. Den absoluten Rekord stellte Andrea Iannone im März mit 351,2 km/h in Katar auf.

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso

Ducati erreicht in Mugello auf der Zielgeraden rund 350 km/h Zoom

Das hat vor allem einen technischen Hintergrund, denn nur Ducati setzt auf die desmodromische Ventilsteuerung. Diese Technik arbeitet ohne Ventilfedern und führt die Schließbewegung gesteuert durch, weshalb man auch von einer zwangsweisen Ventilsteuerung spricht. Nur Ducati setzt in der MotoGP diese Technik ein. Durch das richtige Timing kann der Motor mehr Leistung freigeben. Mechanische Ventilfedern oder pneumatische, wie sie bei den anderen Herstellern Standard sind, haben konstruktionsbedingt Nachteile. Den anderen Herstellern fehlt bei der Desmodromik schlichtweg das Know-how, weshalb niemand das Konzept kopiert.

Ducati lässt sich nicht in die Karten blicken, wie viel PS tatsächlich an das Hinterrad abgegeben werden. Geschätzt werden rund 280 PS. Bei einem vorgeschriebenen Mindestgewicht von 157 Kilogramm für ein MotoGP-Motorrad ohne Fahrer sind das beeindruckende Werte. Die beiden Honda-Werksfahrer Marc Marquez und Dani Pedrosa wurden im Qualifying mit 341 km/h gemessen. Das Yamaha-Duo Jorge Lorenzo und Valentino Rossi kam auf 340 km/h.

Auch Suzuki befand sich mit 339 km/h in diesem Bereich. Das zeigt, dass Honda, Yamaha und Suzuki ungefähr auf einem Level sind. Dass Motorleistung nicht alles ist, beweist die Pole-Position von Rossi. Handling, Elektronik und das Zusammenspiel mit den Reifen spielen auf dem flüssig zu fahrenden Mugello-Kurs die entscheidende Rolle. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Geraden ist dagegen nur untergeordnet.


Fotos: MotoGP in Mugello, Girls


Honda: Elektronik das größere Problem

Vor allem die Honda-Fahrer beklagten in dieser Saison eine nicht optimale Beschleunigung. Marquez sieht das aber eher in der Elektronik begründet, wo Honda immer noch hinterherhinkt. "Wir haben die Motorleistung, aber im Vorjahr konnten wir die Power mit unserer Elektronik kontrollieren", erklärt Marquez in Mugello. "Das Bike war stabiler und angenehmer zu fahren. Mit dieser Elektronik können wir die Leistung nicht kontrollieren, weshalb wir die Power reduzieren mussten. Wir können die Kraft aus irgendeinem Grund nicht komplett nutzen."

Das langsamste Motorrad auf der Geraden ist weiterhin Aprilia. Stefan Bradl hat in Italien einen neuen Motor zur Verfügung, der ein kleiner Fortschritt ist: "Der neue Motor ist etwas besser. Wir hatten schon in Le Mans einen neuen Motor, wo ich spüren konnte, dass die Leistung bei hohen Drehzahlen besser war. Dieser Motor hat auch mehr Drehmoment bei mittleren Drehzahlen", berichtet der Deutsche. "Ich kann etwas mehr Power spüren. Gleichzeitig denkt Aprilia auch an die Zuverlässigkeit. Ich schätze, dass die nächsten Motoren noch stärker werden." Im Qualifying kam er auf 335,7 km/h.

Stefan Bradl

Stefan Bradl verwendet in Mugello einen neuen Aprilia-Motor Zoom

Aber nicht nur die hohen Geschwindigkeiten beeindrucken, sondern auch die Verzögerung. Brembo rüstet alle MotoGP-Motorräder mit Bremsanlagen aus. Für die Bremsen ist Mugello ähnlich anspruchsvoll wie Katar, Austin, Termas de Rio Hondo und Le Mans. In der ersten Saisonhälfte belastete nur Jerez die Bremsen stärker. Der absolute Härtetest für die Bremsen ist Motegi in Japan. In Mugello ist San Donato (Kurve 1) der härteste Bremspunkt. In 5,6 Sekunden wird von 350 km/h auf 90 km/h reduziert. Dabei üben die Fahrer einen Druck von sieben Kilogramm auf den Bremshebel aus. Die Bremsanlage wird mit bis zu zwölf bar unter Druck gesetzt.

Die Höchstgeschwindigkeiten in Q2:
Danilo Petrucci (Ducati) -349,4 km/h
Andrea Iannone (Ducati) - 347,3 km/h
Michele Pirro (Ducati) - 346,4 km/h
Yonny Hernandez (Ducati) - 346,0 km/h
Scott Redding (Ducati) -345,2 km/h
Dani Pedrosa (Honda) - 341,6 km/h
Marc Marquez (Honda) - 341,2 km/h
Jorge Lorenzo (Yamaha) - 340,4 km/h
Valentino Rossi (Yamaha) - 340,3 km/h
Aleix Espargaro (Suzuki) - 339,9 km/h
Maverick Vinales (Suzuki) - 339,6 km/h
Bradley Smith (Yamaha) -338,8 km/h

Die Höchstgeschwindigkeiten in Q1:
Andrea Dovizioso (Ducati) - 348,1 km/h
Eugene Laverty (Ducati) - 345,4 km/h
Scott Redding (Ducati) - 344,2 km/h
Hector Barbera (Ducati) - 342,6 km/h
Pol Espargaro (Yamaha) - 338,9 km/h
Loris Baz (Ducati) - 338,8 km/h
Stefan Bradl (Aprilia) - 335,7 km/h
Aleix Espargaro (Suzuki) - 335,2 km/h
Cal Crutchlow (Honda) - 334,9 km/h
Jack Miller (Honda) - 334,5 km/h
Alvaro Bautista (Aprilia) - 330,6 km/h