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Reifenchaos: Michelin zieht beide Mischungen zurück!

Nach dem Reifenplatzer an Scott Reddings Ducati zieht Michelin beide Mischungen zurück und bringt einen "Spezialreifen" - Fahrer üben Kritik an den Franzosen

(Motorsport-Total.com) - Reifenchaos in der MotoGP: Nachdem im vierten Freien Training der Hinterreifen an der Ducati von Scott Redding platzte, überlegten Michelin, Rennleitung und Co. lange hin und her, wie es am Sonntag weitergehen soll. Nachdem das Qualifying zunächst noch ganz normal mit den beiden Mischungen Medium und Hard beendet wurde, trafen die Franzosen am Samstagabend die Entscheidung, beide Mischungen für das Rennen in Argentinien am Sonntag zurückzuziehen.

Titel-Bild zur News: Michelin

Michelin wird für das Rennen am Sonntag komplett neue Reifen bringen Zoom

Zwar war an der Ducati lediglich der Medium-Pneu geplatzt, doch der harte Reifen soll eine ähnliche Struktur haben, weshalb Michelin kein unnötiges Risiko eingehen will. Stattdessen kommt am Sonntag eine komplett neue Mischung zum Einsatz. Pikant: Der neue Reifen soll zwar stabiler sein, wurde bisher allerdings wohl noch nicht ausführlich getestet. Somit bleibt auch hier ein gewisses Risiko bestehen.

Hinzu kommt, dass die Teams über keinerlei Erfahrungswerte mit dem neuen Pneu verfügen. Daher wurde nun für Sonntagvormittag um 9:00 Uhr Ortszeit (14:00 Uhr MESZ) eine zusätzliche 30-minütige Trainingssession angesetzt, in denen sich Fahrer und Teams mit dem Reifen vertraut machen können. Offen bleibt allerdings die Frage, was passiert, wenn es am Sonntagmorgen regnen sollte.

Piloten auf Ursachenforschung

In einem Punkt sind sich jedenfalls alle Fahrer einig. "Die Sicherheit geht vor", erklärt Marc Marquez, der - ebenso wie seine Kollegen - Verständnis für die Entscheidung hat. Trotzdem sind die Piloten über den Vorfall natürlich alles andere als glücklich. "Wir hoffen, dass Michelin das gut untersucht, damit wir dieses Problem in Zukunft nicht mehr haben werden. Es ist sehr riskant für die Piloten", mahnt Weltmeister Jorge Lorenzo.

Denn noch ist ungeklärt, warum der Hinterreifen von Redding ohne Vorwarnung platzte. "Wenn du nicht aufpasst, dann wird die Temperatur in diesen langen Kurven sehr, sehr hoch", verrät Marquez und ergänzt: "Das ist besonders bei mir so. Ich weiß nicht, wie es bei den anderen aussieht, aber bei Ducati scheint das auch der Fall zu sein, denn ihre Reifen drehen stark durch."

Kritisch ist außerdem, dass es nicht der erste Vorfall dieser Art war. Beim Wintertest in Malaysia gab es an der Ducati von Loris Baz einen ähnlichen Vorfall. Valentino Rossi merkt an: "Dieses Problem ist Baz und Redding passiert, die die größten und vielleicht schwersten Piloten im Feld sind. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist der Luftdruck. Wir haben gehört, dass einige Teams damit herumspielen, um mehr Grip zu haben. Aber wir haben keine offizielle Bestätigung, ob das stimmt."

Lorenzo übt scharfe Kritik

Somit können alle Piloten momentan nur mutmaßen, wie es zu den Vorfällen kommen konnte - Und das dürfte nicht unbedingt dazu beitragen, dass sich die Fahrer auf ihren Bikes wirklich sicher fühlen. "Das Gewicht der Fahrer oder der Luftdruck sollten keine Rolle spielen - so etwas darf in der MotoGP nicht passieren", stellt Lorenzo ohne Umschweife klar. Auch bei Michelin wird man wissen, dass man spätestens jetzt unter scharfer Beobachtung steht.

Und was sagt der Betroffene selbst? "Es war wirklich beängstigend", schildert Redding die Situation. "Ich fühlte etwas Chattering am Hinterreifen und dann bekam ich einen Schlag. Ich sah, dass überall Teile des Bikes herumflogen. Ich dachte mir, dass mein Reifen explodiert wäre, und ich stellte mich auf einen harten Crash ein. Aber danach funktionierte der Reifen plötzlich wieder, so als ob noch Luft darin wäre."

Offenbar hat sich die oberste Schicht des Reifens gelöst und Redding am Rücken getroffen. Der Breite veröffentlichte in den sozialen Medien anschließend ein Foto seiner Verletzung. Einem Rennstart am Sonntag steht allerdings nichts im Weg. Michelin will den Reifen in der Heimat in Clermont-Ferrand nun genauestes untersuchen. Es dürfte daher wohl noch eine Weile dauern, bis es ein offizielles Ergebnis gibt.